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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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sie heute zu Q'nqüra gegangen war. Eine Art kleine, geheime Rache wegen der Urlaubssache. Heute wollte sie mal keine Zeit haben und ihre Mutter warten lassen, so wie sie all die Jahre auf Oyuki hatte warten müssen.
    Die Tür öffnete sich mit einem leisen Knacken und Mikoto schlüpfte vorsichtig in die Wohnung hinein.
Weder im Flur, noch im Wohnzimmer brannte noch Licht und Mikoto wagte es auch nicht, welches an zu machen. Vorsichtig und leise zog sie ihre Schuhe aus und schlich in Richtung Bad, wohl darauf bedacht, ihren Vater nicht zu wecken.
„Du bist sehr spät dran, Mikoto.“
Sie machte einen gewaltigen Satz, wie eine Katze, die man von hinten erschreckte, als neben ihr plötzlich die Stimme ihrer Mutter erklang. Beinahe wäre sie über eine Vase gestolpert, doch sie fing sich im letzten Moment wieder.
„Verdammt, erschrecke mich doch nicht so...“, murrte sie. „Dein Vater hat sich Sorgen gemacht.“
Oyuki fuhr unbeirrt – und laut – fort. In diesem Moment war Mikoto sehr, sehr froh darüber, dass normale Menschen keine Geister hören konnten. Ihr Vater wäre sonst sofort wieder aufgewacht... „Ich war bei Q'nqüra, okay? Es hat leider etwas länger gedauert... das wollte ich nicht, aber ändern kann ich daran jetzt auch nichts mehr.“ Sie massierte ihre, von der Anstrengung des Tages, schmerzenden Beine und fügte hinzu, dass sie – im Nachhinein betrachtet – wohl lieber früher nach Hause gekommen wäre.
„Hör mal, Mikoto...“
Während ihre Mutter mit ihr sprach, schlich sich Mikoto ins Bad, um ihre Zähne zu putzen... das Duschen würde sie aber lieber auf den nächsten Morgen verschieben.
Ihre Mutter Oyuki störte das nicht, sie schwebte einfach neben ihrer Tochter her und redete weiter auf sie ein.
„Ich weiß, dass du als Geisterseherin den Geistern helfen willst. Das ist ja auch eine noble Sache. Ich kann dich da wirklich gut verstehen...“
„Das klingt so, als wenn du wüsstest, was es bedeutet eine Geisterseherin zu sein... aber das tust du nicht.“
Zu ihrer großen Verwunderung widersprach ihr ihre Mutter vehement. „Und wie ich das weiß, ich habe sie als Kind schließlich auch gesehen! Verstehst du...? Ich habe ihnen auch helfen wollen... aber eben irgendwann eingesehen, dass mein eigenes Leben einfach wichtiger war. Sonst hätte ich auch niemals Opernsängerin werden können!“
„Schön, dass ich endlich mal von dir erfahre, woher ich meine Fähigkeiten eigentlich habe... Das heißt, dass ich es dir zu verdanken habe, dass ich heute so viel Stress hatte?“
„Uhm... sie sind aber nicht vererbbar, Mikoto. Es ist purer Zufall, dass du auch angefangen hast, Geister zu sehen. Außerdem... ich finde, dass du mit deiner Helferei ein wenig übertreibst.“
Mikoto warf einen fragenden Blick auf ihre Mutter. Sicher, die letzten Wochen waren stressig gewesen – aber es hieß ja nicht, dass jeden Tag ein Magus eine Armee der Toten beschwor oder ein Olympia-Sieger einzuholen war.
„Du kannst nicht denken, dass ein wenig Urlaub hier und da ausreichen würden, meine Tochter. Ich meine, du musst doch Hobbies haben – neben der Geisterjagd. Dinge, die du tun kannst und welche dir wichtig sind... die dich entspannen.“
Sie machte eine kleine Pause und wartete Mikoto's Antwort ab, die jedoch damit beschäftigt war, ihren Zähnen die nötige Pflege zukommen zu lassen.
„Und wenn nicht, dann such dir welche. Oder geh mit netten Jungs aus... triff dich mit deinen Freunden. Egal was, nur genieße deine Jugend. Der Ernst des Erwachsensein kommt doch noch früh genug.“ Mikoto spülte derweil ihren Mund aus und trocknete sich anschließend diesen mit einem Handtuch ab.
„Du könntest mal ins Kino gehen... oder wir gehen zusammen in ein Musical oder in die Oper. Ich bin mir sicher, dass dir das gefallen würde.“
Dann legte Mikoto ihrer Mutter einen Finger auf die Lippen, damit sie endlich aufhörte zu reden.
„Mir geht es gut, Mutter. Du musst dich nicht um mich sorgen. Ich jage nun schon so lange Geistern hinterher, ich weiß, wann ich eine Pause davon brauche und wann nicht.“
Dann streckte sie sich und gähnte einmal ausgiebig.
„Und diese Pause brauche ich genau jetzt... Es ist spät und ich bin sehr müde. Lass uns bitte das Gespräch morgen fortführen.“ Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: „Ich verspreche dir auch, dass ich morgen nach der Schule gleich hierher kommen werde.“ „Aber darum geht es doch gar nicht. Was ich sagen wollte, war...“ Aber Mikoto hörte ihr gar

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