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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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nicht zu fragen«, entgegnete David. »Sie benimmt sich heute, als wäre sie ungefähr so alt wie Robbie, und ist genauso schwer im Zaum zu halten. Ich mußte ständig aufpassen, daß mir die beiden nicht abhauen.«
    Brians Haltung lockerte sich, und er zündete sich lächelnd eine Zigarette an. »Einen von den Rangen nehm ich dir jetzt ab. Ich hab noch ein paar Stunden Zeit, bevor ich wieder los muß.«
    David sah über das Hafenbecken zu dem glänzenden, rot-weißen Bug der Fleetwing . »Fährst du heute abend mit ihr hinaus?«
    »Ich hab’s jedenfalls vor«, antwortete Brian und schnippte das Streichholz in das dunkle Wasser. »Mir fehlt zur Zeit noch ein Mann, aber das wird sich bald wieder ändern.«
    David runzelte die Stirn. »Wer fehlt denn?«
    »Mick.« Der Junge aus Liverpool, den niemand leiden konnte, erinnerte ich mich. Brian zuckte ohne Bedauern mit den Schultern. »Er ist heute morgen auf unseren Koch losgegangen. Ich mußte Mick rausschmeißen, sonst hätte Billy ihn umgebracht.« Er zog an seiner Zigarette und blies Rauch durch Mund und Nase aus. »Macht aber nichts, ich kenne einen Jungen, der seinen Platz einnehmen wird, so daß wir mit ein bißchen Glück noch ein paar gute Fangtage haben werden, ehe das Wetter umschlägt. Die Front, die sich da unten im Süden zusammenbraut, hat sich bisher nicht bewegt, hängt nur da und richtet keinen Schaden an.«
    Ich sah ihn besorgt an. »Zieht da etwa ein Sturm herauf?«
    »Schon möglich«, sagte Brian. »Er könnte nach Norden kommen oder auch nicht. Schwer zu sagen. Warum, haben Sie Angst, die Fleetwing könnte kieloben treiben?« Er betrachtete mich spöttisch und blies einen schwebenden Rauchkringel aus. »Seit den Zeiten des großen Unglücks hat sich viel getan – wir haben heute Sonar- und Radargeräte, alles mögliche. Sobald eine Sturmwolke auch nur rülpst, hab ich den Wetterdienst am Funkgerät, der mich vor ihr warnt.«
    »Und wenn du doch überrascht würdest«, sagte Robbie, »würde ich mit den Männern vom Rettungsboot kommen und dich holen. Ich habe ihnen nämlich genau zugesehen.«
    »So, hast du das?« Brians Blick wurde weich, als er in das emporgereckte Gesicht seines Sohns sah.
    »Also«, fragte David, »wen von den beiden willst du jetzt?«
    »Hä?«
    »Du hast gesagt, du würdest mir einen von beiden abnehmen«, erklärte David, der zwischen Robbie und mir stand, »aber du hast nicht gesagt, wen du haben willst.«
    »Ach so. Ich nehm den hier«, antwortete Brian und legte seinem Sohn eine Hand auf die schmale Schulter. »Er macht weniger Ärger.«
    »Gut, dann verschwinden wir jetzt. Wir wollen noch den letzten Teil der Krönung mitbekommen.« David griff wie ein verliebter Teenager nach meiner Hand und führte mich, unmelodiös vor sich hin pfeifend, zurück zum Mittelpier. »Guck mal, da ist dein Schwan. Was er wohl von diesem ganzen Trubel hier hält?«
    Ich ging nicht darauf ein. »Weißt du«, sagte ich mit gespielt nachdenklichem Ausdruck, »ich überlege mir gerade, was beleidigender war – daß du mich Brian angeboten hast, oder daß er mich abgelehnt hat.«
    »Ja, nun, wenn ich geglaubt hätte, daß er dich nehmen würde, hätte ich ihn nicht gefragt.«
    »Ich meine, ich will ja hier nicht die Schwierige spielen, aber …«
    Aus dem unmusikalischen Pfeifen wurde ein Glucksen. »Vielleicht mag ich schwierige Frauen ja.«
    »Sag das nicht zu laut«, forderte ich ihn heraus, »sonst wirst du herausfinden, wie schwierig …«
    »Achtung«, unterbrach er mich und hielt mich mit einem Arm zurück, als ein junger Mann sich über die Reling der Fleetwing schwang und direkt vor uns auf dem Pier landete.
    Er sah aus wie ein ganz normaler junger Mann, hatte kurzgeschnittene rotblonde Haare und ein längliches Gesicht, das weder hübsch noch häßlich war. Aber irgend etwas in seinen Augen gab mir ein ungutes Gefühl. Ich brauchte nicht erst seinen Liverpooler Akzent zu hören, um zu wissen, daß es sich um den Jungen handelte, den Brians Maat Billy hatte umbringen wollen. »Habe ich Sie erschreckt?« fragte er und rückte den Seesack auf seiner Schulter zurecht. »Tut mir leid.«
    »Nichts passiert«, sagte David. »Aber paß das nächste Mal auf, wo du deine Füße hinsetzt, Junge.«
    »Mach ich.« Das Lächeln, mit dem er David ansah, hatte fast etwas Bösartiges, und ich war froh, als er an uns vorbei den Pier hinunterging. Ich blickte ihm nach, bis er außer Sicht war.
    »Und das, vermute ich, war der berüchtigte Mick«,

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