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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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oder?« wagte ich einzuwenden. »Ich meine, du und Peter, ihr seid doch jetzt beide allein und wohnt am selben Ort, und wenn ihr wolltet …«
    Sie schüttelte wieder energisch den Kopf, und zum erstenmal, seit ich sie kennengelernt hatte, spiegelten ihre Züge ihr wahres Alter wider. »Es gibt kein Zurück.« Weit draußen vor der Hafeneinfahrt schüttelten die Pferde des Meeresgottes ihre lockigen Mähnen und stürmten mit der unvermeidlichen Flut herein. Nancy Fortune stand ganz ruhig da und sah sie herankommen. »Das Leben geht weiter«, sagte sie sanft, »man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Man bekommt nur eine Chance, die richtige Entscheidung zu treffen.«

XXXII
     
    Das Zelt war im Inneren viel geräumiger und gemütlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Man konnte aufrecht darin stehen, in einer Ecke stand ein Feldbett und auf der anderen Seite sogar ein kleiner Schreibtisch aus Holz, der natürlich von Papierstapeln bedeckt war. Durch die Eingangsklappen, die zum Lüften zurückgebunden worden waren, drangen die schräg fallenden Strahlen der Morgensonne herein, und der herbe Geruch von Leder und sich erwärmender Zeltleinwand vermischte sich angenehm mit den schwächeren Düften von Seife und After-shave.
    David, der sich gerade die Schnürsenkel zuband, sah kurz auf und fragte: »Hab ich heute morgen zwei Köpfe?«
    »Wieso?«
    »Du starrst mich schon die ganze Zeit so an, seit du hereingekommen bist.« Er stand auf, stopfte sich sein Hemd in die khakifarbenen Shorts und grinste frech. »Oder bin ich einfach nur so unwiderstehlich?«
    Er sah tatsächlich ziemlich unwiderstehlich aus, wie er so frisch geduscht vor mir stand, die Haare feucht und zerzaust wie die eines Jungen. Es juckte mir in den Fingern, ihm durch die Locken zu fahren und sie zu glätten, aber ich reagierte auf seine Frage nur mit einem unverbindlichen Lächeln und sah mich anerkennend im Zelt um.
    »Das ist wirklich ein prima Zelt.«
    »Ja. Gibt einem ein richtiges Safarigefühl, findest du nicht auch? Ich wache jeden Morgen mit dem Drang auf, hinauszugehen und auf irgend etwas zu schießen. Andererseits«, gab er zu bedenken, »muß mich dieser Drang ja eigentlich zwangsläufig überkommen, wo ich doch täglich mit Adrian zusammenarbeite – ob mit Zelt oder ohne.«
    Ich lachte. »Adrian ist gar nicht so übel.«
    »Nein?« Er zog seine Armbanduhr an und tat, als würde er darüber nachdenken. »Na, vielleicht hast du recht. Aber sein Mundwerk bringt mich noch mal dazu, daß mir die Hand ausrutscht.«
    »Er wird immer furchtbar sarkastisch, wenn er beim Flirten den kürzeren zieht.«
    »Tatsächlich?«
    »Er ist nicht hinter mir her, falls du das denkst«, klärte ich ihn auf, »er ist bis über beide Ohren in Fabia verschossen.«
    David grinste wieder, diesmal noch breiter. »Wirklich? Der arme Kerl. Dann sollten er und Brian vielleicht einen Club aufmachen und gemeinsam ihren Kummer im Bier ertränken. Sie hat nämlich ein neues Opfer in ihren Fängen. Einen von diesen Tauchsportverrückten, die hier Urlaub machen.«
    Ich hatte selbst schon einen ähnlichen Verdacht gehabt, Fabia aber nie mit jemandem zusammen gesehen. Ich fragte mich, woher David seine Information hatte – er verließ Rosehill zur Zeit fast nie, weil er ganz von der Ausgrabung in Anspruch genommen war. »Du scheinst ja ganz gut Bescheid zu wissen.«
    »Oh, ich weiß alles über alle«, antwortete er verschmitzt. »Besonders seit meine Mutter in Saltgreens sitzt und den ganzen Tag aus dem Fenster schaut. Wirklich erstaunlich, was sie so alles sieht.«
    »Zu schade, daß du nicht mehr im Ship wohnst«, neckte ich ihn. »Dann könnte sie auch ein Auge auf dich haben.«
    »Nein, es ist besser, daß ich hier bin.« Das Leuchten in seinen Augen hatte etwas eindeutig Zweideutiges. »Es gibt ein paar Dinge«, sagte er, »die ich nicht unbedingt vor den Augen meiner Mutter tun möchte.«
    »Zum Beispiel?«
    Er lachte, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und zeigte es mir.
    »Oh«, machte ich, als ich wieder Luft bekam. » Diese Dinge.«
    »Und andere. Aber die muß ich dir ein anderes Mal demonstrieren. Im Moment sind wir nämlich spät dran.«
    Als wir die Küche von Rosehill House betraten, fanden wir dort Robbie, der ungeduldig auf einem Stuhl herumschaukelte. »Ich warte schon ganz, ganz lange«, beschwerte er sich. »Du hast zehn Uhr gesagt, und jetzt ist es schon elf vorbei.«
    David entschuldigte sich. »Aber wir kommen nicht zu spät, ich verspreche es

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