Die Geisterseherin (German Edition)
die Mappe in der Hand hielt und über der Seite grübelte, welche die scheinbar sinnlosen Buchstabenkombinationen zeigte.
Als sie am nächsten Tag aufwachte, war ihr Vater bereits im Labor. Manchmal erzählte er ihr, an was genau er gerade forschte, gerade als kleines Kind war es für sie doch sehr interessant zu wissen, was ihr Vater als Forscher so entdeckte. Aber inzwischen sprach er seltener von den Forschungsthemen, was vermutlich daran lag, dass sie inzwischen sehr speziell geworden waren. Früher war das Themengebiet der Träume neu in der Forschung, man hatte viele Dinge an denen man forschen konnte und machte rasch Fortschritte, inzwischen sind es nur noch sehr spezifische Sachen, da man viel schon verstand.
Zudem war die Traumforschung, trotz ihres Namens, kein Pappenstiel und ganz gewiss nicht im Halbschlaf erforschbar.
Mikoto frühstückte im Nachthemd, ihre Mutter hatte das früher auch öfters gemacht. Sie trug Nachthemden aus dem gleichen Grund, wie sie auch lieber Röcke trug. Sie hasste Hosen einfach, im Gegensatz zu ihrer Mutter, die eigentlich relativ selten Kleider trug, höchstens für eine Rolle an der Oper. Dies war einer der wenigen Punkte, an denen sie sich von ihrer Mutter drastisch unterschied.
Ihr Frühstück bestand aus Müsli, Haferflocken und frischem Obst in Milch. Nachdem sie fertig gegessen hatte, zog sie sich an, packte ihre Tasche, wusch das Geschirr ab und machte sich schließlich auf den Weg zur Schule.
Sie war bereits um 6 Uhr aufgestanden, nachdem sie das Haus verließ, war es bereits kurz nach 7 Uhr, sie hatte also genau die halbe Stunde Fußweg noch Zeit, die sie brauchte um die Schule zu erreichen. „Ich glaub es nicht, es ist ja schon wieder so warm...“, maulte sie leise vor sich hin.
Ein paar Jugendliche auf Rollern fuhren an ihr vorbei, was Mikoto daran erinnerte, dass sie ja auch noch einen Roller hatte.
Allerdings war dieser anscheinend kaputt, denn er ging ständig aus. Sie hatte ihn bei dem Umzug mitgenommen, bezweifelte jedoch, dass sie ihn jemals wieder zum Laufen kriegen würde... und ihr Vater hatte momentan nicht genug Geld um ihr einen neuen Roller zu kaufen. Diese Dinger waren aber auch echt teuer...
Sie seufzte und tröstete sich damit, dass ein Fußmarsch wenigstens die Kalorien des Frühstücks verbrannte.
Wobei man hier erwähnen sollte, dass Mikoto keinesfalls eines der Mädchen war, die ständig irgendwelche Diäten machten. Tatsächlich hatte sie noch nie in ihrem Leben auch nur eine Diät gemacht. Sie achtete zwar darauf sich gesund und kalorienbewusst zu ernähren, doch zu einem wirklich guten Essen sagte sie auch nicht „Nein“, nur weil es etwas mehr Kalorien enthielt. Und auch dies hatte sie von ihrer Mutter... ohne es offen zuzugeben, bewunderte sie ihre Mutter doch sehr und eiferte ihr in einigen Bereichen hinterher... Nun, die meisten Töchter eiferten zu einem gewissen Grad ihren Müttern hinterher.
Mikoto war erst ein Stück weit gekommen, als urplötzlich ein Roller neben ihr hielt.
„Hey, du bist doch Mikoto, oder?“, sprach sie der Fahrer des Rollers an. Mikoto erkannte den Jungen sofort wieder, es war der rothaarige Junge aus ihrer Klasse, Makoto.
Der Roller von ihm war mit zwei Leuten beladen. Nun, eigentlich war es nur eine Person und ein Geist. Makoto und seine tote Gefährtin, derer er sich nicht bewusst war.
„Ja, bin ich.“, antwortete sie auf seine Frage.
„Ich hab dich sofort erkannt. Auf dem Weg zur Schule, nicht? Soll ich dich mitnehmen?“
Sie blickte etwas argwöhnisch auf den Geist, da sie nicht wusste, wie das tote Mädchen das auffassen würde und Makoto deutete es sofort als Argwohn gegen den Roller.
„Keine Angst, der ist absolut todsicher. Hundertprozentig langweilig unfrisiert.“
Der Geist, der hinter ihm gesessen hatte, das Mädchen im Kimono, rückte ein Stück zurück und schwebte nun hinter dem Roller. Sie nickte Mikoto aufmunternd zu, die sich doch ein wenig darüber wunderte.
Auf alle Fälle sah es so aus, als hätte der Geist nichts gegen Makoto's Vorschlag einzuwenden...
„Wie komme ich zu der Ehre?“
Sie schwang sich hinter Makoto und setzte den Helm auf, den er ihr reichte.
„Ich nehme morgens immer mal wieder jemanden mit, ist so eine Angewohnheit von mir.“
Damit brauste er los.
„Seltsame Angewohnheit.“, antwortete Mikoto.
„Das weiß ich selber, aber so bin ich nun einmal.“
Mikoto blickte über die Schulter und sah das Mädchen im Kimono hinter ihnen herlaufen, sie hatte keine Probleme
Weitere Kostenlose Bücher