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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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wusch ich mir die Hände und begann dann mit meinen detailgetreuen Zeichnungen von den Topfscherben.

XIV
     
    Ich gab die Zeichnungen und die Fotos mit der Nachmittagspost auf und wartete dann ungeduldig auf Howards Antwort. Er war immer unglaublich schnell und zuverlässig. Ich erwartete praktisch, daß er mich gleich am nächsten Tag anrufen würde, sobald der Umschlag auf seinem Tisch gelandet war, aber es dauerte noch bis Freitag morgen, bis ich einen Anruf vom Britischen Museum erhielt.
    »Ehe ich mich zu diesen Scherben äußere«, sagte Howard, »muß ich dich einfach fragen: Was zum Teufel treibst du eigentlich dort oben? Wir mußten Eyemouth erst einmal auf der Landkarte suchen, meine Güte. Die ganze Abteilung hat sich während der Teepause gestern den Kopf zerbrochen, aber niemand konnte sich an eine aktuelle Ausgrabung in dieser Gegend erinnern.«
    Ich grinste in den Hörer hinein und tastete in meiner Jackentasche nach einem Stift, während ich gleichzeitig mein Notizbuch auf der Kante des schmalen Tischs in der Vorhalle balancierte. »Tja«, sagte ich, »ich werde selbst ständig von den Leuten hier daran erinnert, daß man unten in London eben nicht alles weiß.«
    »Es ist also tatsächlich eine Ausgrabung? Wer leitet sie?«
    Ich sagte es ihm und wartete, während er überlegte. Howards Gedächtnis arbeitete zwar langsam, war aber von enzyklopädischem Umfang. Er brauchte weniger als eine Minute, um den Namen einzuordnen. »Großer Gott, doch nicht der Peter Quinnell? Erzähl mir nicht, daß er immer noch hinter der Neunten Legion her ist!«
    »Nun ja …«
    Howard stöhnte mitleidig. »Mein liebes Mädchen, Quinnell wird schon nicht mehr ernst genommen, seit ich ein Knirps in kurzen Hosen war. Und er ist inzwischen doch sicher steinalt?«
    »Ach, sei nicht so ein Snob«, antwortete ich, weil ich wußte, daß ihn das treffen würde. »Er ist erst Anfang Siebzig, da ist man heutzutage noch lange kein Tattergreis. Und ich finde ihn sehr faszinierend.«
    »Na schön, solange er dir einen Haufen Geld bezahlt …«
    »Die Scherben?« hakte ich geduldig nach.
    »Ach so, ja. Also, dein erster Eindruck war ganz richtig.«
    »Sie stammen aus der Zeit Agricolas.« Ich spürte einen Anflug von Enttäuschung, als ich das sagte.
    »Ja.«
    »Alle?«
    »Es sind alles Stücke von einer einzigen Schale, würde ich sagen.«
    »Oh.« Soviel also zu meinem Verdacht, daß die Randscherbe nicht zu den anderen paßte, dachte ich. Howards Wissen über die sogenannte samische Keramik war über jeden Verdacht erhaben.
    »Eine sehr hübsche kleine Schale«, fuhr er fort. »Das passende Gegenstück zu einer, die in Deutschland ausgegraben wurde, und zwar von …«
    Ich unterbrach ihn. »Um welche Zeit handelt es sich genau?«
    »Oh, ich würde sagen, sie wurde zwischen 80 und 82 nach Christus hergestellt. Das hilft euch bei der Suche nach der Neunten Legion leider nicht viel weiter, fürchte ich.«
    »Man kann nie wissen. Wenigstens ist es ein früherer Zeitraum und kein späterer. Das Gefäß könnte schließlich vierzig Jahre alt gewesen sein, als es zerbrach«, argumentierte ich dickköpfig. »Und außerdem haben wir gerade erst damit begonnen, die äußeren Grenzen der Stätte abzustecken. Ich bin sicher, wir werden noch mehr Topfscherben finden, wenn wir erst richtig mit der Ausgrabung anfangen.«
    »Was ihr finden müßtet«, dozierte er, »wäre eine Scherbe, die in ein Pfostenloch eingehämmert wurde oder so etwas, damit ihr sicher sein könnt, daß sie aus der Zeit des … was ist es genau, wonach ihr grabt?«
    »Ein Marschlager.«
    »Ach so«, sagte er ohne Begeisterung. »Keine Chance, dort Pfostenlöcher zu finden. Jedenfalls keine richtig großen.«
    Er hatte wie immer recht. Da Marschlager meist nur für eine Nacht errichtet wurden, wiesen sie keine dauerhaften baulichen Strukturen auf, und selbst die Pfähle auf den Wällen waren deutlich kleiner als die, die für Forts verwendet wurden. Deshalb hinterließen sie oft überhaupt keine Spuren.
    »Außerdem«, gab Howard zu bedenken, »ist es mehr als unwahrscheinlich, daß ihr auch nur ein Marschlager finden werdet. Nicht, wenn du für Peter Quinnell arbeitest.«
    »Ich wette mit dir um fünf Pfund.«
    »Wie bitte?«
    »Daß es ein Marschlager ist.«
    »Mach eine Flasche Gin daraus, und die Sache gilt.«
    »Fünf Pfund«, wiederholte ich fest.
    »Einverstanden. Ach übrigens, weißt du eigentlich, daß Lazenby auf der Suche nach dir ist?«
    »Doktor Lazenby?

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