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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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noch fünf Pfund«, sagte er. »Soweit ich mich erinnere, ging die Wette darum, ob ihr ein Marschlager finden würdet, und nach allem, was man hier hört, habt ihr eine ganze Menge mehr gefunden.«
    Er meinte natürlich das Ausgrabungsteam, aber ich bezog die Bemerkung automatisch auch auf David und mich. »Ja«, antwortete ich. »Ja, das haben wir.«
    »So, so«, sagte Howard.
    »Was?«
    »Nichts. Hör zu, schick mir die Scherbe doch morgen gleich mit der Post zu, ja?«
    »Mach ich.«
    »Und meine fünf Pfund.«
    »Und deine fünf Pfund«, versprach ich. »Und, Howard?«
    »Ja?«
    »Falls du mit Doktor Lazenby sprichst …«
    »Ja?«
    »Würdest du ihm bitte sagen, daß ich nicht an Alexandria interessiert bin?«
    Kurzes Schweigen. »Bist du krank?«
    »Nein, ich bin vollkommen gesund. Und vollkommen glücklich hier.«
    Ich fühlte mich beinahe lächerlich glücklich, als ich auflegte. Seltsam, dachte ich, wie Gutes und Schlechtes oft zugleich geschahen, als ob eine unsichtbare Macht nach einem Gleichgewicht strebte. Peter hatte trotz seiner äußerlichen Gefaßtheit heute gelitten, wie kein Mensch zu leiden verdiente. Doch nun sollte er nach all dem, was er durchgemacht hatte, erfahren, daß Rosehill zweimal belagert gewesen war – nicht nur während der Feldzüge Agricolas, sondern noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt, nach dem Jahr 115, also um die Zeit, als die Neunte Legion, die Hispana zu ihrem fatalen Marsch nach Norden aufgebrochen war.
    Die Scherbe war zwar noch kein ausreichend konkreter Beweis, aber sie genügte, um dem archäologischen Establishment einigen Respekt für Peter Quinnell abzunötigen. Selbst diejenigen, die über seine Theorien spotteten, konnten ihn nun nicht länger als verrückt bezeichnen.
    Obwohl er auch nicht ganz normal war, dachte ich liebevoll, als ich hinausging, um ihn zu suchen.
    Er stand allein auf dem Feld – mit seinem im Wind wehenden weißen Haar und seiner stolz gereckten, markanten Kinnlinie sah er aus wie eine Gestalt aus einer Tragödie. Wie König Lear, der mit den Elementen ringt, nur daß die Elemente inzwischen ziemlich zahm geworden waren und Peter, auch wenn er einen großartigen Lear abgegeben hätte, doch zum Glück nur Peter war. Er sah sich um, als ich näher kam, und lächelte wehmütig.
    »Und da sage noch jemand, die Götter hören uns nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gerade über die Wahrheit nachgegrübelt, meine Liebe«, sagte er. »Und schon sind Sie da. Im Lateinischen ist die Wahrheit weiblich, nicht wahr? Veritas . Verity.« Mein Name klang dank seiner melodiösen Aussprache wie eine Zeile aus einem uralten Lied. »Die Wahrheit liegt irgendwo hier in diesem Feld vergraben. Doch wenn ich sie nicht beweisen kann, darf ich sie dann trotzdem Wahrheit nennen?«
    Ich dachte über die Frage nach. »Tja, ich kann den Wächter auch nicht sehen und habe keinerlei wissenschaftlichen Beweis für seine Existenz, und dennoch weiß ich, daß es ihn gibt.«
    »Ah, aber Sie haben ihn schon gesehen, nicht wahr? Wenn auch nur schemenhaft, aber Sie haben ihn gesehen. Wohingegen ich …« Seine Worte verklangen traurig im unsteten Wind.
    »Wohingegen Sie eine Topfscherbe haben, die aus der letzten Periode von Trajans Regierung stammt«, sagte ich und mußte lächeln, als er sich umwandte und mich anstarrte.
    »Wie bitte? Was habe ich?«
    Ich wiederholte, was ich gesagt hatte, und erzählte ihm von Howards Anruf. »Er sagt, er gibt uns gern eine genauere Datierung, wenn wir ihm die Scherbe nach London schicken.«
    »Meine Güte.« Er starrte mich noch einen Moment lang an und erdrückte mich dann fast in seiner Umarmung. »Das ist wunderbar, meine Liebe! Das ist absolut …«
    Das Zuschlagen einer Wagentür war auf der Auffahrt zu hören, und Robbie kam mit Kip im Gefolge durch das wehende Gras auf uns zugerannt. »Wir haben Granny Nan mitgebracht. Sie zieht sich nur andere Schuhe an, sagte sie, und kommt dann zu uns raus.«
    »Wunderbar«, sagte Peter.
    Der Collie strich schwanzwedelnd an uns vorbei, und Robbie deutete mit dem Kopf auf das Feld. »Sie haben ihn gefunden, stimmt’s?«
    Ich folgte seinem Blick und sah nichts. »Wen meinst du, Robbie? Den Wächter? Wo ist er?«
    »Genau da, wo Kip ist.«
    Keine vier Meter vor uns.
    Peter sah ebenfalls angestrengt in die Richtung. »Armer Kerl«, meinte er. »Ich hatte gehofft, er würde nach dem, was er heute getan hat, etwas Frieden finden. Schließlich hat er seine Aufgabe erfüllt und Ruhe

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