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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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würden sich ducken und flüstern und die liberalen und sozialistischen Kräfte verzagten, endlich zöge wieder der alte, der richtige und katholische Geist ein …
    Die Herren murmelten und nickten.
    Hatte man diesen Redakteur am Ende unterschätzt? Was der da sagte, das zog, das juckte, das lockte. Oh, wenn er recht hätte, was werde man für verschlossene und vielsagende Gesichter machen können. Wie viele würden einen ängstlich und demütig umschleichen, beklommen lauernd, ob man auch sie packen oder gnädig übersehen werde. Und wie viele pikante Details werde man noch erfahren, von Zuträgern und Verrätern, über diesen und jenen jetzt noch führenden Geist aus dem liberalen und sozialistischen Lager, Details, mit denen die Freunde aus dem eigenen Kreis und die konservative Presse vertraulich erfreut werden könnte. Ein leises Schmunzeln zog über das kantige Gesicht des Dr. Herrmann Cardauns, auch der Geheimrat Porzheimer lächelte stillvergnügt, während sich das Gesicht des Prälaten in sorgenvolle Falten zog. Ihm gefiel das Ganze nicht, er war, trotz seines Amtes, ein aufklärerischer Geist, liberal und freundlich. Mit einer Entschuldigung stand er auf, verneigte sich nach allen Seiten und verließ mit wehendem Ornat den Raum. Cardauns sah ihm sinnend nach. Ob sie sich da etwa eine Laus, einen Abtrünnigen in den Pelz gesetzt hätten?
    Doch nur einen Augenblick dachte er solches, dann straffte er sich wieder. Er sah das Pendel sich neigen, er las die Stimmung von den Gesichtern und er fand die Rede dieses Lebius gar nicht so schlecht. Man würde noch ein paar Einzelheiten beraten müssen, ein paar Fakten wären aufzugreifen, die nächsten Schritte abzustecken, ein paar Artikel vorzubereiten, alles Fleißarbeiten gewiss, aber im Großen konnte er, Herrmann Cardauns, zufrieden sein, es hatte sich nun doch alles so gefügt, wie er es gewünscht hatte.
    Der Gastgeber hebt die Hand, der Hausdiener hat auf einem Tablett für jeden ein Glas Sekt gestellt. Nehmen Sie sich, meine Herren. Ich bitte Sie! Für jeden ein Glas! Auf unseren Kaiser! Auf die Majestät! Auf unser Deutschland! Ein Vivat, hoch! Prosit! Die Gläser klirren. Der Sekt perlt, er hat die richtige Temperatur. Prosit! Die Herren trinken. Dann, der Hausdiener räumt die leeren Gläser weg, schließt mit weißen Handschuhen die zweiflüglige Tür.
    Sodann beschloss man, sowohl dem Vorschlag des Juristen Porzheimer wie auch den Ideen des Rudolf Lebius nachzugehen. Es gab kein langes Reden mehr. Die Sache war klar. Kognak wurde gereicht, Zigarrenduft schwebte im Raum. Einer hatte eine Mappe mitgebracht. Kunstdrucke. Das Neueste. Symbolismus. Klimt, oh ja, bekannt. Hier von einem gewissen Schneider. Zwei, drei Herren standen beisammen, diskutierten, tauschten ihre Meinungen. Distanziert. Das war denn doch nicht nach ihrem Geschmack. Allzu frei, zu viel nackte Haut, bei dem einen zu viel Frau, bei dem anderen Männer. Und so was hängt öffentlich, in Galerien? Cardauns ging von einem zum anderen, animierte, klopfte jovial die Schultern, fragte, wenn sie wünschten, die Herren, stünde noch eine Sängerin bereit. Mit Liedern des Münchners Richard Strauss, sehr schwermütig, sehr wagnerisch. Doch die Herren lehnten ab. Man wäre zu müde, ein anstrengender Abend. Sie begannen sich zu verabschieden. Droschken fuhren vor. Der Hausdiener leuchtete zu den Wagen. Vielen Dank, oh ja ein schöner Abend. Gute Nacht. Man werde sich sehen. Auf bald. Adieu.

3
    Was für schöne Tage der September noch hat. Und gerade hier in Radebeul, in diesem Vorgarten von Dresden, hier spürt man das besonders. Die Sonne wärmt, die Luft ist lind und lau. Die Dahlien drüben im Park, wahre Blütenbälle in Weiß, in Lila, in Gelb und in Rosenrot, stehen in voller Blüte, auch die Astern zeigen sich in diesem Jahr üppig und schön. Sogar eine Herbstzeitlose hat er schon gesehen, blasslila, zart, zerbrechlich, obwohl die ja erst wie schüchterne Herbstfeen im Oktober hervorzukommen pflegen.
    Trotzdem, er wäre gern noch ein paar Tage länger mit Klara und den Bernsteins auf der Bastei geblieben. Der Gasthof dort hat eine vorzügliche Küche und das Bier schmeckt. Es hat diese böhmische Note, die er so liebt. O ja, die Sächsische Schweiz ist sein Yellowstone, sein Grand Canyon, sein Ersatzamerika. Immer wieder fühlt er sich inspiriert, wenn er hier weilt.
    Aber leider, nichts zu machen, er musste zurück. Für den heutigen Sonntag hat sich Besuch angekündigt. Besuch, den man

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