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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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gelassen hatte.
Mikoto schluckte noch einmal hart und sagte dann zu dem Geist: „Verdammt, Iori... ich hielt dich für schlauer... ich wollte dir helfen. Aber du lässt mir keine andere Wahl... es tut mir leid.“
Sie nahm ihr Halsband ab. Der Ort war denkbar ungünstig, jederzeit könnte ein Lehrer oder ein verspäteter Schüler vorbeikommen, außerdem war bald schon der Hauswirtschaftsclub mit seinen Aktivitäten fertig, dann würden die Clubmitglieder alle hier vorbeikommen... es musste also schnell gehen. Mikoto durfte nicht zögern, sie durfte kein Mitleid zeigen. Sie musste den Geist gewaltsam auf die andere Seite verfrachten, bevor er anderen Menschen Schaden zufügte!
Es gab eine Möglichkeit einen Geist zum Übertritt zu zwingen, doch es war etwas, dass Mikoto nur äußerst ungern tat und bislang auch nur ein einziges Mal tun musste. Dazu zeigte man dem Geist, dass er zwar tot war, aber immer noch in unserer Welt existierte und dass man die Macht besaß ihn total zu vernichten, wodurch seine Seele vom Rad des Schicksals, dem ewigen Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt ausgeschlossen und vernichtet wurde... Dies war die letzte Option einer Geisterseherin um einen Geist der Stufe 3 doch noch zur Vernunft zu rufen und sie bestand prinzipiell eigentlich nur daraus, dass man das Zentrum eines Geistes verletzte. Man konnte einem Geist ohne Probleme Arme oder Beine abschlagen, ohne dass es ihm etwas ausmachte. Doch wenn man sein Zentrum verletzte, dann fiel es ihm zunehmend schwerer sich in dieser Welt zu halten, sich nicht aufzulösen. Das Zentrum selbst lag dort, wo bei einem Menschen das Herz war. Dennoch brauchte dieser Angriff viel Überwindung, denn es gab nichts Endgültigeres in dieser Welt, als eine Seele für immer zu vernichten. Man nahm ihr so jegliche Chance, im nächsten Leben für die Taten zu büßen. Man schloss sie aus dem Leben von Tod und Wiedergeburt aus, eine schlimmere Strafe gab es nicht.
Und darum war ein solcher Angriff auch der letzte Strohhalm, nach dem eine Geisterseherin griff.
Dazu kam noch das altbekannte Problem... der Geist musste sie attackieren, damit er greifbar wurde. Oder eben sich seines TotZustandes nicht bewusst sein, wodurch sie ungewollt greifbar wurden... was bei Iori ja der Fall war.
Um Geister also zu vernichten brauchte eine Geisterseherin neben viel Geschick und dem richtigen Werkzeug auch eine Menge Glück. „Was denn, willst du mich auf einmal aufhalten?“, kicherte der Geist vor ihr amüsiert.
„Wenn ich muss, dann werde ich es tun. Ich kann nicht zulassen, dass du unschuldige Menschen tötest!“
„Tja...“
Iori lächelte und verschwand vor Mikoto's Augen. Nur ihre Stimme hallte noch durch den Raum.
„In dem Fall solltest du schneller werden... Geisterseherin!“ Die Stimme verstummte und auch Iori's Präsenz verschwand. Unzufrieden sank Mikoto auf die Knie, ihr war zum Heulen zumute. So etwas war ihr noch nie passiert, in all den Jahren. Sie kam sich so hilflos vor, dass sie sich am liebsten in einem Zimmer einsperren und die Welt dort draußen vergessen würde.
Aber das konnte sie nicht tun... sie wollte keine Mitschuld an dem Tod eines Polizisten haben. Sie musste Iori aufhalten, egal wie. Mit klammen Fingern fummelte Mikoto ihr Handy aus der Rocktasche und wählte die Nummer der Polizei.
„Polizei Ichihara, Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine weibliche Stimme.
Am anderen Ende saß eine ältere Frau, die wohl in der Notrufzentrale saß und daher Mikoto's Anruf entgegen genommen hatte. Leider kannte Mikoto nicht die direkte Durchwahlnummer des Kommissars. „Ich brauche ihre Hilfe, es geht um Leben und Tod!“, begann Mikoto ihre knappe Erklärung.
„Mein Name ist Mikoto Sugisaki und ich muss sehr, sehr dringend mit Herrn Kommissar Kinoshita sprechen! Es ist extrem wichtig!“ „Der Kommissar ist momentan in einer Besprechung, soll ich einen Kollegen vorbeischicken?“, erklang die Antwort aus dem Handy. „Nein, nein, nein! Sie verstehen das nicht! Der Kommissar befindet sich in Lebensgefahr!“
Für einen Moment war es ruhig auf der anderen Seite.
Dann erklang die Stimme der Frau erneut, sie sprach jetzt in einem beruhigendem Tonfall: „Der Kommissar befindet sich, wie gesagt, momentan in einer Besprechung, innerhalb des Polizeikomplexes. Ich kann also für seine Sicherheit bürgen. Wenn er irgendwo sicher ist, dann dort, umgeben von gut einem dutzend weiterer Polizisten.“ Mikoto griff sich an den Kopf und würde am liebsten anfangen

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