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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Kimono?«
    »Ich habe nicht von Satoka gesprochen. Ich meine… Fräulein Perfekt!«
    »Wen?«
    »Fräulein Ich-bin-ja-soviel-besser-als-ihr. Die meine ich.«
    Eine längere Pause trat ein. Dann sagte Korin: »Mameha! Du liebe Zeit, es ist wirklich Mamehas Kimono! Ich kann’s nicht fassen, daß ich ihn nicht erkannt habe! Wie bist du denn an den gekommen?«
    »Vor ein paar Tagen hatte ich bei einer Probe etwas im Kaburenjo-Theater vergessen«, erklärte Hatsumomo. »Als ich hinter die Bühne ging, um es zu holen, hörte ich so etwas wie ein Stöhnen auf der Treppe nach unten. Also dachte ich mir: ›Das kann nicht sein! Das wäre der allergrößte Witz!‹ Und als ich hinunterschlich und das Licht einschaltete – rate mal, wer da wie zwei zusammengeklebte Reiskörner auf dem Fußboden lag!«
    »Das glaube ich nicht! Mameha?«
    »Sei nicht so dumm! Die ist doch viel zu etepetete, um so was zu tun. Es waren ihre Dienerin und der Aufseher des Theaters. Ich wußte genau, sie würde alles tun, damit ich sie nicht verrate, also bin ich später hingegangen und habe ihr erklärt, daß sie mir diesen Kimono von Mameha geben müsse. Als ich anfing, ihr zu beschreiben, welchen ich meinte, brach sie in Tränen aus.«
    »Und was ist in dem anderen?« fragte Korin und zeigte auf das zweite Päckchen, das noch ungeöffnet auf der Veranda lag.
    »Den hat das Mädchen von ihrem eigenen Geld kaufen müssen, und jetzt gehört er natürlich mir.«
    »Von ihrem eigenen Geld?« fragte Korin. »Welche Dienerin hat soviel Geld, daß sie sich einen Kimono kaufen kann?«
    »Na ja, wenn sie ihn nicht gekauft hat, wie sie behauptet, will ich nicht wissen, woher er kommt. Auf jeden Fall wird unser Fräulein Dummkopf ihn jetzt für mich ins Lagerhaus bringen.«
    »Aber Hatsumomo-san, ich darf das Lagerhaus nicht betreten«, wandte ich sofort ein.
    »Wenn du erfahren willst, wo deine Schwester ist, laß mich heute abend nicht alles zweimal sagen. Ich habe Pläne mit dir. Danach darfst du mir eine einzige Frage stellen, und ich werde sie dir beantworten.«
    Ich will nicht sagen, daß ich ihr glaubte, aber Hatsumomo besaß natürlich die Macht, mir das Leben auf jede nur erdenkliche Art schwerzumachen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu gehorchen.
    Sie legte mir den Kimono in seiner Leinenpapierhülle über den Arm und ging mit mir zum Lagerhaus im Innenhof hinüber. Dort öffnete sie die Tür und knipste das Licht an. Ich sah Regale voller Laken und Kissen, ich sah mehrere verschlossene Truhen und ein paar zusammengerollte Futons. Hatsumomo packte mich am Arm und zeigte auf eine Leiter an der Außenwand.
    »Da oben sind die Kimonos«, sagte sie.
    Ich stieg hinauf und schob oben eine Holztür auf. Das obere Stockwerk des Lagerhauses enthielt keine Regale wie der Raum unten. An zwei Wänden stapelten sich statt dessen rote Lackkästen fast bis zur Decke. Zwischen diesen beiden Kästenwänden verlief ein schmaler Gang mit Lattenfenstern an beiden Enden, über die zwecks Luftzufuhr nur Fliegendraht gespannt war. Der Raum war wie der untere grell beleuchtet, so daß ich die schwarzen Schriftzeichen auf der Vorderseite der Kästen lesen konnte. Da standen Wörter wie Kata-Komon, Ro – Schablonenmuster, leichter Seidenbatist – und Kuromontsuki, Awase – gefüttertes Festgewand mit schwarzem Wappen. Ehrlich gesagt, vermochte ich damals noch nicht alles zu entziffern, doch es gelang mir, ganz oben den Kasten mit Hatsumomos Namen zu finden. Es war mühsam für mich, ihn herunterzuholen, aber schließlich legte ich den neuen Kimono zu den wenigen anderen, ebenfalls in Leinenpapier gewickelten, und stellte den Kasten dorthin zurück, wo ich ihn gefunden hatte. Aus Neugier öffnete ich schnell einen anderen Kasten. Er war bis an den Rand mit mindestens fünfzehn Kimonos gefüllt, und auch alle anderen, deren Deckel ich hob, waren so vollgepackt. Als ich dieses Lagerhaus mit seinen vollen Kisten und Kästen sah, begriff ich, warum Großmama panische Angst vor einem Feuer hatte. Diese Kimonosammlung war vermutlich doppelt soviel wert wie die Dörfer Yoroido und Senzuru zusammen. Wie ich später erfuhr, waren die kostbarsten Kimonos sogar noch anderswo gelagert. Denn die wurden nur von Lerngeishas getragen, und da Hatsumomo sie nicht länger verwenden konnte, wurden sie sicher in einem gemieteten Schließfach verwahrt, bis sie wieder gebraucht wurden.
    Als ich in den Hof zurückkehrte, hatte Hatsumomo aus ihrem Zimmer einen Tuschestein und einen

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