Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
runzelte die Stirn und las weiter.
An einem Einkaufszentrum sollte die Weihnachtsdekoration angebracht werden, unter anderem ein zehn Meter breiter Adventskranz aus Stahl und Leuchtelementen. Mit einem Kran wurde er von einem Lkw zur Hausfassade hinübergeschwenkt. Ohne Vorwarnung lösten sich plötzlich beide Befestigungsschellen, sodass die mehrere Tonnen schwere Konstruktion auf die StraÃe stürzte. Dabei traf sie einen Pkw, der gerade direkt neben dem Kran einparkte. Die beiden Insassen wurden so schnell wie möglich von der Feuerwehr aus dem zerquetschten Wagen herausgeholt, aber beide erlagen ihren schweren Verletzungen noch am Unfallort. Mara brauchte die Beschreibung der beiden Toten gar nicht mehr zu lesen. Es waren Prometheus und seine Enkelin.
Betroffen sah sie Lucas an. »Heftig! Und niemand hat diesen Unfall  ⦠seltsam gefunden?«
Lucas zuckte mit den Schultern. »Warum? Mord sieht schlieÃlich anders aus. Die Halterungen so zu präparieren, dass sie exakt im richtigen Moment nachgeben â das kriegt kein Mensch hin.«
»Kein Mensch  ⦠«, murmelte Mara.
Ein Lachen, das eher wie ein Keuchen klang, riss sie aus ihren Gedanken. »Weià schon, das war ein Geist!« Lucas nickte mit wichtiger Miene. »Wahrscheinlich hat er an dem Leuchtschild einen starken Stromschlag abbekommen und wurde dadurch in einen superbösen Megageist verwandelt. Und jetzt schleicht dieses mutierte Gespenstermonster spukend und mordend durch die Stadt für den Rest aller Zeiten  ⦠«
»Hui, er sollte Schauergeschichten schreiben«, unterbrach ihn Emilias trockener Kommentar.
Lucasâ Kopf fuhr herum. Dann betrachtete er Maras Ohren mit der Genauigkeit eines Hals-Nasen-Ohrenarztes. »Sag mal, setzt du diese Dinger eigentlich nie ab? Dürfen deine Lebensberater auch mal irgendwann schlafen?«
»Die Frage müsste umgekehrt lauten«, gab Mara zurück. »Frag mich mal, wann sie mich schlafen lassen.«
»Schon verstanden, ich schweige wie ein Grab«, flüsterte Emilia.
Lucas sah nachdenklich in Richtung Decke. »Warum kommst du nicht einfach her und setzt dich zu uns?«, sagte er laut, aber eindeutig nicht zu Mara.
Emilia schwieg nun tatsächlich, mit schuldbewusstem Blick.
»Jetzt lass uns weitermachen«, drängte Mara.
»Wie  ⦠weiter?«
»Es gibt noch einen Toten, über den ich mehr wissen will.« Sie runzelte die Stirn. »Das ist vielleicht nicht ganz so einfach, weil der Mann wahrscheinlich im Ausland gestorben ist, beim Bergsteigen. Es muss innerhalb der letzten drei Jahre passiert sein. Sein Name ist Marek Bartoš, er war Geisterjäger in Prag.«
Lucas nahm den Laptop wieder auf seine Knie. »Kannst du den Namen buchstabieren?«
Kaum eine Minute später zeigte Lucas Mara den Bildschirm. »Hier. Ich hab gleich ein Ãbersetzungsprogramm drüber laufen lassen, der Artikel war auf Tschechisch. Wunder dich also nicht über das etwas eckige Deutsch, besser kann der Computer das auf die Schnelle nicht.«
Mara war platt. »Schon fertig? Wow!«
»Oh, Fehler! Ich sehe schon!« Er grinste schräg. »Ich hätte wohl mindestens eine Stunde auf der Tastatur klappern sollen, damit du denkst, dass ich mich krumm gearbeitet habe  ⦠Tatsache ist, dass das keine groÃe Herausforderung für mich war. Aber unser Deal gilt doch trotzdem noch â dass du mir dafür deine Abhörtechnik zeigst?«
Mara nickte abwesend und vertiefte sich in den Artikel einer Prager Tageszeitung. Marek BartoÅ¡ hatte offenbar eine gefährliche Steilwand ohne Seil bestiegen. In dem Artikel wurde erwähnt, dass solche Mutbeweise sonst eher von unerfahrenen Bergsteigern begangen wurden und gerade an dieser Wand auch oft tödlich endeten. Marek BartoÅ¡ hingegen galt eigentlich als erfahrener Bergsteiger, der regelmäÃig seine Wochenenden beim Klettern verbrachte. Der Artikel endete mit der Vermutung, dass ein Mann mit einer so seltsamen Berufsbezeichnung wie Geisterjäger vielleicht einfach den Verstand verloren hatte.
»Dem ist nichts hinzuzufügen«, fand Lucas, der über Maras Schulter hinweg mitgelesen hatte.
»Ach ja?«, empörte sich Mara. »Ich finde, das ist ein ziemlich geschmackloser Kommentar. Ein Mensch ist ums Leben gekommen, und ich glaube nicht, dass es seine eigene Schuld war, wie hier unterstellt wird. Geisterjäger sind
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