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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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sechsten Sinn entwickelt, was die Hispana betrifft. Sie wissen ja, die meisten Historiker glauben, daß die Neunte einfach in die heutigen Niederlande beordert wurde, daß sie überhaupt nicht vernichtet wurde – jedenfalls nicht hier auf britischem Grund und Boden. Aber ich spüre es in meinen Knochen, meine Liebe. Ich spüre es in meinen Knochen.« Seine sanften Augen blickten an meiner Schulter vorbei zum Fenster, wo die Kastanie die kiesbestreute Auffahrt beschattete. »Der Devil’s Causeway führte hier entlang, die alte Römerstraße von York her. Jahrelang habe ich gedacht, die Hispana müsse in nordwestliche Richtung marschiert sein, aber jetzt glaube ich das nicht mehr. Sie sind die Ostküste entlang gekommen«, sagte er ruhig. »Sie sind an diesen Ort gekommen. Auch wenn Robbie seinen Wächter nicht gesehen hätte, hätte ich dieses Feld dennoch gefunden. Es war der Name des Hauses, wissen Sie, der mich darauf brachte.«
    Ich konnte keine Verbindung erkennen. »Rosehill?«
    »Er hat nichts mit Rosen zu tun«, erklärte er. »Hier gibt es nirgends Rosen, und ich habe mir von berufener Seite versichern lassen, daß es auch nie welche gegeben hat. Nein, einer der Einheimischen sagte mir, daß es früher ›Rogue’s Hill‹ geheißen habe, bis ins siebzehnte Jahrhundert hinein, als dieses Haus gebaut wurde. Der Familie hat der Name wohl nicht gefallen, vermute ich. Sie wollte etwas, das nobler klingt. Also wurde Rosehill daraus.«
    »Aber ich verstehe immer noch nicht«, sagte ich, »warum ›Rogue’s Hill‹ , ›Schurkenhügel‹ …«
    »Nein, es gab auch keine Spur von Schurken hier, das ist ja das Interessante. Noch nicht einmal einen Galgenbaum oder so etwas. Aber dann«, fuhr er fort, »kam mir die Idee, daß ›rogue’s‹ von dem lateinischen rogus abgeleitet worden sein könnte.«
    Die Katze auf meinem Sessel schrak plötzlich auf, als hätte ich ihr einen Schlag versetzt. Sie warf mir einen empörten Blick zu, machte einen Satz auf den Teppich und verschwand unter dem Ledersofa. » Rogus «, wiederholte ich langsam. Das lateinische Wort für den Scheiterhaufen bei einer Feuerbestattung.
    Möglich war es. Ortsnamen konnten oft Hinweise auf ihre Geschichte geben, und wenn die Neunte Legion tatsächlich hier ihr Ende gefunden hatte, dann hätte es natürlich Leichen gegeben, Tausende davon – oder Asche … Verbrannten die Römer ihre Toten zur Zeit Hadrians noch? Ich versuchte angestrengt, mich zu erinnern, als Quinnells ruhige Stimme meine Gedanken unterbrach.
    »Ich muß zugeben, daß ich auch Sie nicht zuletzt wegen Ihres Namens ausgesucht habe.«
    »Wie bitte?«
    »Verity.« Er lächelte. »Wahrheit. Danach werden wir schließlich diesen Sommer hier auf Rosehill suchen. Die Wahrheit ist es, was ich zu finden hoffe. Und ich dachte, wenn Sie zu unserem Team gehören würden … nun ja, ich betrachte Sie als eine Art Talisman, verstehen Sie. Als einen Glücksbringer.«
    Verdammte Iren, dachte ich. Sie konnten so unglaublich überzeugend sein. Hartnäckig erinnerte ich mich daran, daß er mir das ganze Wochenende Zeit gegeben hatte, mich zu entscheiden, und jetzt war es erst Freitag nachmittag. Genug Zeit, alles abzuwägen, bevor ich ihm meine Antwort gab. Auf dem Bücherregal an Quinnells Seite rührte sich der schwarze Kater, streckte sich und starrte mich mit wissenden Augen an. Du wirst sowieso ja sagen , schien er zu denken. Du magst den alten Mann, du bringst es nicht über dich, ihm einen Korb zu geben. Womit er natürlich recht hatte, aber ich wollte trotzdem noch ein bis zwei Tage warten, damit es wenigstens den Anschein hatte, als hätte ich mir alles gründlich überlegt.
    Quinnell beugte sich vor und schenkte uns aus der Teekanne nach. »Sie müssen sich noch nicht entscheiden«, sagte er. »Hier, nehmen Sie einen Keks.« Er bot mir den Teller an, als wollte er das Thema wechseln und mich nicht drängen, aber in seinen Augen schimmerte die gleiche Siegesgewißheit wie in denen des Katers, und ich wußte genau, daß Peter Quinnell wenig überrascht sein würde, wenn ich ihm am Sonntag schließlich mitteilte, daß ich die Stelle annahm.
    Ich griff seufzend nach einem Keks, und der schwarze Kater schloß die Augen.

VI
     
    Der Zug schlingerte zur Seite und wurde langsamer, und mein schläfrig nickender Kopf schlug gegen das Fenster, als wir über die Weichen ratterten. Über mir begann ein Lautsprecher zu knistern, und eine fröhliche Stimme verkündete, daß wir in Kürze Berwick

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