Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
Vom Netzwerk:
nicht genug, und jetzt übernimmst du auch noch deren Aufgaben.«
    »Ich dachte, du solltest es lieber von mir erfahren«, entgegnete Tantchen. »Es ist – Mameha.«
    Ich hatte inzwischen schon befürchtet, daß meine Begegnung mit Mameha keine Ergebnisse zeitigen würde. Aber jetzt plötzlich zu hören, daß sie vor der Tür unserer Okiya stand… Nun ja, mir schoß das Blut so heftig ins Gesicht, daß ich mir vorkam wie eine Glühbirne, die eingeschaltet wird. Im Zimmer blieb es einen langen Moment totenstill, dann sagte Mutters Besucherin: »Mameha-san… Nun ja, dann werde ich sofort aufbrechen, aber nur, wenn Sie mir versprechen, daß Sie mir morgen alles erzählen.«
    Als Mutters Besucherin hinausging, nutzte ich die Gelegenheit, ebenfalls hinauszuschlüpfen. Dann hörte ich, wie Mutter in der Eingangshalle zu Tantchen etwas sagte, was ich niemals erwartet hätte. Sie klopfte ihre Pfeife in einem Aschenbecher aus, den sie aus dem Empfangszimmer mitgebracht hatte, und während sie mir den Aschenbecher in die Hand drückte, sagte sie: »Komm her, Tantchen, und richte mir bitte die Frisur.« Bis dahin hatte ich nie erlebt, daß sie sich auch nur im geringsten um ihre äußere Erscheinung kümmerte. Gewiß, sie trug sehr elegante Kleidung. Aber genauso, wie ihr Zimmer voll schöner Dinge war und dennoch hoffnungslos düster wirkte, hätte sie sich in die teuersten Stoffe kleiden können, und ihre Augen wären dennoch so ölig gewesen wie ein alter, übelriechender Fisch… Tatsächlich schienen ihr ihre Haare soviel zu bedeuten wie einer Lokomotive ihr Schornstein: Sie waren einfach das Zeug, das obendrauf war.
    Während Mutter zur Tür ging, blieb ich im Dienstbotenzimmer stehen und reinigte den Aschenbecher. Dabei strengte ich mich so sehr an, zu hören, was Mameha und Mutter sagten, daß es mich nicht überrascht hätte, wenn ich mir die Ohrmuskeln verrenkt hätte.
    Zunächst sagte Mutter: »Es tut mir leid, daß ich Sie warten ließ, Mameha-san. Welch eine Ehre, daß Sie uns besuchen.«
    Dann antwortete Mameha: »Sie werden mir hoffentlich verzeihen, daß ich so unangemeldet hier auftauche, Frau Nitta.« Oder etwas ähnlich Langweiliges. So ging es eine Weile weiter. Die ganze Lauschaktion lohnte der Mühe nicht.
    Endlich gingen sie durch die Eingangshalle ins Empfangszimmer hinüber. Ich war so sehr darauf versessen, ihre Unterhaltung mithören zu können, daß ich mir einen Lappen aus dem Dienstbotenzimmer holte, um damit den Boden der Eingangshalle zu polieren. Normalerweise hätte Tantchen mir nicht erlaubt, dort zu arbeiten, während ein Gast im Empfangszimmer saß, diesmal aber war sie ebenso aufs Mithören erpicht wie ich. Als die Dienerin, die den Tee serviert hatte, wieder herauskam, trat Tantchen sofort einen Schritt zurück, damit sie nicht gesehen werden konnte, und sorgte dafür, daß die Tür einen Spalt offenblieb. Ich selbst lauschte so gespannt, daß ich offenbar alles um mich herum vergaß, denn als ich irgendwann aufblickte, hatte ich Kürbisköpfchens rundes Gesicht unmittelbar vor der Nase. Obwohl ich gerade selbst eifrig am Putzen war und von ihr derartige Arbeiten nicht mehr erwartet wurden, lag sie auf den Knien und polierte den Boden.
    »Wer ist Mameha?« fragte sie mich flüsternd.
    Offenbar hatte sie gehört, was sich die Dienerinnen bereits zutuschelten; ich sah deutlich, wie sie im Hofkorridor bereits die Köpfe zusammensteckten.
    »Sie und Hatsumomo sind Rivalinnen«, antwortete ich ebenfalls flüsternd. »Sie ist die Geisha, deren Kimono ich auf Hatsumomos Befehl mit Tusche verschandeln mußte.«
    Kürbisköpfchen sah aus, als wollte sie mir noch eine Frage stellen, dann aber hörten wir Mameha sagen: »Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, daß ich Sie an einem Tag störe, an dem Sie soviel zu tun haben, Frau Nitta, aber ich würde gern kurz mit Ihnen über Ihr Dienstmädchen Chiyo sprechen.«
    »O nein!« stöhnte Kürbisköpfchen und sah mir in die Augen, um mir zu zeigen, wie leid ich ihr tat, weil mir ganz offenbar großer Ärger bevorstand.
    »Unsere Chiyo kann wirklich manchmal eine Plage sein«, gab Mutter zurück. »Hoffentlich hat sie Ihnen keinen Ärger bereitet.«
    »Nein, nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Mameha. »Doch mir fiel auf, daß sie in den letzten paar Wochen nicht in der Schule war. Ich bin so daran gewöhnt, ihr gelegentlich auf dem Gang zu begegnen… Gestern ist mir dann klargeworden, daß sie schwer erkrankt sein muß! Ich habe vor kurzem einen

Weitere Kostenlose Bücher