Die Geisterseherin (German Edition)
sein Handlanger sein sollte.“ „Eine saubere Weste...“
„Genau... er hatte eine saubere, weiße Weste... und einen weißen Wagen.“
„Und der hat einen Sohn?“, hakte Kinoshita noch einmal nach. „Ja, hat er. Der war damals gerade 19 Jahre alt geworden. Kurze, schwarze Haare und trug eine Brille, so ein potthässliches, großes Kunststoffteil, wie sie damals eben in Mode waren. Er sah ein bisschen aus, wie ein Nerd... ich kann dir gerne ein Bild von ihm schicken.“
Kinoshita knirschte mit den Zähnen. Er hatte vergessen den Inhaber der Kneipe zu fragen, wie der reiche Schnösel ausgesehen hatte... und daher wusste er nicht, ob der Junge nun die Person war, die er suchte, oder nicht.
„Mach das...“, murmelte er daher als Antwort.
„Gerne... aber sei gewarnt. Dieser Junge... seitdem sein Vater vor etwa drei Jahren starb ist er das Familienoberhaupt und wenn die Familie wirklich ein Teil der Yakuza ist...“
„Ich passe auf mich auf. Erzähl du mir lieber von der dritten Familie“, unterbrach ihn Kinoshita, der sich zu alt für solche Belehrungen hielt. „Die Hamadas? Das ist eine recht traurige Geschichte... Weißt du, der Junge... ein Kerl namens Jin Hamada verlor seine Eltern kurz nach dem Ausbruch des Virus...“
„Viele Menschen haben geliebte Familienmitglieder damals verloren. Wenn ich das traurig finden soll, dann müsste ich jeden Menschen auf dieser Welt bemitleiden.“
„Ja, aber es war halt nicht der Virus... seine Eltern stürzten mit einem Privatflugzeug ab und der Sohn erbte von heute auf morgen das Imperium. Ein bisschen klischeehaft, wie in einem Hollywoodfilm.“ „Er erbte das Imperium? Was haben sie denn hergestellt, denn der Name sagt mir gerade nichts.“
„Sie haben nichts hergestellt, Kouhei. Tut mir leid, ich hab mich da etwas falsch ausgedrückt. Seine Mutter war wohl eine große Künstlerin und sein Vater ein anerkannter Schauspieler. Irgendwelche Frauenfilme, ich kannte ihn jedenfalls auch nicht. Er hat niemals große Auszeichnungen gewonnen, aber anscheinend verdammt gut verdient. Außerdem scheinen beide Elternteile einiges an Geld in die Ehe mit eingebracht zu haben, zumindest der Vater der Mutter schien viele Jahre lang eine Firma besessen zu haben.“
„Schien?“
„Die Hamadas haben selten Dinge offen gelegt und immer sehr zurückgezogen in einer Villa am Rand von Sapporo gelebt. Daran hat auch dieser Jin nichts geändert. Um ehrlich zu sein... ich habe eine ganze Zeit lang gedacht, dass er schon tot sei, weil er so selten die öffentliche Bühne betritt. Glücklicherweise war er allerdings vor zwei Monaten bei einem Gala-Abend, der von den Furukawas ausgerichtet wurde, zu Gast.“
Kinoshita kratzte sich am Kinn... zwei damals junge Männer hatte er also, die Furukawas schloss er vorläufig aus. Das waren jedenfalls weniger Optionen, als er erwartet hatte...
„Zumindest haben beide eine weiße Limousine in ihrem Fuhrpark stehen.“
„Vielen Dank, kannst du mir die Adressen von den beiden Familien noch schicken? Ich glaube, dass ich dann alles habe, um diesen Fall zu lösen.“
Ein wenig spöttisch kam ein „Na, wenn du denkst“, durch die Leitung, dann verabschiedete sich sein ehemaliger Partner und legte auf.
„Jin Hamada und Yoshino Sawashiro...“, murmelte er vor sich hin und steckte das Handy in eine seiner Hosentaschen, den Blick auf das leise rauschende und tiefblaue Meer gerichtet.
„Wer von euch beiden war wohl gewillt, einen Ausreißer aufzunehmen?“
Beide Familien kamen definitiv in Frage, selbst wenn Yoshino Sawashiro ein Teil der Yakuza war. Diese reichen Muttersöhnchen lebten oft in allem Luxus dieser Welt... sie brauchten daher immer Leute, die für sie arbeiteten. Sei es nun als einfache Putzfrau, als Leibwächter, in der Küche oder einfach nur zur Unterhaltung. „Yuki Yutaka... wo hat es dich nur hingeschlagen...?“, murmelte er und schüttelte den Kopf.
Er sollte vielleicht nicht bei dem eventuellen Yakuza anfangen, denn wenn dieser wirklich ein Yakuza war... und Yuki eventuell sogar wegen ihnen tot... dann würde er das nicht so einfach sagen. Und er, Kinoshita, würde sich eventuell sogar danach in Lebensgefahr befinden.
„Probieren wir es erst einmal bei diesem Jin...“, murmelte er daher und im gleichen Moment klingelte sein Handy erneut, dieses Mal aber nur wegen einer Nachricht.
Die Adressen der beiden Familien. Von den Furukawas brauchte er keine Adresse, selbst wenn er sie aufsuchen sollte. Jeder kannte die Villa der
Weitere Kostenlose Bücher