Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
düster, seinen Blick auf das leere Parkviereck auf dem Kiesboden gerichtet, wo sein leuchtend roter Jaguar hätte stehen sollen.
Wally sah seinen Schwiegersohn mißtrauisch an. »Was machst du denn hier? Wieso kommst du um diese Zeit nach Hause?«
Brian richtete sich auf, fuhr sich mit einer Hand durch sein graumeliertes Haar und stieß ein unfrohes Lachen aus. »Wenn ich diesen Empfang vorausgeahnt hätte, hätte ich in der Stadt übernachtet«, erwiderte er. Er fischte in seiner Hosentasche nach einer Zigarette und zündete sie sich an, wobei er Jeannie über die Streichholzflamme hinweg einen fragenden Blick zuwarf. »Ich könnte euch übrigens dasselbe fragen – das Cottage war leer, als ich ankam.«
»Wir waren draußen auf dem Feld«, antwortete sie.
»Auf dem …?« Er brach ab, schien Robbies Zustand erst jetzt zu bemerken und preßte wütend die Lippen aufeinander. »Zum Teufel, ihr wart doch wohl nicht hinter diesem Geist her? Was geht in deinem Kopf vor, Frau? Gib ihn mir.« Die tätowierten Arme schlossen sich schützend um den Jungen. »Du hast ihn überfordert, siehst du?«
Jeannie biß die Zähne zusammen und verteidigte sich. »Er wollte Peter helfen«, erklärte sie. »Und es war nicht der Geist, weswegen er in Ohnmacht gefallen ist. Er hat etwas anderes gesehen, etwas …«
Robbie bewegte sich, als er die Stimme seiner Mutter hörte. »Granny Nan«, murmelte er schwach. »Davy, Granny Nan … du mußt gehen.«
In der plötzlichen Stille trat David mit angespanntem Gesicht näher an Robbie heran und beugte sich über ihn. »Wohin soll ich gehen, mein Junge?«
»Krankenhaus …«
»Mein Gott.« David fuhr herum, seine Augen waren ganz dunkel. »Fabia, hol mir den Schlüssel für den Range Rover.«
»Aber Davy …«
»Tu’s einfach«, fuhr er sie an.
Robbie fiel in den Armen seines Vaters wieder in seinen Trancezustand. Selbst als David gefahren war und die Rücklichter des Rovers als schwach leuchtende rote Punkte in der Ferne verschwanden, rief er immer noch nach ihm. »Davy … Davy … Granny Nan. Muß helfen, muß … nona …«
»Was war das?« Aufgeschreckt drehte ich mich um. »Robbie, was hast du …«
»Lassen Sie den Jungen in Ruhe!« Brian drückte seinen Sohn fest an seine Brust und sah mich voller Verachtung an. »Er hat nichts gesagt, lassen Sie ihn endlich in Ruhe.«
Aber ich wußte, was ich gehört hatte.
»Nona«, hatte Robbie gesagt. Das konnte die verzögerte Antwort auf die Frage sein, die ich dem Wächter gestellt hatte, ehe der Junge zusammengebrochen war. Welcher Legion gehörst du an? hatte ich ihn gefragt.
Und nona war das lateinische Wort für »neunte«.
XIX
Irgendwo in einer der dunklen Nischen des Eßzimmers begann eine Wanduhr leise zu surren und die Stunde zu schlagen: vier Uhr morgens. Ich streckte mich auf meinem Fenstersitz und seufzte. Das Haus wirkte sehr verlassen, wenn alle schliefen.
Fabia, die sich vernünftigerweise gesagt hatte, daß es für sie nichts weiter zu tun gab, war schon vor längerer Zeit zu Bett gegangen. Ich hatte erwartet, daß Adrian, der immer noch wegen seines geliebten Wagens besorgt war, etwas länger mit mir aufbleiben würde, aber nachdem er sich mit einem alten Brandy aus Peters Hausbar getröstet hatte, war er friedlich eingenickt. Ich hatte ihn schnarchend auf dem Sofa im Wohnzimmer zurückgelassen, auf dem er sich in voller Länge ausgestreckt hatte. Selbst Wally, der kein großes Bedürfnis gezeigt hatte, mit den McMorrans nach Hause zu eilen, hatte sich schließlich verabschiedet, und das kleine Cottage schlummerte nun in der Dunkelheit am Fuße der Auffahrt.
So war nur ich übriggeblieben, die unruhig und schlaflos von Zimmer zu Zimmer wanderte, aber immerhin die Katzen zur Gesellschaft hatte.
Doch selbst die ließen eine gewisse Ausdauer vermissen. Murphy hatte es bald aufgegeben, mir zu folgen, und hatte sich ein warmes Plätzchen in der Küche gesucht, wo er geduldig wartete, daß ich wieder auftauchte, während ich meine rastlosen Runden drehte. Die etwas anhänglichere Charlie war zum sanften Protest gegen mein ständiges Hinundhergelaufe übergegangen, indem sie sich einfach jedesmal auf meinem Schoß niederließ, sobald ich mich irgendwo hinsetzte. Als ich jetzt wieder von meinem Fensterplatz aufstehen wollte, grub die kleine graue Katze ihre Krallen leicht in mein Knie und gab ein klagendes Miauen von sich.
»Tut mir leid, Kleine.« Ich hob sie hoch und legte sie mir über die
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