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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Schulter, während ich aufstand und mich von meinem Spiegelbild in dem hohen, glänzenden Fenster abwandte.
    In der Küche setzte ich Charlie auf dem Stuhl neben dem großen schwarzen Kater ab und füllte den Wasserkessel, um eine weitere Kanne Tee zu kochen. Die beiden Katzen schienen einen Blick duldsamer Nachsicht zu tauschen, und ich bildete mir ein, Murphy seufzen zu hören, ehe er damit begann, sich ausgiebig zu putzen. Ich brachte ihren nächtlichen Rhythmus durcheinander, das wußte ich. Normalerweise würden sie zu dieser Stunde friedlich zusammengerollt auf meinem oder Peters Bett schlummern.
    Aber Peter war nicht da, und nach allem, was ich draußen auf dem Feld erlebt hatte, wußte ich, daß ich unmöglich würde schlafen können. Nach oben ins Bett zu gehen wäre eine völlig sinnlose Aktion. Selbst wenn ich das Licht anlassen würde, würde ich doch auf jeden noch so kleinen Luftzug im Zimmer achten, auf jede knarrende Bodendiele, jeden schrägen Schatten in der Ecke.
    Vor einem Monat noch, sagte ich mir kopfschüttelnd, hatte ich nicht an Geister geglaubt. Jetzt hörte ich sie in der Stille hinter mir atmen und spürte den kalten Schauer der Angst langsam über meinen Nacken kriechen.
    Es war nicht der Wächter selbst, der mich so schreckhaft gemacht hatte. Es war vielmehr die Vorstellung von ihm – das Wissen, daß in der Dunkelheit hinter den Fenstern etwas umging, wachte und wartete …
    Das Wasser im Kessel begann zu kochen. Ich wandte mich vom Fenster ab und zwang mich mit zitternden Händen, den Tee zuzubereiten. Sei nicht so ein Feigling , schalt ich mich. Fabia ist oben und Adrian nur ein paar Zimmer weiter, und Peter wird bald zurück sein.
    Der Gedanke an Peter war eine willkommene Ablenkung. Besorgt sah ich zur Küchenuhr. Zwanzig nach vier. Es waren über drei Stunden vergangen, seit Peter und David wie der geölte Blitz von Rosehill aufgebrochen waren, und noch immer gab es keine Nachricht von den beiden.
    »Ich bin sicher, daß es ihr bald wieder gutgehen wird«, sagte ich laut zu den Katzen, um mich zu beruhigen. »Sie schien mir so eine starke Frau zu sein.«
    Doch meine aufmunternden Worte konnten mich selbst nicht überzeugen, und die Sorge um Davids Mutter führte nur zu neuer Sorge um David, was noch schlimmer war, als an den Geist zu denken. Ich setzte mich schwerfällig an den Küchentisch, und Charlie kletterte mit unübersehbarem Gähnen auf meinen Schoß, streckte sich und rollte sich in der Hoffnung wieder zusammen, es nun endlich auf Dauer warm und bequem zu haben.
    Die Katzen wenigstens waren heute nacht ruhig. Sie hatten nicht ein einziges Mal hinaus aufs Feld gesehen oder einen Buckel gemacht und gefaucht, weshalb ich ziemlich sicher war, daß der Wächter nicht gegen das Fenster gepreßt dastand und hereinlugte. Doch ich hätte schwören können, daß ich in der Ferne, mal lauter, mal leiser, zwischen den heulenden Windböen die Hufschläge eines galoppierenden Pferdes hörte.
    Ich hatte auf den Feldern und Wiesen um Rosehill nach Pferden Ausschau gehalten und festgestellt, daß Peter recht gehabt hatte – es gab keine. Nur eine kleine Herde sanftäugiger Kühe, die träge unten beim Fluß grasten, und ein mürrisch aussehendes schwarzes Schwein neben einem Bauernhof etwas weiter die Straße hinauf. Aber die Pferde kamen trotzdem immer wieder, sie galoppierten in der Dunkelheit durch das hohe, wehende Gras.
    Ich hörte genauer hin, spitzte die Ohren, um den Rhythmus der stampfenden Hufe verfolgen zu können. Es war jetzt mehr als nur ein Tier, da war ich mir sicher. I hear the Shadowy Horses  … Mir fiel die Zeile aus dem Yeats-Gedicht wieder ein, das Peter zitiert hatte, und ich wünschte, meine Phantasie würde aufhören, ständig mit mir durchzugehen. Nach allem, was heute nacht passiert war, fiel es mir nicht mehr schwer, an die irischen Meerespferde zu glauben, die Pferde des Gottes Manannan, die die Lebenden ins Reich der Toten tragen. Es machte mich schaudern, hier in dem alten Haus zu sitzen und dieses Geräusch ständig näher kommen zu hören.
    Als ich meinen zweiten Tee getrunken hatte, war ich mit den Nerven schließlich so am Ende, daß ich zu einem verzweifelten Hilfsmittel griff – ich griff zum Küchentelefon und wählte die Nummer meiner Londoner Wohnung.
    Meine Schwester Alison nahm nach dem dritten Klingeln ab und meldete sich mit klarer, deutlicher Stimme, obwohl ich sie aus dem Schlaf gerissen haben mußte.
    »Wie machst du das bloß?« fragte

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