Die Geisterseherin (German Edition)
die anscheinend frisch gefärbt waren. Sie war eine Schönheit, mit einem wohlproportioniertem Körper, den sie in einer klassischen Dienstmagd-Uniform versteckte. Aber selbst diese konnte nicht ihre Formen verstecken und Kinoshita hatte wahrlich Mühe seinen Blick abzuwenden.
Trotzdem fiel ihm auf, dass während Ihres Aufenthalts in dem Zimmer Jin die Geschichte von ihm nicht weiter verfolgte, sondern nur still auf seiner Pfeife herum kaute.
„Ich habe mir erlaubt Ihnen einen Earl Grey zu machen.“ Mit ihrer glasklaren und sehr melodischen Stimme überreichte sie dem Ex-Kommissar eine der beiden Teetassen und die andere ihrem Herrn, der sie ohne ein weiteres Wort zu sagen nahm und vorsichtig daran nippte.
Dann verschwand die Frau wieder aus dem Zimmer, bevor Kinoshita auch nur einen Schluck aus der herrlich duftenden SchwarzteeMischung probieren konnte.
„Trinken Sie, Herr Kinoshita. Dies ist ein besonderer Tee.“, brach Jin sein Schweigen.
Er nahm vorsichtig einen Schluck des heißen Gebräus und nickte zufrieden. Das war ein guter Earl Grey, so etwas hatte er schon lange nicht mehr getrunken.
„Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass dies der beste Earl Grey in Sapporo ist. Manche behaupten ja, dass die Furukawa noch einen Vorrat von dieser Mischung hätte, doch ich halte das für Altweibergeschwätz, immerhin habe ich damals alle Vorräte aufgekauft, die ich in die Finger bekommen konnte.“
„Es ist auf alle Fälle ein guter Tee...“
Er nahm einen weiteren Schluck.
„Womit wir allerdings zurück zu meiner Frage kommen. Wie kann ich, bescheidener Bürger von Sapporo, Ihnen dabei helfen, ihre entschwundene, wie war ihr Name gleich nochmal... Yumi, oder? Jedenfalls... das Mädchen zu finden? Immerhin ist das alles doch 17 Jahre her... und selbst mein Gedächtnis ist nicht so gut, dass ich mir alle Namen und Gesichter von damals merken könnte.“
„Besitzen Sie eine weiße Limousine?“
„Äh... ja, das tue ich in der tat.“
„Haben Sie diese damals auch besessen... also vor siebzehn Jahren?“ Der Mann antwortete nicht sofort, sondern nahm einen Schluck seines Tees.
„Die Limousine gehörte meinen Eltern, die um diesen Zeitpunkt herum gestorben sind. Also, ja... ich besaß auch damals eine weiße Limousine.“
„Sehr schön... dann waren Sie es damals in Ninohe, habe ich Recht?“ Der Mann lachte und zuckte dann mit den Schultern.
„Wenn ich Sie frage, wo sie vor siebzehn Jahren waren, wüssten Sie das, Herr Kinoshita? Sehen Sie... ich bin in meiner Jugend viel gereist und durch ganz Japan gekommen. Natürlich auch durch Ninohe, das streite ich nicht ab. Vermutlich habe ich sogar dort den Namen dieses Mädchens gehört, wenn sie dort wirklich so ein großes Ding war. Aber ob ich sie dort gesehen habe, das kann ich ihnen leider nicht sagen. Dafür ist einfach viel zu viel Zeit vergangen.“
Er stand auf und legte die Pfeife auf einen kleinen Tisch, während Kinoshita jede seiner Bewegungen genau beobachtete. Viel gereist? Das deckte sich nicht wirklich mit dem, was ihm sein Kollege Honda gesagt hatte. Dieser Mann lebte so zurückgezogen, dass sein Kollege fast geglaubt hatte, dass er bereits tot war. Sein Reisehobby war doch mit Sicherheit eine Lüge!
„Wenn es sonst keine weiteren Fragen gibt, dann würde ich nun gerne meinen Verpflichtungen nachkommen, Herr Kinoshita.“
„Warten Sie einen Moment. Ich bin gleich fertig.“
Jin seufzte und drehte sich noch einmal zu dem Ex-Kommissar um. „Was denn noch, Herr Kinoshita?“
„Es geht nicht darum, ob Sie dieses Mädchen dort gesehen haben, sondern ob Sie damals in die Kneipe kamen und dem Besitzer eine Million Yen mit den Worten, dass dies ein Dankeschön sei, in die Hand drückten.“
„Das ist doch lachhaft, wer sollte so etwas tun?“
„Ich weiß es nicht, sagen Sie es mir.“
Jin Hamada winkte genervt ab und öffnete die Tür.
„Tut mir leid, Herr Kinoshita, aber ich kann Ihnen hierbei leider nicht weiterhelfen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, meine Dienstmagd wird Ihnen den Ausgang zeigen.“
Der Mann eilte in eine Richtung fort und nahezu gleichzeitig trat die Dienstmagd heran und packte Kinoshita am Oberarm, zerrte ihn relativ mühelos mit einem ungewöhnlich festen Griff in Richtung des Ausgangs.
„Verdammt, lassen Sie mich los!“, keifte Kinoshita wütend und schaffte es schließlich sich loszureißen.
„Bitte machen Sie keinen Aufstand und verlassen Sie die Villa. Der Herr möchte Ihnen nichts mehr sagen.“
Wut stieg
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