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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ich.« Er legte den Kopf schief und grinste sie an. »Nicht, daß ich mich noch besonders deutlich an den Handel erinnern könnte. Wir hatten nämlich zusammen schon eine Flasche davon geleert.« Er bot der Runde den Flachmann an, aber nur Fabia war mutig genug, ihn zu nehmen. Sie trank einen Schluck, hustete kurz und reichte ihn an Adrian zurück.
    »Mein Gott.« Sie zog eine Grimasse. »Fürchterlich.« Sie strich sich ein paar zerzauste Strähnen aus den Augen, zog die Knie hoch und stützte ihr Kinn auf die Hände. »Ich dachte gerade daran, daß wir gar nicht sicher wissen, ob dieser Geist auch nachts umgeht, oder? Ich meine, Robbie hat ihn immer nur bei Tag gesehen.«
    »Das stimmt«, sagte Jeannie verständig. »Aber die Wahrscheinlichkeit ist doch recht groß …«
    »Geister gehen immer um Mitternacht um«, behauptete Adrian. »Hast du denn als Kind überhaupt keine Gespensterfilme gesehen?«
    »Er wird kommen«, sagte Wally mit ruhiger Gewißheit. »Er geht bei Nacht genauso um wie bei Tag. Fragt nur den Hund da.«
    Ich sah zu der Stelle, wo der Collie mit erhobenem Kopf und gespitzten Ohren im Gras ausgestreckt lag, und dachte daran, daß es sicher Wally war, der nachts mit Kip hinausging, wenn Robbie schon längst im Bett lag. Vielleicht hatte Wally gesehen, was ich gesehen hatte – wie der Hund um die Beine eines unsichtbaren Begleiters herumtanzte, den Kopf reckte, um gestreichelt zu werden, und mit seinem langen Schwanz wedelte. Das war ein Anblick, den man nicht so leicht wieder vergaß.
    Irgend etwas, wahrscheinlich ein kleines Nachttier, huschte durch das ruppige Gras, und Kip gab ein kurzes begieriges Jaulen von sich, aber Wally streckte eine Hand aus, um den Collie ruhig zu halten. Ich sah von dem wartenden Hund auf das vom Mondlicht beschienene Profil des alten Mannes und kratzte mich nachdenklich am Bein. »Glauben Sie an Geister,Wally?«
    Er zuckte unverbindlich mit den Achseln. »Kommt drauf an.«
    »Ihr seid alle Spinner«, verkündete Adrian träge, hob den Kopf und stützte sich auf seinen Ellbogen ab. »Ein Geist ist nur eine Projektion eines labilen menschlichen Geistes.«
    Davids ruhige Stimme ertönte. »Und das ist eine Tatsache?«
    »Das ist es. Meine Güte, ich arbeite jetzt seit zwei Monaten hier und streife ständig mit meiner Ausrüstung über dieses Feld, und ich hätte es bestimmt bemerkt, wenn hier etwas Ungew…«
    » Salve «, sagte Robbie.
    Er saß dicht bei mir zu meinen Füßen, und der plötzliche Klang seiner hellen Stimme ließ mich zusammenfahren. Ebenso plötzlich drehte Robbie sich um und zeigte mir ein breites Grinsen. »Hey, es funktioniert!«
    Ich mußte ein paarmal schlucken, ehe ich etwas sagen konnte. »Das ist prima, Robbie. Wo ist er?«
    Nie hätte ich gedacht, daß meine Stimme so ruhig klingen könnte, während ich innerlich alles andere als ruhig war. Meine Nerven flatterten wie gefangene Vögel in einem Käfig, und mein Herz schlug einen harten, schnellen Rhythmus in meiner Kehle. Der Plan, mit dem Wächter zu sprechen, war als Idee ja ganz hübsch gewesen, dachte ich, doch mein Wagemut schrumpfte zusehends zusammen angesichts der Gewißheit, daß sich unser Geist nun direkt vor uns befand.
    »Genau da«, sagte Robbie und zeigte auf eine Stelle in der Luft.
    David rutschte ein paar Meter den Abhang herunter auf uns zu und kam direkt hinter mir zu einem abrupten Halt, wobei er sich mit einer Hand auf meiner Schulter abstützte. Ich konnte seine Wärme durch meinen dicken Pullover hindurch spüren, aber ich glaube nicht, daß er die Berührung überhaupt bemerkte. Als ich zu ihm aufsah, blickte er unverwandt ins Dunkel. »Sag › salve, custos ‹, Robbie«, wies er den Jungen an.
    »Was heißt custos?«
    »Wächter.«
    Wir schwiegen jetzt alle, die Oberkörper erwartungsvoll nach vorn gebeugt, als Robbie die Worte pflichtbewußt nachsprach. Ich zählte meine Herzschläge … eins … zwei … bis der Junge sich wieder zu uns umdrehte und David ansah. »Er sagt nichts, aber er lächelt. Er sieht dich jetzt gerade an.«
    »Wirklich?« David starrte einen Moment lang nachdenklich ins Nichts, bevor er seine Stimme hob und in perfektem Latein erklärte, daß wir unseren längst verstorbenen Besucher leider nicht sehen oder hören könnten und daß er durch Robbie mit uns sprechen müsse.
    »Also Robbie«, murmelte David, »wenn er jetzt etwas sagt, egal was, auch wenn es nur wie ein Geräusch klingt, wiederholst du es, ja? Wie ein Papagei.«
    »In

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