Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
Vom Netzwerk:
ihr puterrotes Gesicht verriet, daß sie eben
noch am Herd gestanden hatte. „Chef“, sagte Sakini, „sie weiß nicht, wie das
weitergehen soll. Viele Männer sitzen den lieben langen Tag untätig im Cha ya
herum und bestellen Reis und andere gute Dinge, und die japanischen Rationen
sind schon fast verbraucht.“
    „Tatsächlich?“ fragte Fisby
erschrocken.
    „Tatsächlich. Manche essen sechs- oder
siebenmal am Tag. Und am Abend geben sie ein Festessen für ihre Freunde aus
Klein-Koza, Maebaru oder Awasi.“
    „Und das bedeutet also, daß sie
achtzehn Stunden am Tage arbeiten muß?“
    „Das macht ihr am wenigsten aus, Chef.
Aber einer ihrer Söhne arbeitet von früh bis spät draußen auf der Farm, und
wenn er dann am Abend hungrig ins Cha ya kommt, sind alle Räume überfüllt von
den Faulenzern, und er findet zum Essen gerade noch einen Platz in der Küche.“
    Fisby sah ein, daß hier unbedingt
Wandel geschafft werden mußte, und das war eben nur möglich, wenn wieder Geld
in Umlauf kam. Wer arbeitete, sollte auch essen, und wer faulenzte, sollte
sehen, wo er blieb. Aber jede Arbeit verlangte ihren Lohn, damit der Arbeitende
seinen Unterhalt bezahlen konnte.
    „Wie lange, glaubt sie, werden die
Rationen noch reichen?“ fragte er, nachdem er sich dies alles hatte durch den
Kopf gehen lassen.
    „Vielleicht zwei Wochen.“
    „Schickt der Doktor schon etwas von
der Farm?“
    „Ja, Chef, Gemüse liefert er schon,
aber keinen Reis. Den hat er nicht angepflanzt.“
    Fisby war überrascht. „Nein? Warum
denn nicht?“
    „Das weiß sie nicht, Chef.“
    „So“, erwiderte Fisby und erhob sich,
denn er hielt es für richtig, erst einmal fachmännischen Rat einzuholen. „Sag
ihr, ich werde mich danach erkundigen.“ Er nahm seine Mütze. „Ich gehe jetzt
zur Farm, um mit dem Doktor zu reden.“
    Die Farm des Arztes lag am äußersten
Ende des Dorfes. Schon von fern leuchtete der weiße Zaun in der Morgensonne.
Als Fisby näher kam, sah er, daß man dort fieberhaft tätig war. Einige Männer
hackten die Gemüsebeete, andere gruben Löcher zu beiden Seiten des Weges, die
Zimmerleute waren damit beschäftigt, ein kleines Holzhaus zu errichten, und der
Doktor selbst stand über ein Zeichenbrett gebeugt, während sein Pferd in der
Nähe an einen Pfahl gebunden war.
    „He, Doktor“, rief Fisby, „was machen Sie
denn da?“ Der Doktor blickte auf. „Morgen, Fisby! Ich zeichne gerade die Pläne
für die Häuser meiner Arbeiter. Es ist für sie zu umständlich, jeden Tag den
weiten Weg hin und zurück machen zu müssen. Darum will ich sie alle mit ihren
Familien hier ansiedeln. Dort drüben brennen wir schon die Dachziegel. Sehen
Sie, da, wo der Rauch aufsteigt. Die Backsteine, die wir brauchen, machen wir
auch selber. Die Erde von der Küste eignet sich glänzend dazu. Jetzt muß ich
nur noch eine Mischung herausbekommen, die besser hält als Kalkmörtel. Dann
können wir mit dem Bau loslegen. Fisby, glauben Sie, daß sechs Quadratmeter
Wohnraum für eine Familie von normaler Größe ausreichen?“ Fisby zuckte die
Achseln. Woher sollte er das wissen! Außerdem war ihm im Augenblick der Reis
bedeutend wichtiger.
    „Wir können ihn hier doch gar nicht
anbauen“, antwortete der Doktor auf seine Frage. „Der Boden ist dafür viel zu
trocken. Aber auch wenn das anders wäre, würde es sich kaum lohnen. Selbst wenn
ich auf der ganzen Farm nur Reis anpflanzte, könnte ich kaum das Cha ya damit
versorgen — nicht einmal, wenn ich zwanzig Zentner von einem Morgen ernten
würde. Ich kann aber achtzig Zentner süße Kartoffeln, zweihundertfünfzig
Zentner Eierpflanzen oder Rüben und Zwiebeln von einem Morgen bekommen. Warum
soll ich mich dann mit zwanzig Zentnern Reis abplagen?“
    „Aber wer soll denn zweihundertfünfzig
Zentner Zwiebeln essen, Doktor?“ entrüstete sich Fisby.
    Der Doktor nickte. „Ich weiß schon,
was Sie meinen. Aber überlegen Sie einmal: Das, was ich eben aufgezählt habe,
gedeiht hier besonders gut. Ich kann also schon von einem kleinen Stückchen
Land so viel Rüben zum Beispiel ernten, wie das Cha ya für ein ganzes Jahr
braucht. Sie wissen doch — sie legen sie ein, und das ist auch sehr gut. Denn
diese Essiggemüse sind besonders vitaminreich.“
    „Ja, aber davon allein kann man doch
auch nicht leben“, wandte Fisby ein.
    „Natürlich nicht. Doch Hauptnahrung
hier sind ja auch süße Kartoffeln und Sojabohnen. Das ist immer so gewesen, und
das muß man deshalb auch bei der

Weitere Kostenlose Bücher