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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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lächelte mich freundlich an. »Wenn gar nichts mehr hilft, kann ich die Rechner immer noch mit meinem Kricketschläger bearbeiten. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Das wäre wunderbar, danke.«
    Er ging hinüber in den Gemeinschaftsraum und kam mit zwei bunten Bechern voll dampfender Flüssigkeit zurück – schwarz für ihn und mit Milch für mich. Er hatte mich erst einmal, am vergangenen Wochenende, Kaffee trinken sehen, und ich war erstaunt, daß er noch wußte, wie ich ihn nahm. Aber Peter Quinnell war, wie ich bereits festgestellt hatte, ein Mann, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, auch auf Kleinigkeiten zu achten.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie ihn gebrauchen«, sagte er, als er mir meinen Becher reichte. »Hat Sie der Regen letzte Nacht wach gehalten?«
    Ich versicherte ihm, daß ich sehr gut geschlafen hatte. »Ich bin nur einmal aufgewacht, und das lag an den Pferden ihres Nachbarn. Man sollte ihn dafür erschießen, daß er die Tiere bei diesem Wetter draußen läßt.«
    Quinnells Brauen zogen sich zu einem Ausdruck leichter Verwirrung zusammen. »Pferde?«
    »Ja, die auf dem Feld hier hinten. Sind es Rennpferde oder so was Ähnliches?«
    »Es gibt hier keine Pferde, meine Liebe. Vielleicht ein paar Kühe, aber …«
    »Ich habe sie jetzt aber schon zum zweitenmal gehört«, sagte ich fest. »Sie galoppieren.«
    »Ah.« Er nickte und lächelte in sich hinein, wie ein Vater, der sich über ein eigensinniges Kind amüsiert. »Vielleicht haben Sie die Schattenpferde gehört.«
    »Die was?«
    »Das stammt von Yeats«, erklärte er freundlich und zitierte den großen irischen Dichter: »›I hear the Shadowy Horses …‹ Ich höre die Schattenpferde … Púcas meinte er wahrscheinlich – böse Geister, die die Gestalt von Pferden annehmen. Obwohl jetzt eigentlich nicht die richtige Zeit für Púcas ist, ihr Monat ist der November.« Er legte nachdenklich den Kopf schräg. »Yeats könnte natürlich auch über Manannans Pferde geschrieben haben. In Irland ist unser Meeresgott, Manannan Mac Lir, gleichzeitig der Gott des Jenseits und fährt in einem Wagen hinter seinen Zauberpferden über die Wellen. Sie tragen die Menschen davon, diese Pferde, tragen sie in das Land, das die Lebenden nicht betreten können. Als ich klein war«, sagte er und sein Blick wurde weich, »hat mein Vater mir die heranrollenden Wellen mit ihren Schaumkronen gezeigt und gesagt: ›Sieh da, mein Junge, siehst du die Pferde von Manannan mit ihren weißen Mähnen … er wird gleich dahinter in seinem Wagen kommen.‹« Kein Wunder, daß alle Iren Poeten waren, dachte ich, wenn ihre Götter ihnen so nahe waren wie die Wellen des Meeres. »Und haben Sie ihn je gesehen?« fragte ich.
    »Manannan? O nein.« Die großen, schmalen Augen nahmen einen träumerischen Ausdruck an. »Aber ich werde ihn eines Tages sehen, meine Liebe. Wahrscheinlich früher, als mir lieb ist.«
    Seine Stimme war sanft und gottergeben, aber ich wollte nicht daran denken, daß er alt war und die Pferde des Meeresgottes bald kommen könnten, um ihn ins Reich der Toten mitzunehmen. Außerdem waren die Pferde, die ich in der Nacht gehört hatte, entweder reale oder geträumte Tiere gewesen, keinesfalls aber Fabelwesen aus der irischen Sagenwelt.
    »Ich habe mir die Scherbe, die Sie gestern gefunden haben, noch einmal angesehen«, wechselte er das Thema. »Habe sie ein bißchen gesäubert. Sie sieht jetzt ganz gut aus … möchten Sie sie sehen?«
    Er schloß den Lagerraum für die Fundstücke auf, schaltete das Licht ein und zeigte mir das glänzende dunkelrote Fragment, das frisch geschrubbt zum Trocknen auf einem Stück Zeitungspapier neben dem Waschbecken lag.
    »Die Kanten sind, wie Sie sehen, nicht stumpf und abgenutzt«, betonte er, »sondern noch scharf, was vermuten läßt, daß dieses Stück möglicherweise sehr bald nach dem Zerbrechen des Gefäßes verschüttet wurde. Es würde mich nicht wundern, wenn wir noch mehr Scherben in der Nähe fänden – Fragmente vom selben Gefäß.« Er beugte sich über die drei Eimer mit Erde, die David am Vortag zum Schutz vor dem Regen in diesen Raum gebracht hatte, und stocherte versuchsweise in einem davon herum.
    »Soll ich Ihnen beim Suchen helfen?« erbot ich mich.
    Doch bevor ich noch einen Finger rühren konnte, ertönte eine weibliche Stimme von der offenstehenden Tür her und erklärte energisch, daß ich nichts dergleichen tun würde. »Es ist dein freier Tag«, sagte Jeannie McMorran und

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