Die Geisterseherin (German Edition)
dir aber gut.“
„Danke...“, murmelte Mikoto und spürte, dass ihr das Blut in Richtung Wangen schoss.
„Na los, setz dich und nimm ein Brötchen, schließlich hast du dir die Mühe gemacht sie aufzubacken.“
„Ja...“
Mikoto tat, wie ihr Vater ihr geheißen und nahm eines der noch immer leicht warmen Brötchen, schnitt es mit dem Messer auf und schmierte ein wenig lustlos Marmelade darauf.
So viele Kalorien am frühen Morgen, dachte sie bei sich beim Anblick der ausschließlich weißen Brötchen.
„Nichtsdestotrotz muss ich mit dir schimpfen, Mikoto. Wir hatten eine Abmachung, erinnerst du dich?“
„Tut mir leid...“
Sie gab das kleinlaut preis. Ihr war es ja auch nicht Recht gewesen, dass diese verdammte Jagd so lange dauerte.
„Wir hatten ausgemacht, dass du wieder pünktlicher nach Hause kommst. Ich habe ja nichts dagegen, wenn du etwas mit Freunden unternimmst – ich erwartete eigentlich nur, dass du zu einer vertretbaren Zeit wieder zurück bist!“
Mikoto entschuldigte sich noch einmal kleinlaut und wünschte sich zur Schule.
Sie hasste solche Predigten, vor allem dann, wenn sie selbst wusste, was sie falsch gemacht hatte – und sie es eigentlich nicht einmal hatte tun wollen.
„Nun, ich hatte gestern viel Zeit zum nachdenken, mein Fräulein. Sehr... Viel... Zeit...“
Er betonte jedes Wort extra, um deutlich zu machen, wie lange er am Abend zuvor auf sie gewartet hatte.
„Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass es nach unserem kleinen Ausflug besser werden würde und anfangs sah es ja auch so aus... aber deine Aktion gestern? Außerdem... von diesem Frühstück abgesehen, vernachlässigst du immer noch deine Pflichten.“
„Es tut mir leid, Papa... aber ich war gestern bei Q'nqüra!“ Mikoto versuchte, sich ein wenig heraus zu winden.
„Papperlapapp. Q'nqüra oder nicht. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Die nächsten zwei Wochen hast du Hausarrest.“ „Hä?“
Mikoto begriff erst gar nicht, was ihr Vater gesagt hatte. Hausarrest? Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, wann – oder ob – sie jemals Hausarrest gehabt hatte!
Außerdem... in ihrem Alter? Wenn das jemand in der Schule mitbekam, dann wurde sie doch das Gespött der ganzen Schule! „Du hast richtig gehört. Abgesehen von der Schule, wirst du zwei Wochen hier bleiben. Du kommst nach der Schule hierher und wirst das Haus anschließend nur noch für deine Besuche bei der Psychiaterin verlassen! Wenn das klappt, dann lasse ich vielleicht mit mir reden, so dass du in der zweiten Woche ein paar Freunde einladen darfst... aber vorerst hat das Lernen auf die Schule wieder Priorität.“ Er stoppte kurz und fügte dann hinzu: „Ich verhänge diese Strafe nur ungern, aber ich sehe mich wirklich dazu gezwungen... schließlich ist es auch zu deinem Besten.“
Mikoto wollte etwas sagen, ihm widersprechen. Das ging doch nicht! Sie konnte sich doch nicht zwei Wochen von den Problemen da draußen abkapseln! Es gab Geister, die ihre Hilfe brauchten! Außerdem hatte ihr die Herrin der Zeit noch immer nicht gesagt, was sie mit ihrem „Senken-Sha ist nicht mehr genug“ gemeint hatte! Das war es! Die Herrin der Zeit!
„Was ist mit meiner Seelenklempnerin? Sie kann die Länge ihrer Sitzungen doch immer nicht einschätzen. Wie soll das dann funktionieren?“
Natürlich würde ihr Vater auf die Psychiaterin beharren. Und wenn er sie zu ihr schickte, dann konnte sie ja auch wieder auf Geisterjagd gehen. Wie gut, dass ihr Vater nicht wusste, wer ihre Psychiaterin wirklich war.
„Die Sitzungen werden normal weitergehen...“
Mikoto jubelte innerlich auf. Über Q'nqüra konnte sie die Sperre einfach aushebeln und weitermachen, wenn man sie brauchte! „... aber Q'nqüra wird dich hier therapieren, daher hast du keinen Grund, das Haus zu verlassen!“
„Waaaas?“
Mit einem Schlag fiel der Rettungsweg wieder in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, dass man bei Sturm gebaut hatte.
Mikoto murrte etwas und kaute dann lustlos auf ihrem Brötchen herum. Ihre Laune war tiefer in den Keller gefallen, als sie es für möglich gehalten hatte. Sie konnte ihren Vater ja verstehen... irgendwo. Ja, er hatte Recht, es war gestern Abend wirklich zu spät geworden, sie hatte ja nicht einmal mehr Zeit gefunden, für die Klassenarbeit zu lernen...
Klassenarbeit?
„Oh... verdammt.“
Mikoto sprang auf, stopfte sich das letzte Stück Brötchen in den Mund und holte ihre Schultasche, noch während sie kaute. „Papa... ich muss zur Schule, wir schreiben eine
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