Die Geisterseherin (German Edition)
würde... Sie wandte sich an Q'nqüra und sagte aufgeregt: „Ich brauche Yuki's Adresse, sofort.“
„Willst du mich nicht erst einmal einweihen?“
„Nein, es ist privat und sie sollten da ihre Nase nicht hinein stecken.“ Q'nqüra seufzte, kritzelte aber dann doch eine Adresse auf einen Notizzettel und gab diesen Mikoto. Anschließend musste sie ihr noch erklären, wo die Straße lag, da sich Mikoto noch gar nicht in Ichihara auskannte.
„Manchmal sind wir wirklich blind...“, sagte sie mit einem großen Grinsen zu Q'nqüra.
„Ich würde mich dennoch darüber freuen, wenn du mich einweihen würdest. Andernfalls lese ich es halt einfach in deinem Buch nach...“ Mikoto stand auf und lief zur Tür, um ihre Schuhe wieder anzuziehen. „Warte einen Moment, Mikoto. Lass dir wenigstens von mir helfen...“ Q'nqüra drückte Mikoto ein Halsband mit einem Anhänger in die Hand.
„Dieses Halsband... wo haben Sie das her?“
Mikoto hatte sich automatisch an den Hals gefasst, da dies eindeutig ihr eigenes Halsband war. Ein simples, schwarzes Lederband, an dem ein goldenes Q baumelte, ein Schmuckstück ihrer Mutter. „Dieses Amulett an dem Halsband gehörte einmal mir. Darum auch dieses „Q“ als Symbol. Ich weiß nicht, warum du es hast, Mikoto oder wie es überhaupt in Besitz deiner Familie kam, aber ich würde es dir gerne zurück geben.“
„Nachdem Sie es mir zuvor gestohlen haben!“, empörte sich Mikoto. „Ich wollte es lediglich untersuchen. Und ich verrate dir als Gegenleistung auch, dass du mit diesem Amulett Dinge aus deinem Zimmer zu dir befördern kannst.“
„Aus meinem Zimmer? Wozu? Für gewöhnlich bekleckere ich mich nicht und brauche daher auch nicht mitten in der Schule neue Klamotten.“
„Das nicht, aber vielleicht brauchst du mal dein Schwert... und schau, wenn du es eh hast, warum solltest du es dann nicht verwenden?“ Mikoto griff etwas zögernd nach dem „Geschenk“ und steckte es in ihre Tasche, dann verließ sie die Wohnung und trat erneut hinaus in die Hitze.
Die Sache mit dem Amulett hatte sie auch fast sofort wieder vergessen, etwas anderes war auch gerade wichtiger. Sie war so dumm gewesen, hatte einfach nicht die Augen aufgemacht. Wie all die Menschen, die über diese Erde wandelten und nicht sahen, was um sie herum eigentlich geschah, hatte auch sie einfach nicht die Augen aufgemacht gehabt. Der Mensch war schon eine seltsame Kreatur, die stets ausblenden konnte, was sie nicht wahrhaben wollte. Mikoto lief den Weg zu dem Wohnblock, in dem Yuki wohnte, im Eilschritt, sich immer wieder selbst verfluchend. Wenn sie Yuki gleich damit konfrontiert hätte... dann wäre sie jetzt ein gutes Stück weiter und könnte unter der kalten Dusche stehen, anstatt durch die Stadt zu laufen..
Sie erreichte den Wohnblock und ließ ihren Blick über die Klingeln kreisen.
„Ah, hier. Familie Yutaka.“, sagte sie zu sich selbst, als sie die Klingel endlich fand.
Sie betätigte sie, bis eine Frau im mittleren Alter aufmachte. „Seien Sie gegrüßt und entschuldigen Sie die Störung, Frau Yutaka. Ich bin Mikoto Sugisaki, eine Schulfreundin von Yuki. Könnten Sie mir bitte sagen, ob Yuki gerade zuhause ist?“
Die Frau musterte sie von oben bis unten, nickte kurz und rief dann in die Wohnung.
„Yuki, da ist Besuch für dich! Komm herunter, aber sag deiner Schwester vorher, dass sie ihr Zimmer aufräumen soll, bis du wieder nach Hause kommst, sonst gibt es ein Donnerwetter.“
„Ja, ja. Ich habe verstanden, Mutter.“
Die Frau verschwand aus der Tür und Mikoto konnte einen Blick in die Wohnung erhaschen.
Auf den ersten Blick wirkte sie weder so ganz sauber, noch richtig dreckig. Sie war auf alle Fälle älter, als der Wohnblock von außen ansah. Wahrscheinlich wirkte sie darum etwas... schmuddelig. Alles schien schon älter zu sein, nicht so alt, wie Q'nqüra's Antiquitäten und Bücher... aber alt.
„Wo bleibt Yuki denn?“, fragte sich Mikoto, während sie ungeduldig wartete.
Es dauerte eine ganze Weile, bevor Yuki die Treppen herunter kam, die rechts vom Flur aus, wohl in den zweiten Stock führten. So etwas sah man auch selten... Wohnungen, die über zwei Stockwerke gingen. Gerade in solchen Wohnblöcken... In Einfamilienhäusern fand man das ja oft genug, aber solche Blöcke hatten normalerweise kleine Wohnungen ohne Aufgang in einen weiteren Stock.
„Hallo, Mikoto. Ich habe dich gar nicht erwartet...“, sagte Yuki sichtlich überrascht, bevor sie hinzufügte: „Komm, lass uns irgendwo
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