Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
weiß, was der Doktor gesagt hat«, schnitt er ihr das Wort ab, und seine grauen Augen blickten unbeeindruckt. »Aber Nancy Fortune hat schon immer gemacht, was Nancy Fortune wollte, und sie sah nich aus, als würd sie mit einem Fuß im Grab stehen, als ich sie zuletzt gesehen hab.«
    Zwei Stunden später, als ich zusammen mit Peter in dem gemütlichen roten Wohnzimmer Tee schlürfte, hörte ich von ihm einen ähnlichen, wenn auch etwas abgewandelten Kommentar über Davids Mutter.
    »Eine schwierige Frau«, meinte er kopfschüttelnd. »Sehr schwierig. Sie hört einfach auf niemanden, wissen Sie, hat es noch nie getan. Ihr Arzt sagt, sie muß unbedingt kürzertreten, aber Nancy … schlägt seinen Rat einfach in den Wind.«
    Allem Anschein nach hatte er getrunken. Das Glas neben seiner Teetasse enthielt einen Fingerbreit einer klaren Flüssigkeit, von der ich nicht annahm, daß es sich um Wasser handelte. Sein Seufzen klang jedoch, als seien seine Gewohnheiten über jeden Tadel erhaben, geradezu vorbildlich, und als müßte nur Davids Mutter ein wenig Vernunft annehmen …
    »Mir jedenfalls kam sie sehr gesund vor«, sagte ich. »Ich fand sie sehr sympathisch. Und das Museum gefiel mir auch, es ist bemerkenswert gut konzipiert.«
    »Sie haben sicher den Wandteppich gesehen? Den Gedenkteppich?«
    »Ja.«
    »Sie gedenken ihrer großen Katastrophe sehr gewissenhaft hier in Eyemouth.« Er hob Murphy von der Armlehne des Ledersessels hoch und legte ihn sich auf seine Knie. »Nicht, daß ich etwas gegen Menschen habe, die in der Vergangenheit leben«, fuhr er fort und streichelte den Kater dabei geistesabwesend. »Ich mache es selbst oft genug. Liegt wahrscheinlich an meinem irischen Blut.« Er lächelte. »Mir hat immer ein Satz von diesem Schriftsteller gut gefallen – von dem, der Trinity geschrieben hat …«
    »Leon Uris.«
    »So heißt er? Er schrieb jedenfalls, daß es in Irland keine Zukunft gebe, nur die Vergangenheit, die sich wieder und wieder ereigne. Hier habe ich dasselbe Gefühl. Die Vergangenheit ist immer ganz nahe auf Rosehill. Immer ganz nahe.«
    Der Kater gähnte unter der streichelnden Hand, richtete seinen starren Blick einen Moment lang auf mich und sah dann zum Fenster. Er fauchte nicht oder machte sonst ein Geräusch, aber die schwarzen Fellhaare entlang seines Rückens stellten sich unvermittelt auf.
    »Sehen Sie?« sagte Quinnell leichthin. »Unser Wächter geht vorbei.«
    Er sagte es vermutlich im Scherz, aber dennoch glaubte ich, durch das Heulen des Windes hindurch Schritte zu hören, die langsam und gemessen über die kiesbestreute Auffahrt gingen.

XIII
     
    David war bereits in seine Arbeit vertieft, als ich am Mittwoch morgen noch vor dem Frühstück hinauf zu den Principia ging. Er schwang auf seinem Drehstuhl herum, als ich hereinkam, und sein Gesicht, auf das das kalte, blaue Licht des Computerbildschirms fiel, sah entsetzlich müde aus. »Morgen«, begrüßte er mich, wobei sein Kinn ganz steif wurde, weil er ein Gähnen unterdrücken mußte. Er griff nach seinem Kaffeebecher auf dem Schreibtisch. »Sie sind früh auf.«
    »Das müssen Sie gerade sagen.« Ich setzte mich auf meinen eigenen Schreibtischstuhl in der Box gegenüber und drehte ihn zu David herum. »Sind sie tatsächlich schon am Arbeiten zu dieser unchristlich frühen Stunde?«
    »Ich spiele jedenfalls keine Computerspiele, falls Sie das meinen.« Er schien guter Stimmung zu sein an diesem Morgen, entspannt und gesprächig. »Die befinden sich alle auf Adrians Festplatte. Er hat ein Golfspiel und allen möglichen anderen Kram. Ich hingegen gebe nur meine Feldnotizen vom Samstag ein, ehe ich vergesse, was ich mir dabei gedacht habe.« Die blauen Augen zwinkerten mir freundlich, ja geradezu herausfordernd zu. »Und was ist Ihre Entschuldigung?«
    »Konnte nicht schlafen.« Ich dachte flüchtig daran, ihn zu fragen, ob er je galoppierende Pferde auf dem Feld gegenüber gehört habe, aber nach einem weiteren Blick in diese klaren, vernünftigen Augen entschied ich mich dagegen. »Unterrichten Sie nicht normalerweise mittwochs?«
    Er schüttelte seinen dunklen Kopf. »Wir haben nachmittags Konferenzen und dergleichen, aber ich fühle da so einen Anflug von Husten in meiner Brust …« Er zwinkerte mir zu. »Jedenfalls wollte Peter mir schon die ganze Zeit zeigen, was er gefunden hat, als er den Graben erweiterte.«
    »Ach ja, noch mehr Topfscherben.« Ich ging und holte sie aus dem Fundstückeraum. »Wir haben gestern vier

Weitere Kostenlose Bücher