Die Geisterseherin (German Edition)
hinterher eilen. Er wollte die Frau trösten und sich dafür entschuldigen, dass er sie hierher bringen musste... Es grämte ihn, dass er sie dazu überreden konnte, mit ihm hierher zu kommen. Sie hatte diesen Mann einst geliebt und jetzt musste sie mit ansehen, wie dieser wegen einer anderen Frau gemordet hatte. Wie er wegen ihr abgestürzt war. Er war blind gewesen, hatte nicht darüber nachgedacht, was es eigentlich für sie bedeutete heute Steve so zu sehen... Er musste ihr dringend hinterher, sich entschuldigen... aber er konnte nicht, hatte keine Zeit dafür, er brauchte noch immer Antworten.
Er musste hart bleiben, für den Moment. Wenigstens noch eine kleine Weile...
„Herr Steiner... halten Sie ihr Versprechen und reißen Sie sich zusammen! Wo befindet sich die Herrin der Zeit und wie können Sie von hier aus Ihren Standpunkt bestimmen?“
Steve antwortete zuerst nicht und als er aufblickte, da war noch etwas anderes in seiner Aura. Etwas anderes, als die Trauer, die Verzweiflung und die Wut über sich selbst. Etwas... Übernatürliches. „Sie wollen es wissen? Die Wahrheit, Herr Ex-Kommissar? Ist ihre Neugier noch nicht befriedigt? Haben Sie nicht schon genug kaputt gemacht? Von mir aus... ich sage es Ihnen... Ich, Steve Steiner, sollte einmal die Nachfolge der Herrin der Zeit antreten! Sie hören ganz Recht, ich war es, der die Bücher hätte einmal kontrollieren sollen, der ein Desaster wie das, vor 20 Jahren, hätte verhindern können! Ich war ihre Nummer 1, bevor Mikoto in diese verdammte Stadt kam. Natürlich weiß ich, wo sie sich befindet, so wie sie weiß, wo ich mich befinde. Wir sind verbunden und werden es immer sein, solange wir leben!“
„Und wo? Wo ist sie?“
„In Nago, im Minshuku Okinawa Jikan... aber sie kommen zu spät, Herr Ex-Kommissar. Wir können nichts mehr tun... nicht für Mikoto, nicht für Yumi... nicht für diese Welt.“
„Falsch, Steve... wir haben noch immer alle Karten in der Hand. Die Trümpfe sind noch ungespielt!“
Kinoshita wirbelte auf dem Absatz herum und eilte Yumi hinterher, die inzwischen bereits wieder im Foyer war und von der jungen Polizistin ihre Tasche zurück forderte.
„Yumi!“
Kinoshita rief ihr hinterher, als sie das Gefängnis verlassen wollte, doch Yumi reagierte nicht einmal. Hastig packte Kinoshita seine eigene Aktentasche und rannte ihr hinterher.
Als er sie endlich eingeholt hatte, steckte sie gerade ihr Handy weg. „Yumi, bleiben Sie doch stehen! Es bringt doch nichts, jetzt noch weg zu laufen! Es ist doch eh schon alles geschehen!“
„Bleiben Sie mir vom Leib, Kinoshita! Ich hätte Ihnen niemals vertrauen dürfen... niemals hätte ich Sapporo verlassen dürfen.“ „Beruhigen Sie sich doch!“
Yumi's Gesicht war ganz rot und ihre Augen waren geschwollen, anscheinend hatte sie Steves Erzählung sehr mitgenommen. „Bitte, Yumi... es ist vorbei. Wir beide können an der Vergangenheit nichts mehr ändern. Was Steve getan hat, war natürlich schrecklich... aber Sie haben es doch selbst gesehen, es gibt niemanden, der sich dafür mehr Vorwürfe macht, als er.“
„Sie verstehen es nicht!“
Wütend drehte sich die Frau zu Kinoshita herum.
„Sie haben mich gebeten hierher zu kommen, obwohl ich die Vergangenheit ruhen lassen wollte! Dank Ihnen habe ich meine Rüstung fallen gelassen und zugelassen, dass er mich verletzen konnte...“
In diesem Moment sank sie in die Knie. Zu schnell, als das Kinoshita hätte reagieren können.
„Aber... Yumi...“
„Ich... ich habe ihn geliebt, er war der einzige Mensch damals, der... der immer für mich da war, egal, was ich war. Aber... aber als ich verschwand, da hat ihn das nicht interessiert... Er hat nie nach mir gesucht, in den zwanzig Jahren. Nicht einmal in all der langen Zeit... doch er macht sich noch immer Vorwürfe, wegen einem Mädchen, dass er kaum kannte! Ein Mädchen, dass er damals nicht einmal leiden konnte!“
Die Tränen rannen an Yumi's Gesicht in Strömen herunter und Kinoshita, der nicht wusste, wie er mit einer solchen Situation umgehen sollte, trat verlegen von einem Bein auf das andere. Auf der einen Seite verstand er Yumi. Natürlich war sie irgendwo zutiefst verletzt. Auf der anderen Seiten...
„Wissen Sie eigentlich, dass Sie kein Recht haben, hier zu heulen?“ „Was...?“
„Sie waren die erste Person, die sich vor der Verantwortung drückte, flüchtete und sich nie wieder meldete. Nicht Steve brach den Kontakt ab, sondern sie... und zwar in dem Moment, als sie den Namen
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