Die Geisterseherin (German Edition)
schwitzen.“, schimpfte sie hinter ihm her und rümpfte die Nase. Es war ja nicht so, dass sie den Kerl jemals leiden konnte, aber jetzt mochte sie Steve noch weniger als zuvor. Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein? Es war völlig normal, dass man beim Sport schwitzte, erst recht im Hochsommer und mit der Kendoausrüstung über den normalen Klamotten. Natürlich roch man da nach dem Training ein wenig streng! Da half auch das beste Deo der Welt nicht mehr! Würde man nicht nach Schweiß riechen, dann war man vermutlich schon tot! Mikoto stoppte den Gedankengang, der sie etwas verwirrte, ohne, dass sie wusste, wieso und wandte sich der nächsten Unterrichtsstunde zu.
Englisch war alles andere als ihre Stärke und die Tatsache, dass japanischer Englischunterricht diese Bezeichnung an den allermeisten Schulen gar nicht verdient hatte, half da auch nicht besonders viel. Der Unterricht an dieser Schule war da leider keine Ausnahme... als Englisch konnte man das, was man hier lehrte, wirklich nur mit viel Fantasie bezeichnen.
Die Schule neigte sich schließlich ihrem Ende zu, die Blicke der Schüler klebten nur noch an der runden Uhr, welche über der Tafel hing.
Tick, Tock, Tick, Tock!
Das gleichmäßige Ticken der Uhr wurde nur von dem hässlich quietschendem Geräusch der Kreide unterbrochen. Niemand in dem Klassenzimmer schien noch den Japanisch-Unterricht bei Frau Kawasaki zu verfolgen, welcher die letzte Unterrichtsstunde des Tages markierte. Alle 30 Augenpaare der Klasse waren ausnahmslos auf den Sekundenzeiger gerichtet, sogar die Klassensprecherin Miu, sonst so vorbildhaft, folgte dem Beispiel ihrer Mitschüler. Und auch die ständig zur Uhr blickende Klassenlehrerin schien nicht wirklich mehr viel auf ihren eigenen Unterricht zu geben. Beneiden konnte man sie auch nicht, hatte sie nach der Stunde doch noch den Hauswirtschaftsclub zu betreuen...
Mikoto hatte das Gefühl, dass es an jenem Tag wärmer war, als an den Tagen zuvor. Ihre Unterarme klebten an ihrem Tisch fest, wenn sie diese nur kurz still hielt, ihre Stirn glänzte vor Schweiß und ihr schwarzes Haar fiel in fettigen Strähnen herab, obwohl sie erst geduscht hatte.
Alles, was sie wollte, war ein Eis und eine kalte Dusche... oder ein schöner und langer Aufenthalt im Freibad von Ichihara. Vielleicht konnte sie ihre Klassenkameradin Miu fragen, ob sie mit ihr mit kam. Oder sie hörte sich um, ob ein paar ihrer anderen Klassenkameradinnen heute zufällig ins Bad wollten und schloss sich ihnen an.
Sie stöhnte leise, als sie daran dachte, dass sie nachher noch auf Iori warten musste und wandte ihren Blick wieder auf die Uhr. Zumindest war in ein paar Minuten die Warterei in der Sonne vorbei... denn das war das Schlimmste im Sommer. Die Sonne schien um diese Uhrzeit unbarmherzig durch die Fenster des Klassenzimmers und gönnte den Schülern der Klasse keinen einzigen Schatten. Tick, Tock, Tick, Tock!
Die letzte Minute, man konnte förmlich spüren, wie sich die Muskeln der Schüler anspannten, vor allem die Muskeln jener, die am Fenster sitzen mussten.
Schließlich erlöste die Klingel endlich alle Schüler und die Lehrerin beendete ihren Unterricht ohne ein weiteres Wort. Sofort entstand ein großer Tumult im Klassenzimmer, einige der Mädchen rannten zur Toilette um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und einer der Jungs sah aus, als hätte er einen Sonnenbrand bekommen. Eine Gruppe Mädchen verabredete sich zu einem Eis in einem recht nahe gelegenem Café und luden auch Mikoto ein, die jedoch mit schwerem Herzen das Angebot vorerst ausschlagen musste, aber anmerkte, dass sie eventuell noch nachkommen würde.
Statt gleich mit ihnen mit zu gehen, machte sie es einigen der anderen Mädchen nach und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht, bevor sie die Schule verließ.
Dann wartete sie für einige Minuten vor dem Schultor, doch Iori schien nicht zu kommen. Mikoto wurde, durch die Hitze genervt, schnell sauer, schließlich hatten sie sich hier verabredet und Mikoto hatte wirklich keine Lust noch ewig in der Hitze zu stehen. Schließlich machte sie kehrt und lief zurück zum Schulgebäude, betrat den alten Komplex mit den Clubräumen und versuchte im KendoClub nachzusehen. Allerdings hatte die Polizei diesen mit den klassischen gelben „Do not Enter“-Bändern abgesperrt, die man manchmal auch in Fernseh-Krimis sah, wodurch sie nicht in den Raum hinein kam. Das war allerdings auch nicht nötig, denn der Geist von Iori Sawachika
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