Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
»Howard hat außerdem noch gesagt, daß Doktor Lazenby nach mir sucht.«
Adrian war schon immer schnell im Kombinieren gewesen. Er fuhr herum und fragte mit weit aufgerissenen Augen: »Doch nicht etwa, um dir eine Stelle bei der Ausgrabung in Alexandria anzubieten?«
»Anscheinend schon, ja …«
»Alles klar. Das war’s dann wohl für dich hier, oder?«
»Ich weiß es nicht.«
»Verity«, mahnte er und sah mich kopfschüttelnd an. »Ich bin es, Adrian, erinnerst du dich? Ich weiß genau, was allein die Erwähnung des Namens ›Alexandria‹ bei dir bewirken kann.«
»Ja, schon, aber ich habe bisher noch nicht einmal mit Lazenby selbst gesprochen«, verteidigte ich meine Unentschlossenheit. »Und es besteht kein Grund zur Eile – er wird nicht vor September aufbrechen.«
Adrian lächelte mich ungläubig an, ehe er seinen Blick wieder dem Monitor zuwandte. »Also, wenn ich gewußt hätte, daß du dein Herz so an Quinnell hängen würdest, hätte ich dich lieber unten in London gelassen.«
»Hinterher«, erwiderte ich, »weiß man immer alles besser. Außerdem ist es nun zu spät. Wenn ich mich Peter bisher noch nicht verpflichtet fühlte, tue ich es jetzt nach meinem Gespräch mit Howard.«
»Warum? Was hat Howard über ihn gesagt?«
»Nur daß Peter ein alter Spinner sei, den man nicht mehr unter die ernst zu nehmenden Archäologen rechnen sollte.«
Adrian warf mir einen ironischen Seitenblick zu. »Nun ja, Darling …«
»Ach, es ist nicht so sehr das, was er sagte, sondern die Art, wie er es sagte. Du hättest ihn hören sollen, er war so verdammt überheblich. Das hat mich provoziert«, gestand ich.
»Und dann?«
»Was meinst du mit ›und dann‹?«
»Wie ich dich kenne, hast du Howard seine Überheblichkeit wohl kaum durchgehen lassen.«
Durch seine belustigte Miene herausgefordert, hob ich mein Kinn ein Stück und sagte gereizt: »Nun, wenn du es unbedingt wissen möchtest, ich habe mit ihm um fünf Pfund gewettet, daß wir ein Marschlager aus dem in Frage kommenden Zeitraum finden werden.«
»Ich bin stolz auf dich. Blindes Vertrauen war schon immer deine größte Stärke.«
»Das ist kein blindes Vertrauen, es ist …«
Er unterbrach mich. »Ich werd verrückt«, sagte er gedehnt. Er starrte auf den Computerbildschirm, und etwas in seinem Gesichtsausdruck ließ mich hellwach werden, und ich richtete mich kerzengerade auf.
»Was ist los?«
»Sieh dir das an.« Er rückte ein Stück zur Seite, damit ich meinen Stuhl näher heranrollen und mir die gezackten schwarzen und weißen Linien ansehen konnte. Auf den ersten Blick sah das Profil der von Adrian und Fabia untergeschobenen Graphik auffallend ähnlich: Graben und Wall waren fast an genau der gleichen Stelle durch einen scharfen Einschnitt markiert. Aber Adrian zeigte auf eine andere, weniger auffällige Besonderheit. »Da, siehst du das?«
»Was ist das?«
»Warte einen Moment.« Adrian drückte ein paar Tasten und ersetzte das Bild durch sechs kleinere Ausschnitte, wobei er erklärte: »Ich habe diese Ecke heute nachmittag mehrmals mit dem Radargerät abgeschritten, und das hat mir der Registrierapparat ausgedruckt. Siehst du? Hier ist ein Leuchtfleck. Und dort noch einer.«
Ich betrachtete die Diagramme angestrengt. »Ich sehe drei.«
»Stimmt. Und jetzt«, sagt er, und gab wieder eine Reihe von Befehlen ein, »will ich dir zeigen, wie diese Punkte auf unserer Karte der Ausgrabungsstätte aussehen.«
Die Darstellung auf dem Bildschirm veränderte sich erneut und wurde zu einem topographischen Kartenausschnitt der Südwestecke, auf dem sich die drei mysteriösen Leuchtflecke nun als kleine schwarze Punkte zeigten.
Ich schüttelte den Kopf. »Das könnte alles mögliche sein.«
Ohne auf mich einzugehen, zeichnete Adrian mit der Maus den uns bekannten Verlauf von Graben und Wall ein und setzte einen vierten Punkt hinzu. »Sieh noch mal hin«, forderte er mich auf.
Es war natürlich reine Spekulation, was er da tat – einen vierten Punkt hinzuzufügen, um ein perfektes Viereck zu erhalten, das sich genau dort befand, wo der Wall eine abgerundete Ecke bildete. Dennoch, die Zeichnung legte einige Vermutungen nahe. Bei jeder anderen Ausgrabungsstätte hätte ich gesagt, daß die Punkte Pfostenlöcher darstellten und auf eine vergrabene bauliche Struktur unter der ebenen Grasnarbe deuteten. Und bei jeder anderen Ausgrabung wäre ich versucht gewesen, diese Struktur spontan als Wachturm zu identifizieren, nur … nur …
»Ich
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