Die Geisterseherin (German Edition)
weiß, wo sich dieser Yuki jetzt aufhält und bis nach Osaka muss ich ja eh noch einmal zurück.“
Der Mann stand auf und fummelte eine Zigarette aus der Tasche, woraufhin er einen bösen Blick von Kinoshita erntete.
„Keine Angst, ich rauche draußen“, murmelte er, dann lief er zu Kinoshita's Mindmap und nahm das Bild von Yuki ab.
„Du bekommst dein Benzin, weil ich hoffe, dass du wirklich eine Spur hast und danach zur Ruhe kommen kannst... außerdem werde ich dir noch etwas verraten.“
Er deutete auf das Bild von Yuki.
„Wir haben ihn nie gefunden, aber nachdem du weg warst kamen noch ein paar Informationen rein, die du eventuell noch nicht hast.“ Kinoshita zog eine Augenbraue hoch. Innerlich wollte er jubeln und gleichzeitig den ehemaligen Kollegen verprügeln, dafür, dass er ihm das all die Jahren vorenthalten hatte.
„Yuki lief gegen 17 Uhr von Zuhause weg. Als wir die Suche einstellten, vermuteten wir, dass er eine halbe Stunde später den Schnellzug nach Tokio genommen hat.“
„Und wie kommt ihr darauf?“
„Nun, die anderen Züge davor fuhren alle nur zu Städten und Dörfern in der unmittelbaren Umgebung, also keine Orte, die man ansteuerte, wenn man von Zuhause fliehen will, nicht? Außerdem ist Tokio ein bekannter Magnet für Jugendliche, wie ihn. Groß, unübersichtlich... anonym. Dort gibt es immer Möglichkeiten, verstehst du? Selbst heute noch ist die Stadt das Herz Japans. Abgesehen davon... eine Frau aus eben jenem Zug meinte, dass sie jemanden dort gesehen hätte, der Yuki sehr ähnlich sah. Es ist sicher nur eine Kleinigkeit und es ist sicher nicht verkehrt, wenn du in alle Richtungen ermittelst... aber vielleicht hilft es dir ja. Ich würde jedenfalls in Tokio mit deiner Suche beginnen.“
„Schauen wir mal... und danke.“
Der Polizist nickte und ließ sich von Kinoshita die Schlüssel zum Wagen aushändigen.
„Keine Angst“, sagte er lachend. „Du bekommst ihn noch einmal wieder. Länger kann ich ihn dir aber unmöglich geben... und viel Glück... Partner“.
Honda verließ das Haus wieder, zündete seine Zigarette an und fuhr dann mit dem Polizeiwagen davon. Kinoshita blieb alleine zurück, starrte dem Wagen für einen Moment noch hinterher und grinste dann. „Du alter Halunke... gib es doch zu, dass dich der Fall noch genauso interessiert, wie mich“, sprach er, leise vor sich hin grinsend und lief dann zurück in seine Wohnung, um seine Aktentasche weiter zu packen.
Dieses Mal mit Dokumenten rund um Yuki – inklusive Notizzettel, auf der er notierte, was ihm sein ehemaliger Partner gesagt hatte. Er wusste nicht, ob die Familie Yutaka das wusste, aber wenn er ihnen erzählte, dass er auch nach all der Zeit noch auf der Suche nach ihrem Sohn war, dann teilten sie vielleicht noch eine Information mit ihm, die ihm weiter half.
Zumindest hoffte er, dass es entweder so lief oder ihm die Familie sagte, dass Yuki in den zwanzig Jahren wieder aufgetaucht war. Das wäre natürlich für ihn das praktischste.
Kinoshita verschwendete nicht viel mehr Zeit bei sich Zuhause, er hatte dort ja auch die letzten 20 Jahre gesessen und er war eigentlich froh darüber, dass er jetzt so ungewöhnlich viel zu tun hatte. Es tat ihm gut, auch wenn sein Rücken ihn nach den Autofahrten daran erinnerte, dass er schon lange nicht mehr jung genug war, um das jeden Tag durchzuziehen.
Darum war er auch ganz froh, als er zum ehemaligen Wohnort von Yuki Yutaka laufen konnte. Die frische Luft und die Bewegung taten ihm beide gut.
Trotzdem brauchte er fast eine Stunde, bis er das Gebäude ein gutes Stück entfernt von der Innenstadt endlich erreicht hatte, was allerdings eher daran lag, dass er zwischendurch eine kleine Pause machen musste, um sich für ein paar Minuten hinzusetzen. Als er jedoch das Gebäude endlich erreichte, ein Mehrfamilienhaus, in dem bestimmt ein halbes Dutzend Familien lebten... oder gelebt hatten, so genau konnte man das von außen nie sagen, atmete er erst einmal erleichtert auf, denn der Name YUTAKA klebte noch immer auf einer der sechs Klingeln.
Das Schild war zwar schon ein wenig angegangen, sah jedoch nicht so aus, als wäre es wirklich alt. Selbst, wenn sie nicht mehr hier wohnten, konnten sie erst vor kurzer Zeit weggezogen... oder gestorben... sein. Diese Option bestand, rechnete man den Virus ein, ja auch. Es konnte sogar sein, dass er Yuki nie fand, da er schon lange tot war.
„Das wäre... unpraktisch...“, murmelte Kinoshita und klingelte anschließend. Er war kein
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