Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
Vom Netzwerk:
während Kinoshita versuchte zu schlafen.
Er setzte sich an die leere Theke und warf dem Inhaber einen Blick zu, der ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue anstarrte. „Geben Sie mir etwas starkes, dass mich morgen nicht davon abhält weiter zu fahren.“
„Aye... gibt es nicht...“, meinte der Inhaber und schenkte ihm gleichzeitig ein Glas ein.
„Aber wir haben Sake da und wenn Sie sich beherrschen, dann haben Sie morgen auch keine Kopfschmerzen.“
„Gut...“
Kinoshita schüttete das erste Glas hinunter und lies es sich gleich noch einmal nachfüllen.
„Was kostet so ein Glas?“
Der Inhaber nannte seinen Preis und Kinoshita kaufte ihm die gesamte Flasche ab. Dieser stellte sie ihm, mit den Schulter zuckend, hin und putzte weiter, scheinbar sinnlos, an der Theke herum, während Kinoshita weiter seinen Rücken in Gedanken verfluchte. Die Zeit verging und mit ihr leerte sich die Flasche. Irgendwann fiel der letzte Tropfen in sein Glas.
„Hey... die Flasche ist leer. Haben Sie noch etwas da?“
Der Inhaber, der zwischenzeitlich die noch immer Hanafuda spielenden Männer beobachtet hatte nickte, stellte ihm jedoch keine weitere Flasche hin.
„Hey, ich hätte gerne noch eine“, erinnerte ihn Kinoshita, der noch nicht betrunken war und auch noch klar denken konnte und deswegen auch noch immer seinen Rücken spürte, noch einmal.
„Sie wollen morgen fahren, denke ich?“, meinte der Inhaber plötzlich und Kinoshita nickte zögernd.
„Aye... Probleme?“, fragte er ihn plötzlich in einem seltsamen Anflug von Höflichkeit.
„Mit dem Rücken... ist nicht schön alt zu werden.“
„Dann mieten Sie sich das Zimmer halt ein paar Tage länger. Für eine Woche gibt’s 'nen dicken Rabatt.“
„Nein, danke, ich muss morgen wirklich weiter. Außerdem haben Sie sicherlich noch andere Gäste, die das Zimmer haben wollen.“ „Aye, die kommen gleich nachdem ich Elvis Presley als Abendunterhaltung gebucht habe... Sie sind vielleicht ein Scherzbold.“
„Ich weiß...“
Kinoshita drehte das leere Glas in der Hand und ließ seinen Blick durch den Raum werfen.
Es war wirklich eine winzige Kneipe und ein gewaltiges Wunder, dass sie tatsächlich noch offen hatte.
„Ganz schön klein...“, murmelte er, mehr an sich selbst gewandt. „Wenn es Ihnen nicht gefällt, etwa 100 Kilometer weiter gibt es ein Hotel, dass zumindest im letzten Jahr noch offen hatte. Keine Ahnung, wie es jetzt aussieht, war da schon längere Zeit nicht mehr...“ Kinoshita lachte und versuchte sich ein wenig zu strecken. „Würde mich dann aber doch interessieren...“
„Was...?“
Der ehemalige Kommissar machte eine ausladende Bewegung mit der Hand durch den Raum.
„Naja, diese kleine Kneipe hier. Wie kommt es, dass Sie die halten können? Sie sind hier praktisch mitten im Nirgendwo, abgesehen von dem Stammtisch da hinten kommen doch sicherlich nicht viele Leute hierher, oder?“
Der Inhaber blieb zu Kinoshita's Verwunderung stumm und holte eine weitere Flasche Sake aus dem Regal, dieses Mal um sich selbst ein Glas einzuschenken.
„Sind Sie doch Bulle oder warum interessiert sie das?“, fragte er schließlich, wesentlich misstrauischer klingend, als zuvor. „Nein, ich bin kein Bulle... aber ich war mal einer.“
„Aye...? Wieso verwundert mich das jetzt nicht?“
Er nahm einen Schluck von seinem Sake.
„Ihr Bullen habt immer etwas an euch, dass euch sofort verrät.“ „Spielt das eine Rolle?“
„Nein.“
Jetzt schenkte der Mann mit den Worten „Mehr gebe ich Ihnen heute nicht“ Kinoshita noch ein Glas ein und leerte anschließend sein eigenes.
„Aber Sie haben schon Recht, Herr...“
„Kinoshita...“
„Wie auch immer... Diese Kneipe hier hat durch ein Wunder überlebt.“
„Ein Wunder?“, hakte Kinoshita ehrlich interessiert nach und der Mann nickte. Sein Gesicht nahm auf einmal einen fast verträumten Ausdruck an.
„Wissen Sie, bevor der Virus ausbrach war dies nur eine kleine, mäßig laufende Dorfkneipe. Dann, das war nur wenige Tage vor dem Ausbruch, stand plötzlich dieses Mädchen vor unserer Tür.“ „Ein Mädchen?“
Er nickte und begann zu grinsen.
„Süßes Ding, hat mir ihr Alter nicht verraten, kann damals aber nicht älter als 18 gewesen sein.“
„Ich verstehe nicht...?“
„Naja, die Kleine war 'ne Ausreißerin. So ein Brummifahrer, der damals immer bei mir einkehrte, Gott habe ihn selig, hat sie irgendwo weiter im Süden aufgelesen. Sie wollte nach Sapporo und er fuhr halt bis nach Misawa und kam dabei hier

Weitere Kostenlose Bücher