Die Geisterseherin (German Edition)
Teufel, was sind Sie denn für einer?“, drang eine überraschte, aber noch immer unhöflich klingende Stimme aus der Sprechanlage.
„Sind Sie besoffen oder warum fragen Sie so einen Unsinn?“ „Nein, ich bin nicht betrunken... und ich bin auch kein Polizist oder ähnliches, auch wenn ich gerade so einen Wagen fahre. Ich suche nur im Auftrag eines alten Freundes eine Person mit dem Namen Yuki... oder auch „Yumi“ Yutaka.“, erklärte er wahrheitsgemäß seine Absichten.
„Hrmpf... nie gehört, aber wenn es ihr Gewissen beruhigt, werde ich den Herrn des Hauses fragen. Hier ist diese Person jedenfalls mit Sicherheit nicht.“
„Natürlich... ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet.“
Es knackte in der Sprechanlage und Kinoshita atmete erleichtert auf, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Mögliche Yakuza hatten ihn damals, als er noch Polizist war und eine Dienstwaffe trug, bereits immer nervös gemacht... und das hatte sich in all den Jahren auch nie geändert. Zumal er jetzt ein wesentlich leichteres Ziel abgab.
„Puh... das ging trotzdem leichter, als ich dachte...“, murmelte er und versuchte durch das Tor das Gebäude auszumachen, in dem sich dieser Yoshino Sawashiro jetzt wohl aufhielt.
Ob er wohl wirklich den Yakuza angehörte?
Nach einer Weile kam ein Mann auf ihn zu. Gekleidet in einem dunklen Anzug und mit einem ausgesprochen muskulösen Körperbau war er nicht der Typ Mensch, der sofort Sympathien im ExKommissar erweckte.
„Sie sind dieser Kinoshita?“, fragte er ihn und er nickte.
„Hören Sie, ich weiß nicht, was Sie sich erhofft haben, aber wir können Ihnen nicht weiterhelfen. Der Name sagt meinem Herrn absolut nichts, aber er meinte auch, dass es unmöglich sei, zu sagen, ob er ihn nicht einmal gekannt hatte. 17 Jahre sind eine lange Zeit und Ninohe war definitiv ein Ort, den mein Herr damals noch öfter aufgesucht hat, als heutzutage...“
„Dann war er es vielleicht nicht... ich bin mir nämlich sicher, dass der Name ihm im Gedächtnis hängen geblieben wäre.“
„Also entweder diese Person war nur eine von hunderten oder mein Herr hat sie nicht gekannt.“
Kinoshita überlegte kurz, ob es nicht eine Möglichkeit gab, herauszufinden, ob dieser Yoshino Sawashiro nicht doch Yuki gesehen haben könnte. Immerhin hatte der Inhaber damals vermutlich von ihm mal eben eine Million Yen bekommen.
„Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass mein Herr diese Person kennen würde, Herr Kinoshita? Dies würde ihn nämlich sehr interessieren.“
„Nun...“ Er stockte kurz, beschloss dann aber bei der Wahrheit zu bleiben.
„Wie ich bereits sagte, ich suche eine Person. Diese kam vor 20 Jahren in einer Kneipe bei Ninohe an, erregte dort sehr viel Aufmerksamkeit und zog 3 Jahre später nach Sapporo...“ „Und?“
„Nun, kurz darauf kam ein, laut dem Inhaber, sehr reich wirkender, junger Mann in einer weißen Limousine in die Stadt und besuchte eben diese Kneipe. Er schien... mit der vermissten Person zu tun zu haben und ich verfolge nun diese Spur.“
„Warten Sie einen Moment, mir fiel gerade etwas ein.“
Der bullige Mann entfernte sich zwei Schritte und schien über eine Art Funkgerät einige Worte mit jemanden zu wechseln, was überhaupt nicht verdächtig wirkte... etwas nervös beobachtete Kinoshita ihn dabei, lief dann zu seinem Wagen und öffnete schon einmal die Tür, um im Notfall schnell wegfahren zu können.
Kinoshita sollte nie erfahren, ob die Familie tatsächlich mit den Yakuza arbeitete, selbst der Kopf der hier operierenden Yakuza war oder sich das alles nur als dummes Gerücht herausstellte. Rückblickend betrachtet erschien Kinoshita wohl sehr feige, denn während er super-nervös den Mann beobachtet und ihm in Gedanken alle möglichen Verbrechen an den Kopf warf, hatte dieser ernsthaft versucht dem alten Mann zu helfen.
Etwas, dass Kinoshita erst so richtig begriff, als er sich die Erklärung des Mannes noch einmal durch den Kopf gehen ließ: „Tut mir leid, aber Sie sind hier falsch, das Modell unserer weißen Limousine ist erst 15 Jahre alt. Das Modell, dass er davor hatte, wurde zwar in der Farbe Weiß eingekauft, aber privat nach dem Kauf neu lackiert... in Schwarz. Zu jenem Zeitpunkt, also vor 17 Jahren, war sie das auch schon seit 3 Jahren.“
„Kinoshita, du bist ein Hasenfuß geworden“, murmelte er zu sich selbst, längst wieder im Auto sitzend und die Do-Ou New Way in Richtung Osten fahrend, wo sich die zweite, von seinem Partner ermittelte,
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