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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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als Zeichen ihres guten Willens. Doch Steve hatte nur eine Augenbraue hochgezogen. „Ach?“, hatte er ungläubig gefragt und das war seine einzige Antwort gewesen. Trotzdem hatte Mikoto an ihrem Plan festgehalten. So schickte sie ihrem Vater nach der Schule eine SMS, in der sie ihm schrieb, dass sie zur „Psychiaterin“ Q'nqüra gehen würde. Und diese hatte als erste gemeinsame Aufgabe diesen verdammten Olympia-Geist herausgesucht!
    Für einen kleinen Moment war ihr Sichtfeld verschwommen, was aber wohl eher an der unnatürlichen Anstrengung und weniger am Sturz gelegen hatte.
Darum erlaubte sich Mikoto zwei tiefe Atemzüge zu nehmen, ein wenig Luft in ihre brennenden Lungen zu pumpen, bevor sie widerwillig erneut zum Spurt ansetzte. Auch wenn ihre Beine dagegen ankämpften.
So viel Stress, dieser Gedanke ging durch ihren Kopf.
Obwohl es noch nicht lange her war, dass sie mit ihrem Vater Urlaub gemacht hatte, so fühlte sie sich bereits wieder wie gerädert... als würde sie im Stress ersticken.
Vielleicht hatte der Urlaub einfach nicht gereicht...
Das Ende der kleinen Gasse kam in Sicht und Mikoto sprang aus ihr heraus. Steve hatte gut reagiert. Er hatte gewusst, dass sich die Straße am Ende gabeln würde und für den Geist nur zwei Richtungen in Frage gekommen waren – links oder rechts. Da er noch immer nicht einsah, dass er tot war, dachte er natürlich auch nicht daran, durch die steinerne Mauer des versperrenden Gebäudes zu rennen. Er war stur, wie ein normaler Mensch, der Straße gefolgt. Und er hatte sich für links entschieden!
Es war in dem Moment, als Mikoto aus der kleinen Seitengasse sprang, als der Geist an ihr vorbei kam. Das plötzliche und unerwartete Auftauchen Mikoto's erschrak ihn so sehr, dass es dieses Mal er war, der den Asphalt der Straße genauer betrachtete und durch den eigenen Schwung noch mehrere Meter über den Asphalt rollte. „Erscheine...“
Mikoto flüsterte dieses Wort und in ihrer Hand erschien ihr Schwert. Nachdenklich wiegte sie es in der Hand, während sie sich dem Geist näherte.
Eigentlich wartete sie nur auf den Tag, an dem sie das Schwert beschwor und ihr Vater es aus ihrem Zimmer verschwinden sah... Steve, welcher den „falschen“ Weg gewählt hatte, kam nun ebenfalls angerannt.
Inzwischen hatte Mikoto den Geist umrundet. Sie mochte diese Geister nicht sonderlich, die sich gegen die Wahrheit stellten und solche Probleme bereiteten. Immerhin wartete nicht die endlose Leere, sondern die Wiedergeburt auf sie. Am liebsten hatte sie es, wenn die Geister einfach das taten, was sie sagte...
Aber es hatte auch einen ganz bestimmten Vorteil, wenn dem mal nicht so war... und dieser hieß „Frustabbau“.
Mikoto holte aus und rammte ihr Schwert in den Boden, direkt durch das Bein des Geistes hindurch.
„Aaaaaaaah!“
Der Schrei des Geistes, den nur Geister und Geisterseher vernehmen konnten, hallte über die Straße. Mikoto lächelte etwas gequält. Geister zu verletzen ging ja nur unter zwei Bedingungen. Die erste war, wenn sie selbst attackierten und sich damit greifbar machten – sonst könnten sie ja niemanden treffen. Und die zweite Option war, dass sie noch nicht begriffen hatten, dass sie tot waren. Sie reagierten dann stets so, wie sie es im Leben getan hätten.
Aus dem Grund dachte der Mann vor ihr auch, dass sie ihm mit dem Schwert das Bein an den Boden genagelt hatte.
„So, Herr Ani Seto...“
Ihre Worte kamen stoßweise, da sie noch immer total außer Atem war. „Jetzt, wo wir Ihre Aufmerksamkeit haben, hören Sie uns bitte für einen Moment zu.“
Der Geist vor ihr zitterte wie Espenlaub, seine Augen drückten eine große Angst aus.
„Seht doch... was ihr angerichtet habt!“, kreischte er, verzweifelt sein Bein umklammernd.
„Ich werde nie wieder laufen können! Meine Karriere... ihr habt meine Karriere zerstört!“
Steve schüttelte genervt den Kopf und rammte sein Schwert, dass er in der Zwischenzeit ebenso beschworen hatte, durch das andere Bein des Mannes.
„Sie wären eh nie wieder gerannt, Herr Seto“, murrte er, dann fügte er noch mit Nachdruck hinzu: „Sie sind tot.“
„Was... nein! Nein, bitte verschonen Sie mich! Bitte... ich habe Geld, ich kann Euch viel Geld geben! Nur bitte lasst mich am Leben!“ Mikoto ging in die Hocke, sauber darauf achtend, dass dabei weder Steve, noch der Geist einen Blick unter ihren Rock erhaschen konnten, und streckte dem Mann ein Schminkdöschen entgegen. Normalerweise hatte sie so etwas ja recht selten

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