Die Geisterseherin (German Edition)
weiter.
„... was?“ Mikoto blieb dieses Mal stehen. Sie wollte eigentlich mit ihm schimpfen, dass er selbst schon längst hätte etwas gegen Momonari unternehmen können und dass er sich nicht so aufspielen sollte, nur weil sie jetzt endlich etwas gegen diesen Typen unternahm. Aber der Satz von Steve traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. „Steve!“
Yuki kam nun ebenfalls angerannt, blieb aber dann zögerlich neben Mikoto stehen.
„Was ist mit ihm nur los?“
Yuki antwortete darauf mit einem gequältem Lächeln: „Ich weiß nicht, er ist etwas seltsam... manchmal.“
Er will mit Ihresgleichen nichts zu tun haben... was meinte er damit? Mädchen an sich? Japaner allgemein? Es war ja nicht so, dass er nur wegen der Sache mit Herrn Momonari so drauf war... schon vorher hatte er sich immer seltsam benommen.
Dazu kam, dass er diese seltsame Aura hatte... als wäre ein Geist in seiner Nähe, aber sie konnte nichts davon erkennen. Sie spürte nur, dass dieser Junge... seltsam war. Vielleicht war es aber auch nur ihre Einbildung...
Mikoto kratzte sich am Kopf und fragte sich, ob sie ihn auf die Liste der Leute setzten sollte, die sie zumindest beobachten sollte. So wirklich sicher war sie sich aber nicht, vielleicht irrte sie sich ja auch einfach... und sie wollte auch nicht grundlos in den Leben anderer Menschen wühlen. Steve könnte ja auch simpel und einfach ein Idiot sein.
„Komm, Mikoto. Lass uns zurück zum Klassenzimmer gehen, in der nächsten Stunde haben wir Frau Kawasaki.“
Mikoto nickte und folgte Yuki, dabei fiel ihr Blick auf Yuki's Kleidung.
„Übrigens... wie kommt es, dass du heute etwas total anderes trägst, Yuki?“, merkte sie schließlich an.
Eigentlich hatte Mikoto erwartet, dass Yuki fortan normal... also wie ein Junge... zur Schule kommen würde. Schließlich schien seine Mutter nicht mehr Megumi in ihm zu sehen. Stattdessen hatte er sie am Morgen damit überrascht, dass er zwar nicht in dem Kleid, dass er die letzten Tage trug, kam... aber noch immer als Mädchen. Es waren auch nicht irgendwelche Mädchenklamotten, sondern die Uniform dieser Schule!
„Ach, weißt du... ich habe das heute Morgen aus lauter Gewohnheit angezogen und es erst bemerkt, als ich schon fast in der Schule war... Der Mensch ist halt doch ein Gewohnheitstier, nicht?“
Mikoto musste lachen. „Ah, dann hast du die Schuluniform statt dem Kleid wegen Herrn Momonari angezogen! Damit er wenigstens ein klein wenig mit dir zufrieden ist!“
„Ja... sieht so aus, nicht?“
Yuki lächelte gequält.
„Hoffentlich schimpft Mutter heute Mittag nicht wieder, da war sie mir vorher wirklich lieber.“, murmelte er noch.
Sie betraten das Klassenzimmer erneut, nur wenige Momente, bevor die Pause endete und Frau Kawasaki in das Klassenzimmer kam, um ihren Stoff zu unterrichten. Sie erwähnte nicht, ob Herr Momonari im Lehrerzimmer etwas gegen ihre Klasse gesagt hatte, aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Unter seinen Kollegen war der Lehrer fast genauso unbeliebt, wie unter den Schülern.
Schließlich neigte sich der Unterricht dem Ende zu, Steve war in der darauffolgenden Stunde wieder aufgetaucht, reagierte jedoch nicht auf Fragen, nicht einmal als Yuki ihn fragte, wo er nur gesteckt hatte. Jetzt, wo der Unterricht vorbei war und die Schüler die Hitze des Sommers nicht mehr in einem stickigen Klassenzimmer aushalten mussten, hob sich die Stimmung wieder, die während der letzten Stunde aufgrund der Temperaturen einen ziemlichen Schlag bekommen hatte. Einige der Schüler verabredeten sich zum Schwimmen im Freibad, andere wollten ihre freie Zeit mit Hilfe eines guten Ventilators oder einer noch besser funktionierenden Klimaanlage genießen.
„Und was machst du heute noch, Mikoto?“
Sie schulterte gerade ihre Schultasche und rückte den Stuhl an ihren Tisch, als Yuki sie das fragte.
„Ich besuche den Kendo-Club.“, antwortete Mikoto wahrheitsgemäß. „Den Kendo-Club? Du willst doch nicht etwa beitreten?“ Sie bejahte die Frage. Seit dem letzten Umzug hatte sie nur wenig Training gehabt und sie musste fit bleiben, falls noch einmal so etwas, wie bei Megumi geschah. Auch wenn sie sich gegen diesen Geist richtig gut geschlagen hatte.
„Fit bleiben ist wichtig für mich.“
„Aber kannst du dazu nicht auch dem Schwimm-Club beitreten? Bei diesem Wetter ist das doch viel angenehmer?“
„Nee, du lass mal. Ich bin nicht so der Schwimmjunky...“ „Und der Athletik-Club? Das wäre doch auch etwas für dich, oder? Du könntest es
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