Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
es sei alles Peters Idee gewesen. Ich glaube, sie hätte alles getan, um die Ausgrabung zu einem Mißerfolg werden zu lassen.«
Peter erinnerte mich sanft daran, daß er und nicht die Ausgrabung das eigentliche Ziel von Fabias Sabotageakten gewesen sei. »Am Ende läuft alles darauf hinaus«, sagte er, »daß sie mich in Mißkredit bringen wollte, mich – wie sie sagte – leiden sehen wollte.«
Hätte sie ihn jetzt sehen können, dachte ich, wäre sie wohl zufrieden gewesen. Die tiefen Furchen, die der Schmerz in sein klassisch geschnittenes Gesicht gegraben hatte, waren deutlich zu sehen. Trotzdem war Peter konsequent in seinen Handlungen geblieben, wie mir aufgefallen war. Traurig, aber ungebeugt hatte er den Nachmittag damit zugebracht, Drinks auszuteilen und Trost zu spenden, mit Anwälten zu telefonieren und sich um alles zu kümmern. Es lag, wie Nancy Fortune gesagt hatte, einfach in seiner Natur, für andere zu sorgen.
»Um Himmels willen«, sagte ich plötzlich, als mir etwas einfiel. »Deine Mutter!«
David sah mich erstaunt an. »Wessen Mutter?«
»Deine. Wir haben sie ganz vergessen. Sie sitzt bestimmt immer noch in ihrem Cottage und wartet darauf, daß wir sie abholen, oder?«
»Ja, schon«, antwortete David achselzuckend. »Aber ich kann nichts unternehmen, bevor Jeannie und Brian nicht zurück sind – ich habe kein Auto.«
Peter betrachtete ihn nachdenklich. »Ich denke wirklich, mein Junge, daß es besser wäre, jemand anderen deine Mutter abholen zu lassen. Du hattest heute nicht viel Glück mit geliehenen Wagen.«
David schwenkte abwehrend sein Glas. »Ich war es nicht, der den Jaguar in einen Zaun gesetzt hat.«
»Nein, aber wegen dir ist Verity überhaupt erst losgerast«, entgegnete Peter mit unfehlbarer Logik. »Und deshalb …«
Robbie mischte sich ein und sah David vorwurfsvoll an. »Du hast die Kette nicht genommen«, sagte er, als ob das alles erklärte. »Du hättest sie nämlich tragen sollen.«
Von allen Seiten belagert, leerte David mit einem schwachen Lächeln sein Whiskyglas. »Okay, aber wenn du das nächste Mal mit deinem Wächter sprichst, Robbie, könntest du ihm sagen, daß kein gewissenhafter Archäologe Fundstücke mit sich rumträgt.«
»Warum nicht?« fragte Robbie.
»Weil wir sie kaputtmachen oder zerstören würden«, erklärte Peter. »Wir sollten Dinge überhaupt nur ausgraben, wenn wir sie auch richtig aufbewahren und für andere ausstellen können.« Er schwieg einen Moment und schien über etwas nachzugrübeln. »Kann er uns wirklich hören, wenn wir mit ihm sprechen? Der Wächter, meine ich.«
Robbie nickte. »Er kann Sie sehen und alles. Aber Sie müssen lateinisch mit ihm sprechen, sonst versteht er Sie nicht. Ich kann ›hallo‹ auf lateinisch sagen«, verkündete er stolz.
»Sehr gut«, sagte Peter zerstreut und schon wieder tief in Gedanken. Das Knirschen von Reifen auf dem Kies brachte ihn zurück, und er hob erwartungsvoll den Kopf. »Ah, das müssen Jeannie und Brian sein.«
Jeannie sah froh und erleichtert aus, die ganze Sache hinter sich zu haben. »Es war gar nicht so schlimm«, sagte sie. »Wir sollten ihn nur identifizieren.«
»Wozu wir allerdings eine Weile brauchten, um ganz sicherzugehen, bei all den Verbänden um seinen Kopf«, ergänzte Brian. »Womit zum Teufel hat deine Mutter bloß zugeschlagen?«
»Mit ihrem Teekessel«, antwortete David. »Ihrem berühmt-berüchtigten Kupferkessel.«
Peter lächelte verstohlen. »Und ich möchte vermuten, daß er zu dem Zeitpunkt gut gefüllt war.«
Brian zuckte zusammen. »Autsch.«
»Wird die Polizei genug Beweise haben«, fragte Adrian, »um ihn vor Gericht bringen zu können?«
»Aber ja.« Brian nickte.
»Was macht Sie so sicher?«
»Nun, unter anderem die Tatsache«, sagte Brian und lehnte sich mit nachdenklichem Ausdruck in seinem Sessel zurück, »daß die Polizei kistenweise Schwarzmarktzigaretten und -wodka in Micks Wohnwagen finden wird.«
David grinste ihn an. »Nein, Brian, das ist nicht dein Ernst.«
»Und ob. Der verdammte Bastard verdient ein wenig mehr, als den blinkenden Teekessel deiner Mutter aufs Auge zu bekommen.«
Peter hörte plötzlich auf, seinen Wodka im Glas kreisen zu lassen, und sah Jeannie entschuldigend an. »Ich bitte Sie nur ungern, meine Liebe, weil Sie gerade erst zurückgekommen sind, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, nach Saint Abb’s zu fahren und Nancy zu holen?«
»Aber nein, natürlich nicht.« Sie nahm die Autoschlüssel vom Tisch
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