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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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war, dass Yuki in jungen Jahren eine Zwillingsschwester verlor und seine Mutter seitdem in psychiatrischer Behandlung war. Er hatte mit ihr geredet, als Yuki verschwand und fand seine Mutter eigentlich als relativ normal. Anscheinend war die Behandlung angeschlagen. Das einzige, was er sonst noch wusste, neben den üblichen Daten der Akte, wie Geburtsdatum und damaliges Aussehen, war die Tatsache, dass Yuki's Cousine, ein Mädchen mit dem Namen Sayuri Yutaka, sich einige Wochen später das Leben nahm. Auch sie hinterließ einen Abschiedsbrief... aus dem hervor ging, dass sie ein psychisches Trauma nach einer versuchten Vergewaltigung erlitten hatte... eine traurige Geschichte.
Die letzte Information, die er hatte, betraf seine Haarfarbe. Aufgrund einer frisch geöffneten Packung Haarfärbemittels ging er damals davon aus, dass sich Yuki die Haare schwarz gefärbt hatte. „Okay... das beste ist es vermutlich, wenn ich bei seinen Eltern anfange zu suchen. Eventuell hat Yuki sich in den zwanzig Jahren ja mal gemeldet...“
Mit diesen Worten klappte er die Aktentasche zusammen und startete den Wagen.
Erneut lagen mehr als 400 Kilometer vor ihm...
    Wie auch zuvor verbrachte Kinoshita den Abend in einem Hotel, dieses Mal in Tokio. Er hätte es zwar tatsächlich schaffen können, Ichihara zu erreichen, aber dann wäre er er erst sehr, sehr spät angekommen und da er eh schon von der langen Autofahrt erschöpft und übermüdet war, beschloss er, dass es für ihn besser sei, wenn er die restliche, gut 60 Kilometer lange Strecke, am nächsten Morgen zurück legte. Immerhin war seine nächste Station das alte Haus der Yutakas, in der Hoffnung, dass sie noch immer dort wohnten. Und falls sie das taten, konnte er eh nicht mitten in der Nacht dort klopfen und hätte das ganze auf den nächsten Morgen verschoben. Von daher verlor er also keine Zeit...
Das Hotel, in dem er dieses Mal übernachtete, war wesentlich bequemer und besser eingerichtet, als die eher schäbige Übernachtungsmöglichkeit in Osaka. Vermutlich lag es daran, dass Tokio eine der größten Städte Japans war, denn im Gegensatz zu dem eigentlich auch recht großen Osaka und vor allem im Vergleich zu dem wesentlich kleineren Ichihara war hier noch viel mehr los. Das Hotel selbst barst zwar nicht aus allen Nähten, aber es war gut besucht.
Und auf den Straßen fuhren tatsächlich noch einige Autos, nicht wie in Ichihara, wo es fast keine Menschen mehr gab, die ein Auto besaßen oder Benzin auftreiben konnten.
Tokio war wohl einer der wenigen Ballungszentren Japans, in die es die Menschen stetig zog. Während das Land so schnell seine letzten Bewohner verlor, hatte man hier den Virus durch den Zustrom an Zuwanderern fast ausgebremst.
    Der nächste Tag brach an und Kinoshita genoss ein gutes Frühstück, das beste, dass er seit langer Zeit genossen hatte, bevor er sich wieder auf den Weg machte. Die restlichen sechzig Kilometer würde er recht schnell schaffen, dachte er bei sich, allerdings würde er alleine aus der Stadt heraus einige Zeit benötigen. Ganz klassisch... wie in alten Zeiten.
Darum erreichte er seine Heimat, Ichihara, auch erst gegen Mittag und das war auch der größte Grund, warum er erst zu sich nach Hause fuhr. Den Wagen in die alte Einfahrt lenkend kam in ihm die Nostalgie hoch. Der Anblick des Polizeiwagens in seiner Einfahrt hatte ihn viele Jahre begleitet und als er jetzt wieder einen solchen Wagen dort stehen sah, überkamen ihn für einen Moment die Erinnerungen an die alte Zeit und er musste sich kurz auf den Bordstein setzen.
Er vermisste seine Frau, ihr warmes Lächeln, dass ihn nach jeder noch so langen Schicht stets Willkommen hieß. Ihre sanften braunen Haare, die in Wellen bis auf die Schulter herab hingen... und welche vermutlich inzwischen, genau wie seine, von grauen Haaren durchzogen waren.
„Tomoko...“, murmelte er und zerrte seinen alten Geldbeutel aus der Tasche, in dem er noch immer ein altes Bild von ihr aufhob. Das letzte Bild, dass er von ihr hatte, da sie all die anderen Bilder, die gemeinsamen Fotoalben und eingerahmten Porträts, bei ihrem Auszug mitgenommen hatte.
So, wie einige andere Sachen.
Es war fair geblieben, die Trennung... abgesehen von dem Loch, den sie in seinem Herzen hinterlassen hatte. Er hatte sie schließlich nie verlassen wollen, sie immer geliebt.
„Wenn das vorbei ist...“, murmelte er und starrte erneut auf das Foto. Ja, wenn das vorbei war und er ihr beweisen konnte, dass er all die Jahre über

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