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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zerstören.«
    »Welches Ansinnen würden Sie zurückweisen?«
    »Jedes, das zu Zwang führt.«
    »Wozu waren Sie bereits aus Liebe fähig?«
    »Zu allem. Wenn man verliebt ist, setzen achtundneunzig Prozent des Gehirns aus.«
    »Wobei hilft Ihnen die Kunst?«
    »Die Zeit bis zum Abend zu überbrücken.«
    »Was gefällt Ihnen an sich selbst am besten?«
    »Mein langes schwarzes Haar.«
    »Wären Sie bereit, es für ein bestimmtes Anliegen zu opfern?«
    »Ja.«
    »Für welches?«
    »Für jedes ernsthaft vorgebrachte Anliegen.«
    »Wenn ich Sie bitten würde, es jetzt zu opfern, würden Sie es tun?«
    »Ja.«
    »Man bringe mir eine Schere!«
    Iris zuckte nicht mit der Wimper. Ihre großen blauen Augen blickten direkt in die Kamera, ihr Gesicht verriet keine Angst. Neun Uhr abends. Ein großer öffentlicher Sender. Ganz Frankreich sah zu. Sie hatte gut geantwortet, keinen Effekt ausgelassen. Eine Assistentin brachte auf einem silbernen Tablett eine große Schere herein. Der Moderator ergriff sie, trat auf Iris zu und fragte: »Wissen Sie, was ich jetzt tun werde?«
    »Ihre Hände zittern.«
    »Sie sind einverstanden, und Sie werden mich nicht verklagen? Sagen Sie: Ja, ich schwöre.«
    Iris hob die Hand und sprach die Worte »Ja, ich schwöre« so gleichmütig, als ginge es um jemand anders. Der Moderator packte die Schere fester und hielt sie in die Kamera. Das Publikum hielt den Atem an. Der Mann wich kaum merklich zurück, richtete sich wieder auf und hob die Schere. Es sah aus, als bewege er sich in Zeitlupe. Als ziehe er die unerträgliche Spannung in die Länge, um Iris die Gelegenheit zu geben, es sich noch einmal anders zu überlegen und Einspruch zu erheben. Wenn man jetzt nur unterbrechen und Werbung einschieben könnte! Die Minute würde ein Vermögen kosten. Bei meiner nächsten Sendung wird man sich um die Werbeblöcke reißen! Dann trat er zu Iris, strich über ihr schweres Haar, wog es in der Hand, breitete es über ihre Schultern und schnitt hinein. Es gab ein schwaches, kaum hörbares Geräusch, ein Knistern wie von Feilspänen und Seide. Der Mann trat zurück und hielt einen schwarzen Haarstrang in der Hand. Er drehte sich zum Publikum um und schwang seine Trophäe. Ein verblüfftes, entsetztes Raunen ging durch die Reihen. Iris rührte sich nicht. Sie saß kerzengerade da, mit gleichgültiger Miene, die Augen weit geöffnet. Ein leises Lächeln trat auf
ihre Lippen, als sei sie in Trance gefallen. Der Mann griff erneut in das dichte, schwarze, glänzende Haar. Strich es glatt und näherte sich mit der Schere. Das Haar fiel auf den langen ovalen Tisch. Die übrigen Gäste rückten zur Seite, als wollten sie nicht Teil dieser audiovisuellen Hinrichtung sein.
    Es herrschte vollkommene Stille. Zwischen die einzelnen Schnitte der Schere blendete die Regie Bilder fassungsloser Zuschauer.
    Nur noch dieses eine Geräusch war zu hören: die Kiefer der Schere, die sich immer tiefer in die seidige Masse der Haare hineinfraßen. Ein gleichmäßiges, furchterregendes Knirschen. Nicht eine Stimme erhob sich, um ihnen Einhalt zu gebieten. Nicht ein Aufschrei erklang. Nur eine allgemeine Bestürzung, die als dumpfes Murmeln durch die Lippen der Zuschauer drang.
    Der Moderator stutzte Iris’ Haar inzwischen mit den energischen Schnitten eines Gärtners, der mit seiner Gartenschere einer Hecke zu Leibe rückt. Das Klappern der Schere war leiser geworden, weniger brutal. Die silbernen Klingen tanzten in einem metallischen Ballett über Iris’ Kopf. Einzelne Haarbüschel standen noch ab, und der Mann machte sich mit der Beharrlichkeit eines gewissenhaften Friseurgesellen darüber her. Die Einschaltquoten würden durch die Decke gehen. Er wäre in allen Wochenrückschauen vertreten. Alle würden nur noch über seine Sendung reden. Er malte sich die Schlagzeilen aus, die Kommentare, den Neid seiner Kollegen.
    Endlich ließ er die große Schere sinken und verkündete triumphierend: »Meine sehr verehrten Damen und Herren, Iris Dupin hat soeben bewiesen, dass Fiktion und Wirklichkeit eins sind, denn …«
    Er verstummte angesichts des aufbrausenden Applauses, in dem sich die Anspannung der bislang wie versteinert dasitzenden Zuschauer entlud.
    »Denn in ihrem Buch schreibt Iris Dupin über eine junge Frau, Florine, die sich, um ihrer Hochzeit zu entgehen, den Kopf kahl schert! Das Buch heißt Die demütige Königin , erschienen im Verlag Serrurier, und erzählt die Geschichte einer … Soll ich das Buch vorstellen, oder

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