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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Spaziergang zurückkehrte. Nur war diesmal nichts in der Auffahrt zu sehen, und für Robbies Rückkehr aus der Schule war es noch viel zu früh.
    Kip jaulte wieder leise, und ich schüttelte den Kopf. »Pech, mein Alter«, sagte ich zu ihm. »Falscher Alarm.«
    Doch der Collie wedelte beharrlich weiter mit dem Schwanz und gab ein kleines Willkommensbellen von sich. Dann nahm er sein Stöckchen wieder zwischen die Fänge, setzte an mir vorbei und begann, den Hügelkamm entlangzutrotten. Dabei führte er einen merkwürdigen Tanz auf, indem er sich alle paar Schritte umdrehte und mit dem Stock im Maul einen kleinen Satz machte, so daß sein Kopf jedesmal eine bestimmte Höhe erreichte. Jedesmal eine bestimmte Höhe, stellte ich fest, und schlang meine Arme um mich, um den kalten Schauer zu vertreiben, der mir durch die Glieder fuhr …
    Genau die Höhe, auf der sich die Hand eines erwachsenen Mannes befinden würde, der einem Hund von der Größe Kips über den Kopf streichelte.
    Ich hatte Kip schon oft dasselbe tun sehen, wenn er neben Wally oder David oder mir einhertollte. Er liebte es, den Kopf gestreichelt zu bekommen. Nur daß diesmal niemand neben ihm ging. Niemand, sagte ich mir mit Nachdruck. Und ganz bestimmt kein Geist.
    Doch als der Collie, immer noch freudig mit dem Schwanz wedelnd, wieder auf jene bestimmte Stelle zulief, war mir nicht mehr so tapfer zumute. Ich kehrte auf dem Absatz um und rannte von Panik erfaßt um die Ecke der Principia, um bloß nicht mehr den Pfad des Wächters zu kreuzen.
    »Darling, als ich sagte, ich hätte mich Hals über Kopf in dich verliebt, habe ich es nicht ganz so wörtlich gemeint«, stöhnte Adrian, als er sich wieder aufrappelte und Grasbüschel von seinen Hosenbeinen bürstete. »Muß man nicht ›Achtung‹ oder ›Bahn frei‹ oder so etwas schreien, ehe man wie ein geölter Blitz um die Ecke rast?«
    »Tut mir leid.« Fürsorglich wischte ich etwas Staub von seinem Ärmel ab. »Alles in Ordnung?«
    »Meine Anwälte werden sich mit dir in Verbindung setzen.«
    »Quatschkopf. Bist du mit deiner Untersuchung fertig?«
    »Mmm.« Seine Augen verengten sich kritisch, als er den rechten Arm beugte, um sein Ellenbogengelenk zu testen. »Wenn du mir versprichst, keine unberechenbaren Bewegungen zu machen, darfst du mir vielleicht bei der Übertragung der Ergebnisse in die Computerdatei helfen. Oder hast du gerade was anderes zu tun?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    Ich war froh, einen Grund zu haben, mich im Inneren des Gebäudes aufhalten zu können, weitab von dem, was dort auf dem Hügel umging. Erleichtert folgte ich Adrian durch die weit offenstehenden Türflügel der Principia. Es war kühler hier drinnen und still, und ein angenehmer Geruch von Sägemehl hing zwischen den Wänden, gegen den die leise summenden Luftfilter oben an den Dachbalken offenbar nichts ausrichten konnten.
    Ich rollte meinen Schreibtischstuhl in Adrians Bürobox und sah ihm bei der Arbeit zu, ohne wirklich darauf zu achten, was er tat. Zufrieden merkte ich, daß die Geräusche seines Computers meine abergläubischen Ängste vertrieben wie ein geweihtes Kreuz, das man einem Vampir entgegenhält. Inmitten all dieser glänzenden, summenden Technik erschien der Gedanke an Geister einfach lächerlich.
    »Ich habe dich noch gar nicht gefragt«, fiel Adrian ein, »was Howard heute morgen zu deinen Scherben gesagt hat.«
    »Howard?« Ich sah ihn verständnislos an, ehe ich mich an den Anruf aus dem Britischen Museum erinnerte. Er schien eine Ewigkeit her zu sein. »Ach, leider nichts, was uns weiterhilft. Er sagt, sie stammen aus der Zeit Agricolas.«
    »Nun, das hattest du dir ja schon gedacht, oder?«
    »Ja.« Ich fuhr geistesabwesend mit einem Finger über den Stoff meiner verblichenen Jeans. »Was lediglich bedeutet, daß die Schale zu dieser Zeit hergestellt wurde. Es sagt uns nicht, wie lange sie benutzt wurde.«
    Er warf mir einen skeptischen Blick zu. »Ein vierzig Jahre altes Gefäß in einem Militärlager? Das ist ein bißchen weit hergeholt, findest du nicht?«
    »Sie könnte auch zu einer anderen Zeit zerbrochen worden sein, von jemand anderem«, argumentierte ich.
    »Ja, natürlich. Ich bin sicher, daß die wilden Kaledonier, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt waren, sich die Gesichter blau anzumalen und andere Stämme zu überfallen, ihre Mahlzeiten aus samischer Keramik zu sich nahmen, die sie den Römern geraubt hatten.«
    Weil ich nicht klein beigeben wollte, wechselte ich das Thema.

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