Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
aber nichts«, stellte Mara fest. Sie hatte wenigstens eine gusseiserne Wanne mit FüÃen erwartet.
Sybilla schmunzelte. »Stimmt schon. Seinen Träumen hat er ein Haus gebaut, aber für sich selbst liebte er die Bequemlichkeit.«
Der nächste Raum erstaunte Mara umso mehr, denn darin befand sich eine riesige Holzplatte mit einer Miniaturlandschaft darauf. Es gab Hügel, Täler, ein Dorf aus Fachwerkhäusern und einen hübschen Bahnhof, in dem eine Dampflok mit sechs Holzwaggons auf ihre nächste Fahrt wartete.
»Eine Modelleisenbahn! Hat die auch Prometheus Schröder gehört?«, fragte sie.
»Na, mir bestimmt nicht!«, seufzte die Geisterjägerin theatralisch.
Mara berührte fasziniert eine winzige Figur: eine elegante Dame in altmodischer Reisekleidung, die ihren Hund an der Leine führte. »Langsam kann ich mir diesen Promi fast ein bisschen vorstellen.«
»Als groÃes Kind?«, fragte Sybilla trocken. »Dann bist du auf der richtigen Spur.«
Mara nahm die Dame mit ihrem Hund hoch und betrachtete sie, bevor sie sie auf den Bahnsteig zurückstellte. »Ich finde das sympathisch.«
Auf einmal entdeckte sie einen dicken braunen Käfer mit schwarzen Sprenkeln auf dem Rücken. Er kam hinter einem Hügel hervor und lief durch das Dorf wie ein riesiger Panzer. »Sehen Sie sich den mal an!«, sagte Mara schmunzelnd und drehte sich nach Sybilla um. Aber die war bereits weitergegangen zum nächsten Raum.
Fasziniert schaute Mara wieder auf das Miniaturdorf. Der Käfer hatte sich inzwischen vor der Dame mit Hund umgedreht und schob die Figur nun rückwärts aus dem Dorf hinaus, als wäre sie seine Beute. Durch den kräftigen Schwung kippte sie schlieÃlich um â und der Käfer lief erschrocken in der anderen Richtung davon. Mara sah ihm verblüfft nach. Hier gab es wirklich seltsames Ungeziefer!
Schnell folgte sie Sybilla, die bereits die nächste Tür geöffnet hatte. Als Mara hindurchlinste, erhaschte sie einen kurzen Blick auf Regale und Schränke, die vollgestopft waren mit Kisten, Koffern und Schachteln.
»Das ist das Lager. Darin hat Prometheus die Gerätschaften aufbewahrt, die er für seine Arbeit brauchte«, erklärte Sybilla. »Die müssen dich aber nicht kümmern. Fass sie am besten gar nicht erst an, um die Geister im Haus nicht zu reizen.«
Schade! Gerade diese Dinge hätte Mara gern näher betrachtet!
Der letzte Raum im ersten Stock war das Arbeitszimmer von Prometheus Schröder. Es machte den Eindruck, als könnte er jeden Moment zur Tür hereinkommen, um sich an den wuchtigen Schreibtisch zu setzen. Auf der Arbeitsplatte aus dunklem Holz lagen stapelweise Papiere herum, und auf einer Handvoll Listen stand eine alte Spieluhr. Einige kaputte Figuren lagen daneben.
Durch einen wunderschönen Erker fiel die helle Morgensonne ein. Mittendrin, umgeben von Fenstern, thronte ein gepolsterter Schaukelstuhl mit Blick aus dem Fenster und auf den Wald. Auf einem kleinen Tischchen daneben lagen ein paar Bücher. Der Stuhl sah so gemütlich aus, dass Mara sofort ahnte: Das war bestimmt der Lieblingsplatz des Geisterjägers gewesen!
»Hier gibt es etwas ganz Besonderes â und eine Aufgabe für dich«, sagte Sybilla, während sie ein niedriges Schränkchen an der Wand aufschloss. »Den Zweitschlüssel gebe ich dir nachher.« Sie nahm etwas Schweres aus dem Schrank und wuchtete es auf den Schreibtisch. Es war ein sehr dickes, ledergebundenes Buch.
»Das ist das Lebenswerk von Prometheus Schröder, an dem er bis zu seinem letzten Tag geschrieben hat: Die Wahrheit über Geister .«
Maras Augen begannen zu leuchten. »Irre! Dieses Buch kann mir bestimmt all meine Fragen beantworten, die ich über Geister habe.« Sie streckte die Hand aus, um über den alten Einband zu streichen.
»Nicht anfassen!«, warnte Sybilla. »Deine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass dieses Buch niemals offen herumliegt. Es ist  ⦠gefährlich.«
Mara hob zweifelnd die Augenbrauen. »Ein Buch? Gefährlich?«
Sybilla seufzte und fuhr leise fort: »Prometheus hat all sein Wissen auf diesen Seiten niedergeschrieben. Und er wusste mehr über Geister als jeder andere Mensch â vermutlich mehr als die meisten Geister selbst.« Sybillas Blick war ernst. »Es stehen Dinge darin, die sie niemals erfahren dürfen. Dieses Wissen ist
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