Die Geisterseherin (German Edition)
Recht gehabt hatte und Mikoto tatsächlich noch lebte... dann musste er sich bei ihr melden... Sie darum bitten, ihm noch eine Chance zu geben. Sie waren beide zu alt, um neu zu beginnen und alleine alt zu werden war einfach... nicht schön.
Kinoshita atmete ein paar Mal tief durch und versuchte sich dann wieder hoch zu hieven, wofür er allerdings ein paar Anläufe brauchte, weil ihm sein in Mitleidenschaft gezogener Rücken bei den ersten Versuchen einen Strich durch die Rechnung machte.
„Oh Gott... lass die nächsten Personen, die ich finden muss, bitte hier in Ichihara sein...“, dann strich er leicht über den alten Dienstwagen und fügte murmelnd ein „Oder wenigstens in der Nähe...“ hinzu. Er fuhr ja gerne, das hatte er inzwischen verstanden... er war nur einfach zu alt dafür geworden.
Kinoshita nahm schließlich seine Aktentasche aus dem Kofferraum und betrat seine eigene Wohnung, stellte die Tasche im Wohnzimmer auf den Tisch und lief in die Küche, um sich eine Kleinigkeit zu Essen zu machen.
Nichts besonderes, nur eine Tütensuppe, wie sie früher vor allem Studenten gekauft hatten. Schnell, günstig und lecker...
Als er in sein Wohnzimmer zurück kam, mit der dampfenden Schüssel im Arm, hatte er für einen Moment mit einem weiteren mysteriösem Erscheinen der Person in der schwarzen Kutte gerechnet... mit Mikoto. Aber sein Zimmer war leer, niemand zeigte sich und er wagte es auch nicht ihren Namen zu rufen.
Sie würde da sein, wenn er ihr etwas brauchbares mitteilen konnte, dass wusste er in diesem Moment instinktiv.
Kinoshita nahm erschöpft auf seinem Sofa Platz und genoss zuerst einmal die heiße Fertigsuppe, bevor er sich wieder mit frischem Elan an die Arbeit machte. Bevor er nach den Yutaka's schauen wollte, sortierte er den Inhalt seiner Aktentasche neu. Die Daten über Steve Steiner, die ihm bei dieser Reise nicht sehr viel gebracht hatten, sortierte er vorerst alle aus.
Er räumte alle Sachen von der Wand, seine ganzen über die Jahre hinweg gesammelten Daten, und stapelte sie fein säuberlich auf dem Wohnzimmertisch. Dann begann er einige Dinge aus dem Stapel hinaus zu ziehen und erneut an die Wand zu heften.
Oben mittig stand nun das Bild von Mikoto, darunter ein Foto von der Herrin der Zeit. Steve's Bild hing daneben, ein Pfeil auf Q'nqüra zeigend. Er heftete zudem einen Zettel mit dem Wort „Geisterseher“ darauf an die Tafel. Dann befestigte er etwas weiter unten das Bild von Yuki, ebenfalls mit einem Pfeil und der Beschriftung „Gute Freunde“ versehen. Dazu wichtige Daten, wie das Datum von Yuki's Verschwinden.
Kurzum... er aktualisierte seine persönliche Mindmap, entschlackte sie und heftete alle kleineren Informationen zusammen in eine einzelne Kategorie, statt zu versuchen allem einen Sinn zu geben und letztendlich die Tafel unter den Informationen zusammenbrechen zu lassen.
Als er fertig war betrachtete er sein Werk und schüttelte dann den Kopf.
Es war noch immer nicht gut, aber das lag wohl daran, dass er so etwas am besten in seinem Kopf machte, der glücklicherweise auch noch in seinem Alter brav mitspielte, auch wenn da so mancher ExKollege anderer Meinung war.
„Wirklich neue Informationen hat mir mein kleiner Ausflug nicht gebracht... abgesehen davon, dass ich jetzt weiß, dass ich auf der richtigen Spur bin.“
Er blieb noch eine Weile vor der Tafel stehen, ging in Gedanken noch einmal alles durch, was er wusste, als es plötzlich bei ihm an der Haustür klingelte. Die Klingel kam so unerwartet, dass er vor Schreck den Autopsiebericht von Sayuri Yutaka fallen ließ, den er noch immer in der Hand gehalten hatte, unschlüssig, ob ihr Selbstmord nun eine Verbindung zu den Verschwinden der anderen hatte oder eben nicht. „Was zum... wer ist das?“, murmelte er wütend und lief zur Tür. Als er durch den Spion schaute erkannte er, ebenfalls völlig unerwartet, seinen alten Kollegen.
„... was will der denn?“
Nichtsdestotrotz öffnete er ihm, schließlich war sein ehemaliger Kollege nicht dumm. Das Polizeiauto stand noch in der Einfahrt und wenn er einen zweiten Schlüssel dafür hatte und Kinoshita so tat, als wäre er nicht da, dann könnte er das Auto ja auch wieder mitnehmen... und er brauchte es noch. Auch wenn er, dass musste er zugeben, zuerst einmal Benzin finden musste. Der Tank des Wagens war nämlich praktisch leer. Er hatte zwar unterwegs tatsächlich an einer Tankstelle bei Tokio ein paar Liter Benzin bekommen, aber damit kam er nicht noch einmal
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