Die Geisterseherin (German Edition)
Familie, die auf einem Hügel gelegen über Sapporo thronte. Sich noch einmal streckend und die salzige Seeluft genießend, machte er sich wieder auf den Weg. Die Uchiura Bay war schön und die Fahrt die Küste entlang durch die kleinen Dörfer, Otoshibe hatte er gerade passiert gehabt, entspannend. Trotzdem wollte er noch an diesem Tag in Sapporo ankommen, eventuell sogar zumindest eine der beiden ihm geschickten Adressen aufsuchen.
Und dafür hatte er noch 250 Kilometer, meist am Meer entlang, vor sich, vorbei an Nakajima Island, mit dem Meer auf der rechten und dem Berg Tarumae auf der linken Seite. Eine entspannende Route auf einer Strecke, auf der es zwar früher einmal viele lästige und zeitraubende Mautstationen gegeben hatte, welche aber schon seit langem nicht mehr genutzt wurden. Erst die letzten 50 Kilometer durch die Städte Chitose, Eniwa und Sapporo selbst würden dann wohl noch so richtig anstrengend werden. Und zeitaufwendiger...
Und genau so, wie er es vermutet hatte, kam es auch. Die längste Strecke in Hokkaido am Meer entlang ließ er in der gleichen Zeit zurück, wie den wesentlich geringeren Anteil der Strecke durch die genannten Städte hindurch.
Aber letztendlich, am frühen Abend, genau 34 Stunden nach seinem Aufbruch in Ichihara, erreichte er jene Stadt, die sich Sapporo nannte. Das vorläufige Ziel seiner Reise.
Er kam von Südosten in die Stadt hinein und lenkte sein Auto durch die Straßen der großen Stadt, welche wesentlich größer war, als die Stadt, aus der er kam, wenn auch nicht ganz so groß, wie Tokio. Zu ihrer besten Zeit hatten mehr als zwei Millionen Menschen in der Stadt gelebt und auch jetzt war sie noch wesentlich lebhafter, als Ichihara es wohl jemals gewesen war. Obwohl auch hier nur noch wenige Autos fuhren, begegnete er ihnen wesentlich häufiger, als auf dem Rest seiner Reise, von Tokio mal ausgenommen. Diese Stadt war stets die Ausnahme...
Da er selbst noch nie so weit in den Norden von Japan gekommen war, gönnte er sich die Genugtuung einer kleinen Sightseeing-Tour, die er sich, in seinen Augen, redlich verdient hatte. Darum fuhr er noch etwa eine Stunde lang mit dem Auto, den stechenden Schmerz im Rücken so gut es ging ignorierend, durch die Stadt, vorbei am Wahrzeichen Sapporos, dem alten Uhrenturm, der vor so langer Zeit einmal ein Teil der Hokkaido-Universität gewesen war, und dem Hokkaido-jingu, dem wohl größten Shinto-Schrein der nördlichen Halbinsel. Ein wenig bereute er es, nicht im Winter hierher gekommen zu sein, denn Sapporo war vor allem für eine Sache bekannt: für sein Schnee-Festival, welches tapfer auch nach dem Virus-Ausbruch jedes Jahr wieder die Menschen hierher lockte. Schließlich, nachdem er an diesen Sehenswürdigkeiten einmal vorbei gefahren war, dabei stets die Augen nach einem möglichen Hotel, offen haltend, schlug er den Weg in Richtung seines ersten Ziels ein. Dieses Ziel, das Haus von Yoshino Sawashiro, lag im Nordwesten der Stadt, nicht unweit des Do-Ou New Way, ein wenig versteckt in einer Wohnsiedlung. Es war kein besonders großes Haus, definitiv kleiner, als Kinoshita es erwartet hätte, jedoch umschloss die Mauer ein doch recht beeindruckendes Grundstück, wenn man bedachte, dass es quasi mitten in der Stadt lag.
Kinoshita hatte sich am Ende doch dafür entschieden zuerst bei dem eventuellen Yakuza anzuklingeln. Die Chance, dass Yuki hier unterkam, war einfach größer und die Aktion in Ninohe passte auch besser. Die Yakuza kümmerten sich um ihre Mitglieder... Außerdem wollte er es hinter sich haben.
Er fuhr zweimal um das Gebäude herum, da er nicht sicher war, ob er dort wirklich klingeln wollte und nahm dann allen Mut zusammen, hielt vor dem Tor, stieg aus und drückte auf die Klingel.
Zu den oben genannten Gründen kam noch ein weiterer, wesentlich simplerer Grund dazu. Das Haus dieses Sawashiro lag direkt auf seinem Weg, das Haus von Hamada dagegen ein wenig außerhalb. Nach ein paar Sekunden Wartezeit, in der Kinoshita nur nervös immer wieder über die Schulter schaute, meldete sich eine barsche Stimme. „Was wollen Sie?“, fragte sie ihn nur, ohne zu grüßen.
„Guten Tag...“, stotterte Kinoshita ein wenig nervös und schluckte zweimal, bevor er seinen, auf der Fahrt sicher 100 Mal wiederholten, Satz herunter spulte.
„Mein Name ist Kouhei Kinoshita und ich bin auf der Suche nach einem Jungen mit einer weißen Limousine, der vor circa 17 Jahren in einer Kneipe bei Ninohe gesehen worden ist.“
„Was zum
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