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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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herum, küsste ihre Tante, ihre Mutter und ihren Onkel und bat Joséphine: »Ich darf doch, Maman, oder? Du siehst übrigens wunderschön aus heute Abend!«
    »Findest du?«, entgegnete Joséphine. »Ich habe nichts Besonderes
gemacht. Doch, ich war heute Morgen joggen, vielleicht liegt es daran…«
    »Das muss es sein! Also gut … Bis später! Viel Spaß noch.«
    Stutzig geworden, sah Joséphine ihr nach. Sie verheimlicht mir etwas. Es ist nicht Hortenses Art, mir Komplimente zu machen.
    »Na dann«, sagte Philippe, »auf das Buch!«
    Sie hoben erneut ihre Gläser. Der Kellner brachte ihnen die Speisekarte.
    »Wir empfehlen heute Abend die Flusskrebse, sie sind ausgezeichnet …«
    »Ach übrigens«, erkundigte sich Philippe, »wie heißt das Buch eigentlich?«
    Joséphine und Iris sahen sich bestürzt an. An den Titel hatten sie gar nicht gedacht.
    »Mist!«, sagte Jo. »Du hast recht, ich habe den Titel vergessen!«
    »Dabei habe ich dich wirklich oft genug danach gefragt!«, fiel ihr Iris ins Wort. »Du hast immer behauptet, du wärst sehr gut im Erfinden von Titeln, aber für mich ist dir keiner eingefallen!«
    Um Joséphines Schnitzer wieder auszubügeln, setzte sie nach: »Es ist schon ewig her, seit ich dir das Manuskript gegeben habe. Angefleht habe ich dich, mir ein paar Vorschläge zu machen, aber nein! Nichts! Nicht das Geringste! Dabei hattest du es mir fest versprochen, Jo. Das ist wirklich nicht nett von dir!«
    Joséphine versteckte sich hinter ihrer Karte und wagte nicht, Philippe anzusehen. Er betrachtete sie wortlos, den Blick dunkel vor Zorn. Diese Szene weckte in ihm die Erinnerung an eine andere. Fünfzehn Jahre lag sie nun zurück. Ehrgeiz ist eine zerstörerische Leidenschaft, dachte er. Der Geizige labt sich an seinem Gold, der Wüstling am nackten Fleisch, der Hochmütige bläht sich auf vor Stolz, aber wovon nährt sich der gescheiterte Ehrgeizling? Ihm bleibt nichts außer ihm selbst. Er zerfrisst sich, zerstört sich Stück für Stück, nichts kann seinen Hunger nach Glanz, nach Erfolg mindern. Er ist bereit, sich zu verkaufen oder sich der Seele und des Talents eines anderen zu bemächtigen, um den Olymp zu erklimmen. Damit man ihm endlich Beifall klatscht. Was Iris nicht selbst schaffte, ließ sie von anderen erledigen und heimste stellvertretend den Ruhm dafür ein.
Einmal hätte es fast funktioniert. Jetzt versuchte sie es wieder, und diesmal war das Opfer sogar willig. Sein Blick fiel auf Joséphine, die sich hinter ihrer Karte ganz klein machte.
    »Du hast die falsche Karte, Jo. Das ist die Weinkarte …«
    »Tut mir leid, ich habe mich vertan …«, stammelte sie.
    Philippe kam ihr zu Hilfe.
    »Das ist doch nicht schlimm! Davon lassen wir uns deine Feier doch nicht verderben, nicht wahr, Liebling?«, sagte er, an Iris gewandt.
    Er hatte eine leichte Betonung auf das Wort »deine« gelegt, dann war sein Ton in leiser Ironie immer schärfer geworden, bis hin zu diesem sanften, bissigen »Liebling«.
    »Komm schon, Jo«, fuhr er fort, »nun lächle doch! Wir werden schon einen Titel für das Buch finden.«
    Erneut stießen sie auf das Wohl des Buches an, während der Kellner an ihren Tisch zurückkam, um die Bestellung aufzunehmen. Ein sanfter Wind war aufgekommen, die Fransen der Sonnenschirme zitterten, und der Sand rieselte in leisen Schauern über den Strand. Man roch das Meer, das hinter den üppigen Grünpflanzen in den weißen Holzkübeln verborgen war. Eine plötzliche Kühle senkte sich auf die Schultern der Gäste herab. Iris erschauerte und zog die Stola enger um ihre Schultern.
    »Wir sind doch hergekommen, um zu feiern, oder nicht? Also, auf den Erfolg des Buchs und darauf, dass wir alle drei in unserem Leben Erfolg haben mögen!«

Vierter Teil
    W as tun Sie, was andere nicht tun?«
    »Ich trinke immer noch an der Brust meiner Mutter.«
    »Was fehlt Ihnen zu Ihrem Glück?«
    »Die Ordenstracht einer Karmelitin.«
    »Woher stammen Sie?«
    »Ich bin vom Himmel gefallen.«
    »Sind Sie glücklich?«
    »Ja … auch wenn ich mich jeden Tag am liebsten umbringen würde.«
    »Worauf haben Sie verzichtet?«
    »Darauf, blond zu sein.«
    »Was machen Sie mit Ihrem Geld?«
    »Ich verschenke es. Geld bringt Unglück.«
    »Was ist Ihr liebster Zeitvertreib?«
    »Leiden.«
    »Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?«
    »Eine Atombombe.«
    »Nennen Sie drei Zeitgenossen, die Sie verabscheuen.«
    »Mich, mich, mich.«
    »Wofür treten Sie ein?«
    »Für das Recht, mich selbst zu

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