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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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und wandte sich dann folgsam zur Tür. »In Ordnung. Bin gleich wieder da.«
    Als die Haustür hinter ihm zugefallen war, trat Peter Quinnell einen Schritt zurück, um mich genauer in Augenschein zu nehmen. Ich tat so, als würde ich sein Taxieren nicht bemerken, und sah mich in dem kleinen Flur um. Allerdings gab es außer einem Haufen durcheinanderliegender Stiefel und Schuhe und einem wackeligen Stapel leerer Blumentöpfe nicht viel zu sehen. Ich vermutete, daß die eigentliche Eingangshalle irgendwo im Dunkeln hinter meinem Gastgeber lag, hinter den französischen Glastüren, in denen ich mein Spiegelbild erkennen konnte. Zu meiner Erleichterung stellte ich fest, daß ich überhaupt nicht nervös aussah.
    Peter Quinnell hatte seine Musterung beendet und bemerkte mit seitlich geneigtem Kopf: »Ich muß sagen, ich bin überrascht. Sie sehen ganz anders aus, als ich erwartet hatte.«
    »Ja, das hat Mister Fortune auch gesagt. Ich habe ihn im Bus getroffen«, fügte ich erklärend hinzu, als Quinnell fragend eine Augenbraue hob. »Ich schätze, alle dachten, ich sei groß und blond und mehr … na ja, eher …«
    »Genau. Unser Mister Sutton-Clarke hat da so seinen Ruf«, stimmte er mir zu. »Und er sagte, er kenne sie recht gut, so daß man sich natürlich ein gewisses Bild macht …« Er lächelte und zuckte die Achseln.
    »Tut mir leid, Sie zu enttäuschen.«
    »Um Himmels willen, ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Und David Fortune ist es bestimmt ebensowenig, wie ich ihn kenne. Sie haben ihn im Bus getroffen, sagen Sie? Er hat seine Mutter besucht, nicht wahr?«
    Ich gestand, daß ich keine Ahnung hatte, wo er gewesen war. »Er stammt wohl von hier?«
    »David? O ja. Geboren und aufgewachsen in Eyemouth, unser David. Er wohnt zwar schon seit einigen Jahren nicht mehr hier, aber seine Mutter hat ein Cottage direkt an der Küste, nördlich von Saint Abb’s.« Er wandte sich um, um eine der Glastüren zu öffnen, hinter der sich tatsächlich eine größere Eingangshalle befand. »Bitte kommen Sie hier herein. Ich werde das Licht anmachen, so.« Ich hörte das Klicken eines Schalters, und wie von Zauberhand verbreitete eine Lampe auf einer spanischen Truhe ihr warmes Licht, das von einem großen Spiegel und den Glasrahmen zahlreicher Drucke und Zeichnungen an den Wänden der quadratischen Halle reflektiert wurde.
    Man konnte tatsächlich vor lauter Bildern kaum die Tapete erkennen, und zusammen mit dem alten Orientteppich auf dem Fußboden ergab sich der Eindruck kultivierter und geschmackvoller Üppigkeit.
    Vor mir sah ich ein Fenster schimmern und eine dunkle Öffnung gähnen, bei der es sich wahrscheinlich um eine Kellertreppe handelte. An einer anderen Ecke schien ein Korridor abzuzweigen, aber mein Gastgeber zwang mir zum Glück keine Hausbesichtigung auf. Von den drei geschlossenen Türen, die von der Eingangshalle abgingen, wählte er die nächstgelegene zu meiner Linken. »Das Wohnzimmer«, sagte er, als er erneut nach einem Lichtschalter tastete. »Nicht das feine, fürchte ich, das liegt dort drüben« – er deutete mit dem Kinn auf die andere Seite der Halle –, »ist aber nicht sehr gemütlich. Ich ziehe dieses hier bei weitem vor.«
    Als das Licht anging, verstand ich, weshalb er den Raum mochte. Dunkelrot tapezierte Wände bildeten den passenden Rahmen für weitere Orientteppiche und ein zerknautschtes, abgenutztes Ledersofa, auf dem zwei ineinander verknäuelte Katzen schliefen. Ein zum Sofa passender Sessel stand in einer Ecke vor einigen schweren Bücherregalen, die mit alten und neuen Bänden vollgestopft waren, und noch mehr Drucke und Zeichnungen hingen unregelmäßig über das ganze Zimmer verteilt. Zwei schlichte Bahnen eines blumengemusterten Chintzstoffes, der an manchen Stellen ganz abgegriffen und von der Sonne ausgebleicht war, verdeckten ein hohes, breites Fenster. Wenn die Vorhänge zurückgezogen waren, überlegte ich, würde man von diesem Zimmer aus die Auffahrt überblicken können.
    Kaum hatte ich das gedacht, als die Haustür zuschlug und Adrian mit meinem Koffer vorbeiächzte. Seine Schritte verklangen auf einer Treppe, die ich von meinem Platz aus nicht sehen konnte.
    »Bitte, setzen Sie sich doch.« Peter Quinnell wartete, bis ich auf dem Sofa neben den Katzen Platz genommen hatte, bevor er seine lange Gestalt in den Sessel senkte, ein Bein geschmeidig über das andere schlug und seinen Kopf an das weiche Leder lehnte.
    Das war sein Zimmer, dachte ich – er hatte ihm

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