Die Geisterseherin (German Edition)
das letzte Mal, als ich hier war, schien es jedenfalls noch geöffnet zu haben.“
„Sehr schön. Dann gehen wir jetzt einen Café trinken und ein Stück Kuchen essen. Ich hatte schon seit Jahren keinen Kuchen mehr...“ Sie packte den Mann an der Hand und zog ihn hinter sich her, weg von dem Friedhof und den Geistern... weg von der Trauer um seine tote Freundin. Für einen Moment sahen sie dabei aus, wie ein Paar, doch die Illusion verflog so schnell wieder, wie sie gekommen war. „Wer ist diese Frau?“, fragte schließlich einer der Geister neugierig. „Ich weiß nicht, sie war noch nie bei ihm...“, antwortete ein anderer. „Vielleicht... eine neue Freundin? Aber was wird dann aus dem alten Grabstein?“
Innerhalb von Sekunden, Makoto und Miu hatten noch nicht einmal das Tor des Friedhofs erreicht, war im eben jenem ein Tumult ausgebrochen. Die Geister riefen sich wilde Theorien zu und es war klar, dass sich so manch einer hier in etwas hinein schaukelte. „Leute, ich kenne das Mädchen, die war im Fernsehen! Das ist doch diese Furukawa, von der Furukawa Inc!“, rief einer der Geister, der regelmäßig den Friedhof verließ, um seine Frau zu besuchen, die das Glück gehabt hatte, bis jetzt zu überleben.
„Die Frau ist diese neureichen Zicke? Die hat ihn doch gar nicht verdient!“
„Würde ich noch leben, dann würde ich dieser Schlampe eine knallen!“
Der Geist des alten Mannes, Takashi mit Namen, war der einzige, der nicht aufgeregt mit den anderen diskutierte, er verfolgte nur stumm die beiden lebenden Menschen.
Wobei es das Wort „verfolgen“ nicht ganz traf, denn er lief wesentlich schneller als sie, näherte sich ihnen mit großen Schritten. Dann griff er nach der Schaufel des Totengräbers, die noch immer in einem der Gräber steckte, in welches er vor einigen Tagen selbst geworfen wurde.
„Takashi, was hast du vor!?“, rief der Geist des jungen Mannes, der als erster bemerkte, was vor sich ging!
„Ich werde diesem Mann Manieren beibringen!“, erklang sei wilder Schrei durch den Friedhof. Die Schaufel bewegte sich, zu Erstaunen aller, denn niemand hatte gewusst, dass ein Geist tatsächlich reale Gegenstände manipulieren konnte, flog über den Kopf des Geistes, während sich dieser weiter dem nichtsahnenden Mann und der ungewöhnlich fröhlich wirkenden Frau näherte.
Er schlug zu und gleichzeitig hielten alle Geister des Friedhofs den Atem an – eigentlich bräuchten sie ja nicht mehr zu atmen, aber alte „Gewohnheiten“ ließen sich schwer abtrainieren – doch treffen sollte er nie!
Es war ein seltsamer Anblick und so manch ein Geist sog scharf die Luft ein. Der alte Takashi, der älteste und weiseste Geist des Friedhofs, bekannt dafür, dass er schnell sein Temperament verlor, hatte die Schaufel erhoben und zugeschlagen, doch die Schaufel hatte sein Ziel nie erreicht – und Takashi ebenfalls nicht.
Niemand konnte sagen, was in diesem Moment geschehen war. Takashi's Geist war einfach... verschwunden. Und die Schaufel? Sie flog in einem hohem Bogen durch die Luft und landete scheppernd auf einem der Massengräber. Es gab kein einziges Zeichen für... ETWAS, dass dies ausgelöst haben konnte.
Er war einfach weg und nur ein klein wenig Rauch verblieb an dem Ort, an dem er gestanden hatte.
Zum Entsetzen aller anwesenden Geister...
Als Makoto und Miu das alte Café betraten, welches zu früheren Zeiten für seine exquisiten Törtchen und Kuchen vor allem bei den Mädchen ausgesprochen beliebt gewesen war, saßen bereits drei Gäste an den Tischen. Das waren ungewöhnlich viel, scheinbar hatte das Café in all den Jahren seinen Ruf noch nicht ganz verloren. Die Inhaberin, eine ältere Frau, die so dürr war, dass man ihr am liebsten auch ein paar Kalorien-angereicherte Süßigkeiten bestellt hätte, stand hinter der Theke und putzte eben jene mit einer Gleichgültigkeit, die ihresgleichen suchte. In einer Ecke des einmal sehr beliebten Cafés saßen zwei Mädchen, in der anderen ein alter Mann, dessen sicher einmal rote Haare bereits stark ausgegraut waren. Weder Makoto, noch Miu warfen den anderen Gästen irgendeinen Blick zu und genauso wurden auch sie nicht beachtet, von einem kurzen, prüfenden Blick der Inhaberin abgesehen. Die beiden setzten sich an den noch freien Fensterplatz und griffen nach der Karte, ein paar Minuten später stand das spindeldürre Inhaberin-Skelett vor ihnen und fragte mit einer monotonen Stimme, was man denn haben wollte... bevor sie hinzufügte, dass eh
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