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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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und zusehen, wie er Gräben aushebt und nichts findet. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.«
    Adrian zuckte mit den Achseln. »In diesem Fall ist die Bezahlung besser.«
    »Ach, vergiß die Bezahlung«, wollte ich gerade sagen, aber meine Worte gingen in einem schrillen Reifenquietschen unter, gefolgt von dem unverwechselbaren Geräusch aufeinanderknallenden Blechs und splitternden Glases. Eine Sekunde nach dem Zusammenstoß hörte man plötzlich ein Krachen und Splittern, wie von einem Ast, der im Sturm von einem Baum abbricht, und ein zweiter, dumpferer Knall verhallte wie ein Echo des ersten.
    »Das war verdammt nah«, sagte Adrian.
    Seine Reflexe waren besser als meine. Als ich ihn eingeholt hatte, war er bereits in die Unfallszene verwickelt und spielte den Schiedsrichter zwischen einem rotgesichtigen Mann mit wild rollenden Augen und einem kleineren Kerl mit Brille, der eine Straßenkarte an seine Brust drückte und bestürzt auf das Wrack seines Autos starrte. Ich hatte Schwierigkeiten, die lebhafte, an Kraftausdrücken reiche Rede des größeren Mannes zu verstehen, aber offenbar hatte der Fahrer mit der Straßenkarte plötzlich angehalten, um sich zu orientieren, und das Ergebnis sahen wir nun vor uns.
    Quinnell kam mit besorgter Miene die Auffahrt heruntergeeilt, und im nächsten Augenblick erschien auch Fabia, um vom Straßenrand aus zuzusehen. Jeannie McMorran tauchte kurz in der Tür von Rose Cottage auf, warf einen Blick auf die Szene und drehte sich tatkräftig auf dem Absatz um. Sie ruft die Polizei an, dachte ich, und wenige Minuten später gab mir das Heulen einer Sirene recht. Ich ging aus dem Weg, so daß ich mit dem Rücken fast gegen die Mauer des Cottages stieß.
    Die Vorhänge in einem der kleinen Fenster neben mir bewegten sich, und ich sah kurz Robbies rundes, blasses Gesicht zwischen ihnen herauslugen. Ein Unfall, dachte ich, war bestimmt eine willkommene Abwechslung für ein Kind, das krank im Bett lag und sich langweilte. Und obendrein bekam der Junge auch noch Unterricht im Fluchen. Der große, dicke, rotgesichtige Mann – der ständig umfangreicher und rotgesichtiger zu werden schien – hatte inzwischen beinahe jeden Fluch, den ich kannte, und ein paar, die ich noch nie gehört hatte, ausgestoßen, während er dem bedrängt aussehenden Polizisten seine Version des Geschehens vortrug. »Ich mein«, sagte er mit einem derart starken schottischen Akzent, daß es wie eine Fremdsprache klang, »sehn Se sich doch mal an, was der Döskopp mit dem Mast dort gemacht hat! Das verdammte Ding is glatt umgefallen!«
    Für umgefallen benutzte er einen Ausdruck wie »cowpit ower«, und erst als ich sah, worauf er deutete, begriff ich, was gemeint war. Der hohe Mast war tatsächlich bei dem Aufprall entzweigebrochen und in die Wiese neben der Straße gefallen, wobei er ein Stück Hecke eingedrückt und mit einem Gewirr aus dicken, schwarzen Stromkabeln überdeckt hatte.
    Stromkabel …
    Ich erstarrte plötzlich und überlegte. Was hatte Robbie gerade vor einer Stunde zu David Fortune gesagt? Ich sah seine wachen Augen und sein sommersprossiges Gesicht vor mir und hörte die junge Stimme in überzeugtem Ton verkünden: »Der Strom wird sowieso bald ausfallen …«
    Unwillkürlich überkam mich ein Frösteln. Ich sah mich langsam, wie unter Zwang, nach dem Fenster um. Die Vorhänge bewegten sich noch einmal kurz, aber der Junge ließ sich nicht mehr blicken, obwohl ich das Fenster noch lange anstarrte.
    »Es ist wirklich bemerkenswert, was der Junge alles weiß«, sagte Peter Quinnell. »Wenn ich kein Gewissen hätte, würde ich mit ihm nach Newmarket gehen und ein kleines Vermögen machen.« Er lächelte bei dem Gedanken und beugte sich vor, um sich einen Schokoladenvollkornkeks von dem Tablett zwischen uns zu nehmen.
    Der Strom war wieder da, und er hatte sich diesen Umstand gleich zunutze gemacht, um eine Kanne Tee zu kochen. Ein heißer, süßer Schluck aus meiner Tasse wirkte gegen die noch in den Mauern des alten Hauses sitzende Kälte und machte den Aufenthalt in dem rot tapezierten Wohnzimmer trotz des Westwindes, der an den Fensterscheiben rüttelte, angenehm und gemütlich. Der schwarze Kater Murphy lag ausgestreckt auf dem Bücherregal und blickte träge auf uns herab, während seine Freundin Charlie auf der Armlehne meines Sessels vor sich hin döste.
    Ich streichelte ihr dichtes Fell, und sie streckte eine Pfote aus – zum Protest oder als Zeichen des Behagens? Bei Katzen wußte man das

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