Die Geisterseherin (German Edition)
Yuki ablegten! Und während Ihr Leben zwar hart war, aber stetig bergauf ging, fiel seines rasant bergab. Nein, Yumi Hamada... Sie haben kein Recht sich zu beklagen, denn Sie haben, laut Ihren eigenen Worten, das Glück in einer Zeit des Unglücks gefunden. Sie mögen verletzt sein, ja... aber dann nur in ihrem eigenen Stolz.“
Er stockte kurz und holte noch einmal tief Luft.
„Ganz abgesehen davon... Sie können sich hier und heute umdrehen und für immer in ihrem Leben des Glücks verschwinden, er dagegen muss mit seiner Schuld bis zu seinem Tod leben, hier, in diesem kalten Gefängnis, ohne irgendwelchen Besuch. Ohne Familie... und ohne Freunde.“
„Versuchen Sie mir kein schlechtes Gewissen einzureden, Kinoshita... es ist zu spät. Ich habe bereits mit meinem Mann telefoniert, in etwa einer Stunde geht ein Zug vom Bahnhof aus in Richtung Tokio und von dort aus werde ich nach Sapporo zurück kehren. Es war ein Fehler hierher zu kommen, zu glauben, dass ich meiner Vergangenheit noch eine winzige Chance geben könnte.“
Sie erhob sich wieder und versuchte mit einem Taschentuch die halb verlaufene Schminke trocken zu tupfen. Sie schniefte noch immer, aber schien sich wieder einigermaßen gefangen zu haben. „Dies wird ein Abschied für immer sein. Weder Sie, noch jemand anderes aus meiner Vergangenheit wird mich je wieder sehen!“ „Sicher, gehen Sie den Weg des geringsten Widerstands! Laufen Sie vor ihren Problemen davon, wie in den letzten 20 Jahren!“ Yumi holte aus und der brennende Schmerz einer Ohrfeige brannte plötzlich auf seiner Wange.
„Reden Sie nicht von Dingen, von denen Sie keine Ahnung haben, Kouhei Kinoshita!“
Sie wandte sich ab, doch bevor sie ging machte sie noch eine einzelne Aussage.
„Ich wähle den Weg des Glücks, für den ich lange genug gekämpft habe!“, sprach sie, bevor sie über den Parkplatz lief und den Weg in Richtung des gut ausgeschilderten Bahnhofs einschlug. Kinoshita folgte ihr noch für einige Meter.
„Glauben Sie nicht, dass ich Sie einfach so ziehen lasse!“, rief er hinterher, doch sie zeigte ihm nur den Mittelfinger, ein deutliches Zeichen ihrer Einstellung.
Schließlich machte er sich nicht mehr die Mühe ihr weiter hinterher zu rennen.
„Frauen...“, knurrte er nur. „Sogar operiert sind sie oftmals unausstehlich...“
Aber was regte er sich eigentlich auf, sollte sie in ihr schönes Leben, zu ihrem reichen Ehemann, zurück fahren. Das war ihm egal, er hatte sie hierher gebracht und von Steve erfahren, was er wollte. Er brauchte Yumi Hamada nicht mehr, hätte sie jetzt eh nachhause geschickt.
Allerdings, das musste er zugeben, empfand er es als sehr schade, dass sie so überreagierte. Insgeheim hatte er natürlich erwartet, dass die früheren Freunde Steve Steiner, Mikoto Sugisaki und Yuki Yutaka tatsächlich noch einmal zusammen kommen würden.
Aber aus diesem Wiedersehen würde wohl nichts mehr werden. „So viel Trubel, nur weil eine unerfüllte Liebe sich um ein anderes Mädchen gekümmert hat...“
Er warf einen Blick auf die Uhr, es war jetzt gerade kurz nach 2 Uhr nachmittags. Nago, eine Touristenstadt auf der Insel Okinawa, lag gut 1500km von hier entfernt, praktisch genauso weit, wie Sapporo. Nur eben in der anderen Richtung.
„Ob ich auch dorthin fahren muss?“, fragte er sich und hoffte insgeheim, dass er zurück nach Ichihara durfte. Er hatte wirklich genug Aufregung in den letzten Tagen gehabt. Natürlich würde er gerne wissen, was bei der ganzen Sache nun heraus kam, aber zuvor wollte er zurück in sein eigenes Bett.
„Kouhei Kinoshita... ich bin beeindruckt.“
Als hinter ihm die Stimme erklang, da erwartete er für einen Moment die Frau in der Robe, Mikoto, die einen theatralischen Auftritt hinlegte, sich die Robe vom Leib riss und ihn, dem alternden Kommissar dankend zeigte, dass sie wirklich noch lebte. Ihm, den nie jemand geglaubt hatte und der jetzt doch den allergrößten Teil dieses Falles im Alleingang gelöst hatte. Ihn, der nur noch ein allerletztes Teil des Puzzles brauchte, um es endgültig zu lösen. Um das Bild zu vervollständigen.
Er kannte nun alle Beteiligten und ihre Rollen während der Entführung Mikoto's. Alles, was ihm jetzt noch fehlte, war die Frage, was in den letzten 20 Jahren passiert war? Ob sie so lange eingesperrt war... oder schon kurz darauf fliehen konnte. Genau das war die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, als er sich umdrehte und realisierte bereits, dass die Stimme, die seinen Namen nannte,
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