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Die Gejagte

Die Gejagte

Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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die Wange, die er jetzt berührte.
    Sie trat zurück. »Du hast mich … überlistet.«
    Er hielt noch immer ihre Hand. »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja, es spielt eine Rolle«, sagte Jenny zornig und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. Wie konnte sie nur so dumm sein? Es war ein Spiel, das er mit ihr spielte, um die Erlaubnis zu erlangen, mehr und mehr von ihr zu berühren. »Jetzt verstehe ich – ich werde dich oder irgendetwas, das du mir gibst, nie wieder anfassen. Dieser Trick wird nicht noch mal funktionieren.«
    Seine Lippen lächelten, aber in seinen Augen brannte etwas Heißes und Todernstes. »Vielleicht nicht – aber ein anderer Trick wird funktionieren. Glaub mir, Jenny: Ich werde dich zu der meinen machen – ganz und gar –, noch bevor du das Spiel beendest.«
    »In deinen Träumen!« Insgeheim wünschte sich Jenny, ihr wäre eine originellere Erwiderung eingefallen.
    »Nein – in deinen«, gab er zurück. »Und vergiss nicht, du bist nicht allein hier.«
    Jenny hörte einen Schrei.
    »Das ist Audrey«, stieß sie hervor. »Audrey! Ihr ist etwas
zugestoßen!« Als er ihre Hand immer noch nicht losließ, riss sie sie abrupt aus seiner Berührung.
    Dann sah sie seine Augen – und was sie sah, ließ sie erstarren.
    »Du weißt es«, flüsterte sie. »Du bist derjenige, der ihr das antut – um dich an mir zu rächen.«
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte er. Die Schreie dauerten an. »Willst du, dass es aufhört?«
    Böse, dachte sie. Absolut böse. Grausam, unberechenbar und gefährlich wie eine Kobra. Das werde ich nicht noch einmal vergessen.
    »Ich werde dem ein Ende machen«, sagte sie, und ihre Stimme war leise, aber kämpferisch. »Ich hab dir gesagt, dass ich dieses Spiel gewinnen würde. Und das werde ich. Und ich werde dir niemals nachgeben.«
    Sie warf ihm die silberne Rose vor die Füße.
    Dann rannte sie in die Richtung, aus der Audreys Schreie kamen.
    Sobald sie aus der Sandburg stürzte, eilten die Elfen auf sie zu, aber jetzt war sie durch nichts mehr aufzuhalten; ein scharfes Ausweichmanöver und sie war an ihnen vorbei. Audreys Schreie wurden immer deutlicher. Jenny entdeckte eine Lücke in der nächsten roten Wand, schlüpfte hindurch – und war plötzlich umgeben von widerhallenden Schreien.
    Da entdeckte sie Audrey und die vor ihr stehende Dee. Jenny stolperte auf sie zu und brach keuchend neben ihnen zusammen.

    »Was ist los?«
    Audrey befand sich halb sitzend, halb liegend an der gipsverkrusteten Wand einer kleinen Höhle. Ihre Züge waren vor Entsetzen verzerrt – und als Jenny sich umdrehte, sah sie auch, warum.
    Nach allem, was sie durchgemacht hatte, hatte sie damit gerechnet, immun gegen unheimliche Kreaturen zu sein. Aber diese Dinger – diese Dinger waren …
    »Oh, Gott, Audrey, was ist das?«, brachte sie mit erstickter Stimme heraus.
    Audreys Fingernägel bohrten sich in Jennys Arm. »Das sind Draugar. Lebende Leichen. Sie sind gekommen, um uns zu holen. Ich …« Sie wandte sich ab und würgte.
    Sie rochen wie Leichen – es war der widerlich süße Gestank der Verwesung. Einige von ihnen hatten aufgeblähte Leiber. Andere hatten ledrige Haut, die eingefallen und runzlig war. Und wieder andere schälten sich zu Jennys Entsetzen.
    Eine der Leichen zeigte ihre dicken Fingernägel, die mit der Zeit braun geworden und zu langen, baumelnden Spiralen angewachsen waren. Die Nägel klapperten gegeneinander und machten ein Geräusch, bei dem Jenny ein Schauder überlief.
    Sie versperrten den Ausgang aus dieser Höhle. Jenny wusste nicht mehr, wie sie überhaupt hereingekommen war – auf jeden Fall jedoch führte der einzige Ausweg nur an ihnen vorbei. Die Leichen drängten von allen Seiten heran.

    »Wenn ich es euch sage, dann lauft ihr zur Tür!«, befahl Dee.
    »Zu welcher Tür?«
    Dee streckte die Hand aus und Jenny drehte sich um. Rechts hinter dem nächsten Draugar war eine Wand – mit einer Tür darin. Einer gotischen Tür mit einem blau gestrichenen Bogen darüber.
    »Okay?«, rief Dee. »Macht euch bereit!«
    Sie hatte mit dem linken Bein einen Schritt zurück gemacht, das Knie gebeugt und ihr ganzes Gewicht darauf verlagert. Ihr rechtes Bein war so gebeugt, dass nur die Zehen den Boden berührten. Sie sah wie eine Ballerina aus, aber tatsächlich wurde es Katzenstellung genannt – Dee hatte immer versucht, Jenny in Kung-Fu zu unterrichten.
    Plötzlich schnellte ihr rechter Fuß nach oben und traf den Draugar mit der Ferse unterm

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