Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
dir.«
    Jeannie wandte sich lächelnd vom Herd ab. »Seid ihr sicher, daß es euch nichts ausmacht? Brian hat gesagt, er trifft sich mit euch am Hafen, sobald die Boote zurück sind.«
    Die Fischerflotte war an diesem Morgen nach Saint Abb’s, wo auch das Cottage von Davids Mutter lag, aufgebrochen, um die diesjährige Heringskönigin abzuholen und sie mit angemessener Eskorte die Küste entlang nach Eyemouth zu geleiten. David hatte mir erklärt, daß es immer so gemacht wurde – die Heringskönigin wurde zuerst mit dem Auto nach Saint Abb’s gefahren, wo sie von der gesamten Fischerflotte in Empfang genommen wurde. Ihre Rückkehr war für die Flut am Nachmittag angesetzt. Dann würde die Krönungszeremonie mit viel Prunk und Pomp im Gunsgreen-Haus, direkt beim Hafen, abgehalten werden.
    Robbie war jedoch mehr auf die Wettspiele für Kinder versessen, die immer vor der Krönungszeremonie abgehalten wurden. Jeannie wäre selbst mit ihm dorthin gegangen, wenn sie nicht seit dem Frühstück von heftigen Kopfschmerzen geplagt worden wäre, und da Brian nach Saint Abb’s gefahren war und Wally das Haus schon im Morgengrauen verlassen hatte, um bei den Vorbereitungen in der Stadt zu helfen, blieben nur David und ich als Begleitung.
    »Natürlich macht es uns nichts aus«, antwortete David. »Nach den Wettspielen nehmen wir Robbie mit ins Museum und zeigen ihm das tolle Kleid, das du als Heringskönigin getragen hast.«
    »Untersteh dich, sonst zwinge ich dich, es selbst zu tragen«, drohte sie. »All diese violetten Petticoats … und erst die Rüschen !«
    »Das war halt damals Mode«, tröstete ich sie. »Ich hatte mal ein Brautmädchenkleid im gleichen Stil.«
    Als sie mir entgegenhielt, daß mein Kleid aber nicht in aller Öffentlichkeit zur Schau gestellt worden war, zuckte ich die Achseln. »Dafür war ich ja auch keine Königin. Nach welchen Kriterien wird die Heringskönigin überhaupt ausgewählt?«
    »Schönheit«, sagte Jeannie mit todernster Miene, aber David ließ ihr das nicht durchgehen.
    »Waren es zu deiner Zeit nicht Zeugnisnoten?« fragte er.
    »Was heißt ›zu meiner Zeit‹? Bin ich etwa ein Fossil oder so was? Wer von uns beiden wird denn hier siebenunddreißig?«
    David schüttelte den Kopf. »Erst morgen. Heute bin ich noch ein junger Mann.«
    Robbie schnappte sich seinen Ärmel und zog ihn zur Tür. »Komm jetzt endlich«, sagte er. »Wir verpassen sonst noch alles.«
    Peter und die meisten Studenten waren schon vor uns in die Stadt gegangen, wohl eher von dem Treiben in den Pubs angelockt als von dem dringenden Wunsch beseelt, der Krönung der Heringskönigin beizuwohnen. Fabia hatte einigen der jungen Männer versprochen, innerhalb einer Stunde nachzukommen, aber sie schien sich wie üblich zu verspäten. Als wir durch die Vorhalle gingen, war sie gerade am Telefonieren.
    »… im Keller, ja. Morgen? Aber morgen ist Sonntag, sind Sie denn …? Ach so, ja, in Ordnung«, sagte sie und wandte sich beim Geräusch unserer Schritte halb um. »Okay, mache ich. Vielen Dank.«
    Sie legte mit einer leicht schuldbewußten Miene auf, und David grinste sie an.
    »Du bestellst doch wohl nicht schon wieder Nachschub für dein Fotolabor, oder?« fragte er.
    Sie wollte es gerade leugnen, besann sich dann aber eines Besseren. »Doch, ich brauche neues Material. Und Peter hat gesagt, ich kann mir alles für meine Dunkelkammer bestellen, was ich möchte.« Sie warf ihren blonden Schopf zurück und griff nach den Schlüsseln des Range Rovers. »Seid ihr unterwegs zu diesem Heringskönigin-Tamtam?«
    »Genau. Wie wär’s, wenn du uns mitnimmst? Wir wollten eigentlich zu Fuß gehen, aber Robbie hat es ziemlich eilig, und ich habe keine Lust, den ganzen Weg zu rennen.«
    »Bei deinen Beinen?« Aus Gewohnheit flirtend warf sie einen Blick auf seine Oberschenkel und Waden. »Das dürfte dir doch gar nichts ausmachen. Aber klar, ich kann euch mitnehmen, wenn ihr wollt.«
    Sie setzte uns vor dem Museum ab, wo eine lärmende Schar von Kindern mit beängstigender Energie umhertobte und den gesamten kleinen Platz eingenommen hatte. David und ich stellten uns an den Rand zu den Eltern, die den Marktplatz umringten und gebührenden Abstand von dem Treiben in der Mitte hielten.
    Als ich zusah, wie Robbie sich mit fliegenden Locken und leuchtenden Augen unter die anderen mischte und mit ihnen zu spielen begann, schoß mir der Gedanke durch den Kopf, daß unser Kind – Davids und meines – ihm wahrscheinlich recht

Weitere Kostenlose Bücher