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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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2012 bereits... Ich war einer der ersten.“
Die Stimme des Geistes wurde etwas leiser, dann schüttelte er den Kopf.
„Aber das weiß hier jeder... also, warum fragst du?“
„Naja... ich frage mich nur, wenn dieser Zustand alles ist, was uns nach dem Tod erwartet, wieso laufen dann hier keine Leute von früher herum?“
Das Mädchen nickte eifrig und deutete auf die vielen Geister, die rund um sie herum schwebten.
„Haben Sie schon einmal den Geist eines Shoguns gesehen? Oder eines Samurai? Oder wenigstens den eines einfachen Reisbauern, der vor über 200 Jahren gestorben ist? Die sahen doch bestimmt anders aus, als die Leute hier. Und außerdem starben die Leute auf diesem Friedhof alle in den letzten zwanzig Jahren!“
„Hmm...“
Der alte Mann stand von seinem Grabstein auf und lief ein wenig umher.
„Ich weiß es nicht...“, murmelte er schließlich und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Dann deutete er auf einen Grabstein. „Was steht hier, Junge?“
„Der Herr hat sie von uns genommen... so wie auf den meisten Grabsteinen hier.“
„Richtig... ich war hier der erste, der in ein Massengrab mit einem solchen... Ding als Markierung kam. Die Geister davor hatten alle wunderbare Gräber mit eigenen Widmungen... vielleicht hat ihnen dies geholfen, unserem Zustand zu entgehen. Aber ich weiß es nicht. Seitdem die Welt im Chaos liegt, ist nichts mehr so, wie man es erwartet.“
„Hey, da kommt der Junge wieder!“
Urplötzlich schob das Mädchen die beiden Geister bei Seite und deutete auf einen rothaarigen Mann, der mit einem Strauß Blumen durch die namenlosen Grabsteine schritt. Um ihn herum machten die Geister Platz, als hätten sie Angst diesen Mann zu berühren. Es war eine seltsame Szene und wer eine Weile hier war, der erkannte schnell, dass es keine Angst war, die in ihren Augen leuchtete, sondern Respekt und Sehnsucht. Dieser Mann war die einzige lebende Person, die noch diesen Friedhof besuchte. Jede Woche einmal, immer zur gleichen Zeit, immer mit einem Strauß Blumen.
Doch dieses Mal war der Mann mit den roten Haaren nicht allein, denn eine Frau begleitete ihn, was sehr ungewöhnlich war. Noch nie hatte ihn eine Frau begleitet... oder überhaupt jemand!
Die beiden schritten an den Geistern vorbei, ohne sie zu bemerken, denn die beiden schienen so, als wären sie nur ganz normale Menschen. Keine legendären Geisterseher, von denen sich manche Geister erzählten.
„Danke, dass du mich dieses Mal begleitet hast, ich weiß das wirklich zu schätzen.“, sprach der rothaarige Junge mit der Frau.
„Sie war auch meine Freundin... und außerdem ist es gut, dass ich mal wieder zurück nach Ichihara komme. Diese Stadt bedeutet mir viel.“ Die beiden unterhielten sich leise, aber lauschen war für einen Geist natürlich kein Problem und so hielten sich die Geister des Friedhofs plötzlich alle in der Nähe des Mannes und seiner Begleitung auf. Es war tatsächlich so, dass ein solches Ereignis bei den Geistern des Friedhofs einem besonderen TV-Spezial gleich kam. Die meisten von ihnen verließen den Friedhof nie, konnten die Nähe ihres Massengrabes nicht verlassen, sei es nun, weil sie nicht wollten oder weil tatsächlich der Zorn auf die Massengräber sie an diesen Ort band. Und selbst die anderen, jene, die gehen konnten, kamen stets immer wieder zu ihren Gräbern zurück... und verfolgten nun gespannt das „Schauspiel“.
Der Mann war bereits jede Woche zum Friedhof gekommen, als der alte Herr Takashi gerade erst verstorben war – und jetzt war er der älteste Geist des Friedhofs... gestorben zu einer Zeit, als es hier zwar Gräber, doch keine Geister gegeben hatte. Damals war der Besucher nur ein Junge gewesen, immerhin waren 20 Jahre seit dem Tod des Geistes Takashi's vergangen. Die Toten, welche den Friedhof immer mehr füllten, hatten die Trauer des Jungen gesehen, die er für immer in sein Herz schloss, doch nie vergaß, während er Woche für Woche älter wurde.
Vielleicht konnte man das Ereignis als Daily Soap im Wochentakt und für Geister deklarieren. Auf alle Fälle waren sämtliche Geister hier Fans der „Serie“ geworden.
Vielleicht war gerade deshalb die erste weibliche Begleitung für die Geister hier so ein Ereignis, denn immerhin trauerte der inzwischen heran gereifte Mann einer alten Jugendliebe hinterher. Einem Mädchen, dass noch einen Grabstein mit Namen auf diesem Massenfriedhof gefunden hatte, ein Mädchen, dass niemand jemals als Geist gesehen hatte.
Was nicht bedeutete,

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