Die Geisterseherin (German Edition)
dass sich über ihr Aussehen hier nicht endlose Geschichten drehten.
Dieses Thema war im übrigen auf dem Friedhof immer wieder ein wichtiges Gesprächsthema und es gab wohl mehr Theorien rund um den Mann und das Mädchen, als über die Thematik des Lebens nach dem Tod. Doch niemand von ihnen wusste etwas genaues, immerhin ereignete sich das alles, bevor diese Geister hier erst zu Geistern wurden. Lange bevor die Welt begann unterzugehen.
„Weißt du, Miu... manchmal frage ich mich, ob sie nicht doch das Richtige tat...“, meinte der Mann plötzlich, nachdem er das Grab erreicht hatte.
„Was meinst du, Makoto?“
„Naja... schau dir die Welt doch einmal an. Manchmal denke ich einfach, dass Tomoya das richtige getan hat, wenn auch aus anderen Gründe. Ja... sie hat eine gewaltige Lücke in den Herzen der Menschen die sie liebten hinterlassen... aber immerhin hat sie die Leute, die sie mochte nicht untergehen sehen müssen...“, versuchte er seinen Gedankengang zu erklären und die Frau, die er Miu genannt hatte, nickte zögernd.
„Ja... sie hätte Canina's Tod nicht verkraftet. Scheint so, als wären von unserem alten Freundschaftskreis nur wir beide noch übrig.“ „Kotomi ist auch tot?“
Die Frau nickte traurig und erklärte dann, dass die besagte Frau vor genau zwei Wochen an „dem Virus“ starb.
„Verdammte Scheiße...“
Der Mann, den die Frau Makoto genannt hatte und welcher, betrachtete man seine in Japan untypischen roten Haare und seinen Namen, sich wohl als gealterte Version jenes Jungen herausstellte, den Mikoto einst als Klassenkamerad gehabt hatte, ballte die Fäuste. Seine Miene war erstarrt, aber man konnte an seinen Augen sehen, dass ihn der Tod dieser, für die Geister unbekannten Personen, sehr mitnahm. „Was regt der sich so auf, täglich sterben hunderte von Menschen...“, flüsterte der weibliche Geist, obwohl sie genau wusste, dass weder der Mann, noch die Frau sie sehen oder hören konnten.
„Dieser verdammte Virus hat also inzwischen unsere Familien und Freunde dahin gerafft... jetzt heißt es also du oder ich. Wer von uns beiden wird Tomoya als erstes wieder sehen...“, knurrte der Mann wütend.
„Das ist kein Wettrennen, dass ich gewinnen kann... und das weißt du.“
„... ja, du hast Recht. Tut mir leid. Es ist nur... als damals Tomoya aus dem Fenster dieses Krankenhauses sprang, da war ich am gefühlten Tiefpunkt meines Lebens angekommen und dachte, dass die Welt nicht mehr schlimmer werden konnte... Doch dann brach aus heiterem Himmel dieses komische Virus aus und raffte im Sekundentakt die Menschen dahin. Klar, inzwischen wütet es wesentlich langsamer, dennoch vergeht keine Woche, ohne irgendeine Todesmeldung einer Person, die man selbst flüchtig oder sogar gut gekannt hatte. Ich war dabei, als meine Mutter meinen Vater beerdigen musste, in einem dieser verdammten Massengräber, wie sie inzwischen nur noch ausgehoben werden... und dann, nur zwei Monate später war ich es, der sie beerdigen musste. Wieso, Miu? Dieses verdammte Virus hat die Menschheit bald ausgelöscht, Forscher geben uns noch maximal 10 Jahre, wenn überhaupt. Jeder Tag könnte unser letzter sein... die Menschen sind inzwischen sogar über das Hysterie-Stadium hinaus, es herrscht überall einfach nur eine allgemeine Depression. Aber warum das alles? Ich verstehe es einfach nicht...“
Die Frau schüttelte den Kopf.
„Glaub mir, wenn ich wüsste, warum dies geschieht, dann würde ich alles tun, um es zu verhindern.“
Der Mann stampfte erneut wütend auf, bevor er einmal kräftig durchatmete und den Blumenstrauß auf das Grab des toten Mädchens legte.
„Hey, Tomoya...“
Die Geister um ihn herum lauschten gespannt, als sie hörten, wie er seine Worte an eine ihm wichtige und doch längst verstorbene Person richtete.
„Wie geht es dir, da, wo du jetzt bist? Es ist sicherlich besser als hier, aber hey... es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis auch ich bei dir bin. Ich glaube, dass es bald so weit ist. Wir haben doch schon 2/3 jener Zeit, die Forscher uns noch zugesprochen haben, erreicht und... weißt du, Kotomi ist jetzt auch tot, aber das weißt du sicherlich. Ihr freundliches Lächeln ist jetzt sicherlich bei dir, während... Canina dir, so wie in alten Zeiten, immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Übrigens... Miu ist dieses Mal auch dabei, willst du denn etwas von ihr hören?“
Die Frau winkte ab, traurig dabei lächelnd.
„Tja... Miu vermisst dich jedenfalls auch. Aber keine Sorge... wir
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