Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
war doch gleich sein Name? Der, der Ende des Monats zum Essen kommt.«
»Doktor Connelly.«
»Genau. Ist er auch dafür, nichts auszuschließen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, wenn wir ihm sagen würden, daß Robbie einen Römer gesehen hat, der auf dem Hügel herumspaziert …«
»… würde er uns alle einweisen lassen.« David grinste. »Nein, wir werden ein paar handfestere Beweise liefern müssen, damit Connelly seine Zustimmung gibt.«
»Ich wünschte wirklich, wir hätten mehr Zeit.«
»Wir haben noch zwei volle Wochen, das ist genug Zeit. Außerdem sind wir sehr nah an etwas dran, ich spüre es in meinen Knochen.«
»Sie klingen ja schon wie Peter.«
»Ja, nun, es färbt wohl ab mit der Zeit. Peter hat mir howking beigebracht, noch ehe ich richtig laufen konnte.«
» Howking ?«
Er warf mir einen frechen Blick zu. »Haben Sie Ihr Wörterbuch nicht dabei? Meine Mutter sagte, Sie hätten damit am Sonntag bereits ihren Spaß gehabt.«
Ich mußte ebenfalls lächeln. »Nein, leider nicht. Ich habe es im Haus gelassen. Was bedeutet howking ?«
»Graben. Etwas aus dem Boden ausgraben.« Er nahm seinen Kaffeebecher und zog eine Grimasse. »Furchtbares Zeug. Ich werde eine frische Kanne kochen. Möchten Sie auch eine Tasse?«
»Ja, gern. Mit Milch und Zucker.«
»In Ordnung.« David stand auf und streckte sich erst einmal in seiner vollen Länge, ehe er in Richtung des Gemeinschaftsraums verschwand. Während ich auf seine Rückkehr wartete, legte ich die vier neuen Scherben vorsichtig auf meinem Schreibtisch zurecht und beugte mich gedankenverloren darüber.
Das verstohlene Tapsen von Schritten schreckte mich aus meiner Konzentration.
Ich spürte, wie sich mir die Haare im Nacken aufstellten, und drehte mich mit einer schnellen Bewegung um. »Hallo?«
Niemand antwortete. In der Stille spannten sich meine Nerven bis zum Zerreißen an, und als ich einen kühlen Luftzug an meiner Hand spürte, machte ich vor Schreck fast einen Satz bis zu den Dachbalken hinauf. Als ich mich wieder etwas erholt hatte, sah ich auf das Etwas hinunter, das meine Hand berührt hatte. Ein Paar feuchte braune Augen blickte mich sanft und fragend an, und Kips langer, buschiger Schwanz wedelte zögerlich hin und her. Collies, dachte ich, sahen immer so verdammt intelligent aus, und dieser hier schien gerade abzuwägen, ob es klug war, sich mit jemandem anzufreunden, der derart schreckhaft und unberechenbar war.
Da ich Hunde schon immer gern um mich gehabt hatte, beeinflußte ich seine Entscheidung zu meinen Gunsten, indem ich ihn hinter den Ohren kraulte. »Hallo, Kip. Du hast mich ganz schön erschreckt, Junge. Wo ist denn dein Herrchen?«
Ich hätte schwören können, daß der Collie mit den Schultern zuckte, als wollte er sagen, er wisse es nicht. Jedenfalls war nirgends eine Spur von Robbie oder Wally zu sehen, und als ich fortfuhr, ihn zu kraulen, ließ sich der Hund wie erschöpft zu meinen Füßen nieder und rollte sich halb auf die Seite, damit ich seinen Bauch besser erreichen konnte.
»Bei dem müssen Sie aufpassen«, warnte David, der mit den Kaffeebechern in der Hand durch den Gang zurückkam. »Er kann stundenlang so verharren, wenn Sie ihn lassen.«
Adrian, der in dem Moment durch den Torbogen hereinkam, hörte die Warnung und lachte. »Ach, Verity macht das nichts aus. Sie hat eine Schwäche für Tiere, die dürfen bei ihr alles.«
Er kam zu meinem Schreibtisch herüber und stellte einen zugedeckten Teller vor mir ab. »Ihr Frühstück, Madame«, verkündete er und zog schwungvoll den Deckel herunter. »Jeannie sagt, ich soll darauf achten, daß du es auch ißt, weil du dich heute morgen mit leerem Magen davongeschlichen hast.«
Mit einem schweren Seufzer starrte ich auf den Berg von Würstchen und Spiegeleiern hinunter, der von Toaststreifen und Tomatenscheiben eingerahmt war. »Aber ich frühstücke eigentlich nie richtig, wie du weißt. Höchstens eine Scheibe Toast, aber …«
»Ich habe meine Anweisungen«, sagte Adrian und legte mit entschiedener Geste Messer und Gabel neben dem Teller ab.
David grinste und reichte mir einen Becher. »Hier ist Ihr Kaffee.«
»Ich gebe Ihnen fünf Pfund, wenn Sie das für mich essen«, bot ich ihm hoffnungsvoll an, aber er weigerte sich, darauf einzugehen.
»Ich habe schon gefrühstückt, danke. Also, was halten Sie von den Scherben?«
Ich stellte den Teller vorübergehend zur Seite, in sicherer Entfernung von den vier kleinen dunkelroten Bruchstücken. »Nun,
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