Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
einfach perfekt zu seiner  ⦠ähm  ⦠selbstdarstellerischen Art.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber nun lass uns weitergehen. Es gibt noch viele Zimmer, die ich dir zeigen möchte.«
Die Einrichtung der Küche war altmodisch. Gusseiserne Pfannen hingen an Haken an der Wand, hölzerne Rührlöffel und Suppenkellen daneben.
»Wenn du Hunger bekommst, müsstest du dir etwas mitbringen. Du kannst die Küche gern benutzen, aber  ⦠«, Sybilla deutete auf den Kühlschrank, » â¦Â der ist gerade leer, weil ich auf Diät bin.« Sie strich sich entschuldigend über ihren flachen Bauch.
Mara hob erstaunt die Augenbrauen. Sybilla hätte ein Model sein können, so fantastisch, wie sie aussah. Wo wollte die noch abnehmen? An den Ohrläppchen? Aber sie verkniff sich ihre Bemerkung, dafür kannten sie sich noch nicht gut genug.
Im Erdgeschoss, auf der anderen Seite des Flurs, lag ein groÃzügiges Esszimmer mit wunderschönen Erkern und Blick auf den Garten. Dennoch schien dieser Raum seit Langem in Vergessenheit geraten zu sein. Eine dicke Staubschicht bedeckte die eleganten Möbel, Spinnweben klebten in den Zimmerecken wie Watte und einzelne Fäden zogen sich sogar von den Deckenlampen bis hin zu den Kerzenleuchtern und Vasen auf dem Tisch.
»Ich kann Gedanken lesen«, hauchte Sybilla geheimnisvoll.
Mara sah sie verwirrt an. Dann bemerkte sie, dass die Mundwinkel ihrer neuen Arbeitgeberin amüsiert zuckten. »Ich bin eine schrecklich schlampige Hausfrau. Das hast du doch gerade gedacht, oder?«
Mara wurde rot und Sybilla lachte auf.
»Die Wahrheit ist: Du hast recht. Niemand hat seit meinem Einzug je ein anderes Zimmer gesehen als das Wohnzimmer. Die wenigsten meiner Kunden kommen überhaupt her. Für wen hätte ich also putzen sollen? Für die Geister? Die scheinen sich hier zwischen Staub und Spinnweben äuÃerst wohlzufühlen.«
Mara nickte verständnisvoll.
»Eigentlich habe ich immer gehofft, dass Promis Geist zurückkehren würde, wenn ich nur nichts verändern würde«, fügte Sybilla traurig hinzu und führte Mara wieder aus dem Esszimmer hinaus.
Als sie die Treppe erreichten, hatte Mara das Gefühl, dass sich irgendetwas veränderte. Es war, als ob das Haus den Atem anhielt â weil ein Besucher es wagte, tiefer vorzudringen als sonst.
Die dunklen Holzstufen knarrten, als wären sie uralt. Und der Flur im ersten Stock mit seinen Gaslampen an den dunklen Holzwänden schien geradewegs in ein vergangenes Jahrhundert zu führen. Hatte Lucas nicht erwähnt, dass Prometheus Schröder das Haus selbst hatte bauen lassen? So alt konnte es dann doch noch gar nicht sein?
»Du bist ja gut informiert«, sagte Sybilla, als Mara ihre Frage laut stellte. »Er hat die Pläne tatsächlich selbst entworfen. Der Architekt muss darüber fast wahnsinnig geworden sein  ⦠« Sie grinste. »Aber das Haus passte zu ihm wie eine zweite Haut: Er liebte Gruselfilme, besonders die alten von Hitchcock. Aber die kennt ein Mädchen deiner Generation bestimmt gar nicht mehr, oder?«
Mara musste grinsen. »O doch, und ob! Dann haben Promi und ich auch schon eine Gemeinsamkeit. Und genau wie in einem Gruselfilm sieht es hier auch wirklich aus.«
Durch eine offene Tür sah Mara, wie eine Gardine sich vor einem Fenster bauschte, als würde der Wind sie bewegen. Seltsam, das Fenster war doch geschlossen!
Sybilla führte sie in das Zimmer auf der rechten Seite. Es war eine Bibliothek. Dunkle Holzregale bedeckten die Wände. Die endlosen Buchreihen waren â trotz des Staubs â ein hübscher Anblick, denn die meisten Bände waren ledergebunden und schienen alt und wertvoll zu sein. In der Mitte der Bibliothek stand ein Lesepult.
Die Tür direkt gegenüber führte in einen Raum mit einem groÃen Himmelbett und einem kleinen Schreibtisch. Auch hier war alles mit Staub überzogen.
»Das Gästezimmer«, erklärte Sybilla. »Falls du mal bei mir übernachten möchtest, müsstest du es allerdings noch etwas herrichten.«
»Herrichten?«, wiederholte Mara. Ein harmloses Wort für tagelange Arbeit!
»Ich wollte es nur anbieten«, lächelte Sybilla.
Neben dem Gästezimmer lag das Bad. Ein ganz normales, fast schon enttäuschend modernes Bad.
»Von Prometheusâ Liebe zu Gruselhäusern merkt man hier
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