Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
auf jeden Fall eine zweite Messung für seine Unterlagen.«
    »Wie konnte er denn das erste Ergebnis verlieren?« fragte ich mißtrauisch.
    »Ich hatte nichts damit zu tun.« Er hob die Hand zum Schwur wie ein Pfadfinder. »Ich bin zwar froh, daß das verdammte Ding sich in Luft aufgelöst hat, aber ich hatte nichts mit dem Verschwinden zu tun.«
    Nachdem ich ihm einen Moment lang forschend ins Gesicht gesehen hatte, entschied ich, daß er die Wahrheit sagte. Wahrscheinlich, dachte ich, hatte Peter das gefälschte Untersuchungsergebnis selbst ins Feuer geworfen und damit ein heikles Problem gelöst. Wenn das Ergebnis »verloren« war und auch die Daten in Adrians Computer gelöscht waren – ich war mir sicher, daß Adrian dafür eine plausible technische Erklärung gefunden hatte – , schien es nur natürlich, daß Peter um eine neue Untersuchung der Südwestecke bat. Somit waren nicht nur alle Spuren des gefälschten Ergebnisses beseitigt, sondern Adrian erhielt auch gleichzeitig die Chance, sich beruflich zu rehabilitieren.
    Eine elegante Lösung, fand ich, die ganz und gar Peters Stil entsprach.
    Adrian, der nach wie vor keine Ahnung hatte, daß Quinnell über die Fälschung Bescheid wußte, und daher über die taktischen Feinheiten seines Auftrags nicht im Bilde war, warf mir nur einen ungehaltenen Blick zu und deutete auf Höhe meiner Knie. »Muß dieses verdammte Vieh dir überallhin folgen?«
    Ich sah etwas überrascht nach unten, wo Kip mich freundlich anblickte, ein Ohr nach vorne abgeknickt. Der Collie hatte sich angewöhnt, mir Gesellschaft zu leisten, wenn Robbie in der Schule war, und folgte mir meist so leise auf den Fersen, daß ich seine Anwesenheit manchmal ganz vergaß. Wally hatte schon scherzhaft bemerkt, daß der Hund genau wie sein Herrchen einen Narren an mir gefressen habe. Ich persönlich führte seine Anhänglichkeit allerdings eher auf die Würstchen zurück.
    »Als ob du neuerdings sechs Beine hättest«, beschwerte sich Adrian. Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu und sah blinzelnd an mir vorbei über die Wiese. »Tust du mir einen Gefallen, Verity, Darling, und mißt einmal, wie weit es von hier, wo ich stehe, bis zu dieser Mauer dort drüben ist?«
    »Wie, damit?« Ich bückte mich resigniert, um sein Yardmaß aufzuheben. »Wo ist denn dieses kleine Ding mit den Rädern? Das man nur vor sich herschieben muß?«
    »O komm, Verity, sei kein Baby. Du weißt, wie man mit einem Yardmaß umgeht, ich habe es schon gesehen.« Er nickte entschieden in die Richtung, in die ich gehen sollte. »Nur bis zu dieser Mauer, bitte.«
    »Ich dachte, du hättest diese Ecke schon genau vermessen …«
    »Verity …«
    Ich folgte gehorsam. Bei dem zerfallenden Stück Trockenmauer richtete ich mich auf und rief: »Sechsundfünfzig Fuß, zwei Zoll.«
    Er legte eine Hand ans Ohr. »Was?«
    »Ach, zum Teufel.« Kip im Gefolge ging ich die Strecke wieder zurück. Auf der anderen Seite des Felds konnte ich David und Quinnell sehen, die Köpfe nachdenklich in Betrachtung der rauhen Grasnarbe zu ihren Füßen gesenkt, während Wally stirnrunzelnd daneben stand und Brian sich über Fabias Schulter beugte, als wollte er eine fachmännische Meinung abgeben.
    Jeannie, stellte ich fest, war verschwunden. Bestimmt war sie zurück ins Haus gegangen, denn es war nur noch eine Stunde bis zum Mittagessen, und sie hatte wahrscheinlich ein kulinarisches Meisterwerk vorbereitet, das sie rechtzeitig in den Ofen schieben mußte. Mein Magen gab ein kleines, erwartungsvolles Knurren von sich, als ich wieder bei Adrian anlangte.
    »Sechsundfünfzig Fuß, zwei Zoll«, wiederholte ich.
    »Danke.« Er notierte sich die Zahl und warf dann einen kurzen Blick über seine Schulter auf die anderen. Einige Minuten später sah er wieder zu ihnen hin und grinste. »So, so«, sagte er gedehnt, »ich glaube tatsächlich, der alte Junge ist eifersüchtig.«
    »Wer, Peter? Auf wen sollte er eifersüchtig sein?«
    Adrian sah mich ein wenig mitleidsvoll an. »Lieber Himmel, du kannst vielleicht begriffsstutzig sein. Nein, meine Liebe, nicht Quinnell. Der andere. Er ist gerade dabei, mich mit Blicken zu erdolchen.«
    Ich drehte mich um und erhaschte noch einen kurzen Blick auf Davids finstere Miene, ehe er wieder den Kopf senkte. Standhaft ignorierte ich den kleinen Freudenschauer, der mich durchrieselte, und befahl Adrian, kein Idiot zu sein.
    »Das ist nichts Persönliches. Er erdolcht jeden mit Blicken, seit Jeannies Mann angekommen

Weitere Kostenlose Bücher