Die Geisterseherin (German Edition)
Adresse befand. Das Anwesen von Jin Hamada... Ein Anwesen, dass sich bereits außerhalb der großen Wohnsiedlungen von Sapporo befand, auf jener Seite des Ishikari-River, welcher eher mäßig bebaut und teilweise auch noch von Feldern durchzogen war. Es war erneut ein großes Anwesen, nicht unweit vom Fluss entfernt und wieder einmal ein Grundstück, dass von einer großen Mauer umgeben war.
„Muss man sich als reiches Muttersöhnchen eigentlich grundsätzlich verbarrikadieren?“, fragte sich Kinoshita und starrte auf das große Tor, an dem er gerade vorbei fuhr.
Er hielt einige Meter weiter und stellte den Wagen schließlich an den Straßenrand, lief die knapp 200 Meter zum Tor zu Fuß, um seinem Rücken ein wenig Bewegung zu gönnen und dieses Mal auch nicht sofort wie ein Polizist zu wirken.
Er klingelte nicht gleich, sondern warf zuerst einen Blick auf das wesentlich größere und imposantere Gebäude und dann zurück zu seinem Streifenwagen.
Bei diesem Sawashiro war er mit seinem Wagen einfach vor das Tor gefahren, eine wirklich große Dummheit, die zeigte, dass er doch langsam alt wurde. Wenn dieser Sawashiro tatsächlich ein YakuzaBoss war, dann hatte er zu Kinoshita's Glück die Nerven behalten. Er wüsste nicht, wie er reagieren würde, wenn er ein Yakuza-Boss wäre und ein vermeintlicher Cop vor seinem Haus parken würde... vor allem alleine.
Er streckte die Hand zu der kleinen Klingel aus, die neben der Freisprechanlage positioniert war und drückte kurz darauf. „Hoffen wir nur, dass jemand da ist...“
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es schon auf 8 Uhr Abends zuging. Eines war sicher, sobald er hier fertig war, hatte er die Hotels abzuklappern, die er auf dem Weg hierher gesehen hatte. Durch die schiere Größe der Stadt, die dadurch auch noch viele Bewohner hatte, gab es eine gute Chance, dass die Hotels tatsächlich noch geöffnet hatten. Zumindest die meisten.
„Guten Abend, der Herr... was kann ich für Sie tun?“
Die Stimme einer erwachsenen Frau drang glasklar durch die Freisprechanlage, nicht so verzerrt, wie man es sonst von diesen Freisprechanlagen kannte. Für einen winzigen Moment hatte Kinoshita sogar gedacht, dass die Frau direkt neben ihm stehen würde.
„Guten Tag, mein Name ist Kouhei Kinoshita, ich würde gerne den Herrn des Hauses, Jin Hamada sprechen.“
„Der Herr ist im Haus, doch beschäftigt, welches Anliegen soll ich ihm den vortragen?“
„Ich bin ein ehemaliger Polizist, der momentan als eine Art... Detektiv arbeitet und muss ihm wegen ein paar Dingen einige Fragen stellen!“ Er posaunte dieses Mal nicht alles gleich heraus, um so hoffentlich zumindest ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer der Villa führen zu können.
„Bitte gedulden Sie sich einen Moment. Ich werden meinen Herrn fragen, ob er sie heute noch empfangen kann.“
Es knackte in der Sprechanlage und Kinoshita brummte etwas davon, dass er ja nicht so lange brauchen würde und überhaupt hatte man in diesen Zeiten doch eh immer Zeit. Er zumindest...
Seltsamerweise musste er eine ganze Weile lang warten und verfluchte es, dass er keine Zigaretten mehr besaß – das Rauchen hatte er vor Ewigkeiten aufgehört – da sie ihm zumindest die Wartezeit versüßt hätten. Zumal er zunehmend nervöser wurde, da er sich selbst bereits am Ziel seiner Reise sah. Als es dann endlich wieder in der Leitung knackte und das Tor aufschwang, brauchte er nicht auf die Antwort aus der Freisprechanlage zu warten und lief sofort den Kiesweg hinauf zur Villa, aufgeregt, wie ein Mädchen, dass zu seinem ersten Ball ging.
Außer Jin Hamada gab es nur noch die Familie Furukawa. Er war sich darum todsicher, dass er hier richtig war.
Als er die Villa, anders wollte er die Wohnstätte nicht mehr nennen, schließlich erreichte, da wurde er bereits von einem Mann in den Vierzigern erwartet, der scheinbar Jin Hamada, der Herr des Hauses war. Er trug einen sehr teuer wirkenden Bademantel und hatte eine Pfeife im Mund, auf der er herum kaute.
Irgendwie sah er genau so aus, wie sich Kinoshita ein alt gewordenes reiches Muttersöhnchen vorstellte.
Die Frage war nur, ob es das richtige Muttersöhnchen war... „Guten Abend, Herr Hamada.“, grüßte er ihn mit einer, in Japan üblichen, leichten Verneigung. „Es tut mir wirklich leid, wenn ich zeitlich ungelegen komme, doch ich habe eine lange Reise hinter mir und musste nach meiner Ankunft einfach sofort hierher kommen.“ Er streckte ihn zusätzlich, nach westlicher Art, noch seine
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